1. Genua.
IIY
1. Genua.
Knfang Npril deg Zahres 1826 machte sich Rottmann mit seinem Neise-
gefährten, dem bekannten Nünchener Lithographen Zriedrich hohe^, nach
Italien auf. 5ie reisten durch die Zchweiz, und mit einer Narawane von
14 Lchlitten, deren vordersten er und hohe ritten, zogen sie über den 5t. Lern-
hard, der so „über und über beschneit war, datz die 5ennhütten gar nicht oder
nur kleine Gipfel davon zu sehen waren, sonst nur hohe Zelsenwände hoch in
die Luft hinaufragend^."
51m siebenten Tag waren sie in Nlailand, am 29. Npril in Genua. Oie
grotze hafenstadt macht einen mächtigen Eindruä auf ihn, und er preist sie und
das ganze Land in den höchst bezeichnenden IVorten: „Ieder, der nach Genua
kommt, wird seine hohe Nleinung davon befriedigt sehen, so wie Italien
vielleicht nur allein geeignet ist, alle 5inne eines jungen freien
Nlannes auszufüllen, wenn er das Leben mit seiner Nunst zu ver-
einigen trachtet." Oah diese Nnsicht sich gerade an Rottmanns Nunst, viel-
leicht mehr als bei der eines jeden anderen, bewahrheiten sollte, ist das Ent-
scheidende und IVertvolle in diesem Nusspruch, der uns genau zeigt, wohin
Rottmanns Runst laufen will. Oas bunte Leben und Treiben gefällt dem
erstaunten Rottmann ganz gut und macht ihm rechten 5paß. 5o wenn er scherz-
haft schimpft: „Ehe wir an die Rüste kamen, war es ziemlich rauh und wir
nahmen deutlich wahr, datz es doch noch weit sein müsse bis dahin, wo's die
Affen gebe. Ich wünschte in der Tat lieber unter den Rffen zu leben als unter
dem verfluchten Gesindel, von dem man immer in den 5tratzen umringt wird,
und an meiner heidelberger Mütze sehen sie mir's dann immer auf halb 5tunde
IVegs an, datz ich ein Zremder bin und bieten ihre hundertfältigen Oienste an,'
ich sehe für's Erste keinen besseren Rusweg, als die Rappe herunterzulassen
und mir einen neuen 5ommerhut zu kaufen. . ."
Ooch „so lumpig das Volk von Genua Einem in der 5tadt erscheint", so
sehr gefällt es ihm auf dem Molo. Oiese Tätigkeit der Zremden im hafen und
die Griginalität der Matrosen und 5eefahrer so vieler Nationen ist ihm höchst
unterhaltend.
Kllein vom künstlerischen 5tandpunkt aus muß Rottmann doch sagen:
„Oer hafen wäre mehr für einen Genremaler als für einen Landschaftsmaler
geeignet, und für einen solchen ist im Ganzen der 5tadt und deren Umgebungen
sehr schwer beizukommen; entweder wird sie zu sehr ausgebreitet oder liegt
zu nahe." Oa sich aber keine Mohnung mit einer „interessanten Lage" finden
1 hohe war nicht nur Lithograph, sondern auch Nadierer und Maler. Lr ist in Nagreuth als Sohn eines
Malers geboren und starb am 7. Juni I87Ü in München. svgl. Thieme-Beckers Uünstler-Lexikon, Bd. 17 (1924),
5. 311/12.)
2 Brief vom 30. Upril 1826.
IIY
1. Genua.
Knfang Npril deg Zahres 1826 machte sich Rottmann mit seinem Neise-
gefährten, dem bekannten Nünchener Lithographen Zriedrich hohe^, nach
Italien auf. 5ie reisten durch die Zchweiz, und mit einer Narawane von
14 Lchlitten, deren vordersten er und hohe ritten, zogen sie über den 5t. Lern-
hard, der so „über und über beschneit war, datz die 5ennhütten gar nicht oder
nur kleine Gipfel davon zu sehen waren, sonst nur hohe Zelsenwände hoch in
die Luft hinaufragend^."
51m siebenten Tag waren sie in Nlailand, am 29. Npril in Genua. Oie
grotze hafenstadt macht einen mächtigen Eindruä auf ihn, und er preist sie und
das ganze Land in den höchst bezeichnenden IVorten: „Ieder, der nach Genua
kommt, wird seine hohe Nleinung davon befriedigt sehen, so wie Italien
vielleicht nur allein geeignet ist, alle 5inne eines jungen freien
Nlannes auszufüllen, wenn er das Leben mit seiner Nunst zu ver-
einigen trachtet." Oah diese Nnsicht sich gerade an Rottmanns Nunst, viel-
leicht mehr als bei der eines jeden anderen, bewahrheiten sollte, ist das Ent-
scheidende und IVertvolle in diesem Nusspruch, der uns genau zeigt, wohin
Rottmanns Runst laufen will. Oas bunte Leben und Treiben gefällt dem
erstaunten Rottmann ganz gut und macht ihm rechten 5paß. 5o wenn er scherz-
haft schimpft: „Ehe wir an die Rüste kamen, war es ziemlich rauh und wir
nahmen deutlich wahr, datz es doch noch weit sein müsse bis dahin, wo's die
Affen gebe. Ich wünschte in der Tat lieber unter den Rffen zu leben als unter
dem verfluchten Gesindel, von dem man immer in den 5tratzen umringt wird,
und an meiner heidelberger Mütze sehen sie mir's dann immer auf halb 5tunde
IVegs an, datz ich ein Zremder bin und bieten ihre hundertfältigen Oienste an,'
ich sehe für's Erste keinen besseren Rusweg, als die Rappe herunterzulassen
und mir einen neuen 5ommerhut zu kaufen. . ."
Ooch „so lumpig das Volk von Genua Einem in der 5tadt erscheint", so
sehr gefällt es ihm auf dem Molo. Oiese Tätigkeit der Zremden im hafen und
die Griginalität der Matrosen und 5eefahrer so vieler Nationen ist ihm höchst
unterhaltend.
Kllein vom künstlerischen 5tandpunkt aus muß Rottmann doch sagen:
„Oer hafen wäre mehr für einen Genremaler als für einen Landschaftsmaler
geeignet, und für einen solchen ist im Ganzen der 5tadt und deren Umgebungen
sehr schwer beizukommen; entweder wird sie zu sehr ausgebreitet oder liegt
zu nahe." Oa sich aber keine Mohnung mit einer „interessanten Lage" finden
1 hohe war nicht nur Lithograph, sondern auch Nadierer und Maler. Lr ist in Nagreuth als Sohn eines
Malers geboren und starb am 7. Juni I87Ü in München. svgl. Thieme-Beckers Uünstler-Lexikon, Bd. 17 (1924),
5. 311/12.)
2 Brief vom 30. Upril 1826.