Zchlosser unö der Goethekreis.
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den Rreuzgang umfingen, errichtet, und dem aus dem 14. Jahrhundert stam-
menden Rirchlein lietz er im Ivesten einen Turm vorsetzen.
Kls aber dann in heidelberg die katholische pfalzneuburgische Linie den
Thron bestieg, kamen auch die Jesuiten in die Pfalz, und 1709 nahmen sie
Stift Neuburg in ihren Lesitz, wo es bis zur tlufhebung des Grdens 1773 ver-
blieb, um dann in die hände ihrer Rechtsnachfolger, der Lazaristen, über-
zugehen. lvährend dieser Zeit war das Ztift eine Ztätte, wohin sich die kferren
patres nach den Nühsalen der tlrbeit zur Lrholung zurückzogen,- „besonders
nach überstandenen promotionen gab man sich hier gern den Genüssen der
Tafel und des geselligen Lebens hin." tlllein die finanzielle Notlage der durch
die Revolutionskriege in ihren Einkünften aus den linksrheinischen Lesitzungen
geschmälerten heidelberger Universität veranlatzte diese, die kurpfälzische Re-
gierung mit der Bitte anzugehen, der Universität das Stift zur Tilgung der
rückständigen professorenbesoldungen zu überweisen. Oaraufhin wurde Neu-
burg im Zahre 1799 dem Rotgerber Zohann peter IVerle für die der Universität
vorgeschossene Summe verpfändet und ging somit in privatbesitz über. Uuf
Umwegen erwarb es nun schlietzlich 1825 der Zrankfurter Rat Zohann Zried-
rich heinrich Schlosser, der Kreund und Schwiegerneffe Goethes, der Nlä-
zenas der Nazarener, einer der Sührer der katholisch-romantischen Lewegung.
Schlosser und der Goethekreis.
Zriedrich Zchlossers Leben stand von vornherein unter dem Stern Goethes.
Schon in den siebziger Zahren des 18. Zahrhunderts war Goethe dem Vater
hierongmus Peter und dem Gnkel Zohann Georg Schlosser freund-
schaftlich nahe getreten, wovon der Unfang des 12. Vuches von „Vichtung und
lvahrheit" ausführlich erzählt. Viese Vekanntschaft wurde dann zu naher Ver-
wandtschaft geschürzt, als Zohann Georg Schlosser am 1. November 1773
Goethes Schwester Lornelie als Gattin heimführte und somit Goethes Schwager
ward. Trotz dieser engen Zamilienbande scheint ihn mit Goethe aber kein so
herzliches verhältnis verknüpft zu haben wie seinen Bruder hierongmus Peter,
den verfertiger lateinischer Gedichte und eines heute auf Stift Neuburg ge-
zeigten mgthologisch umständlichen Epithalamiums auf seines Lruders hochzeit
mit Lornelie Goethe. Zhn hat Goethe nicht nur in einer oor 1775 entstandenen,
zaghaft feinen Bleistiftzeichnung festgehalten, er hat auch das bekannte in der
Griginalhandschrift, nebst jener Zeichnung und einem heiteren Lrief, auf Ztift
Neuburg befindliche Gedicht an ihn gerichtet, worin er ihn anredet:
„Vu dem die Nlusen von den Nktenstöcken
die Rosenhände willig strecken."
Oie Zreundschaft des grotzen Oichters ging auch auf hierongmus Schlossers
Söhne, unsern am 31. Oezember 1780 geborenen Kritz Schlosser und den
um zwei Zahre jüngeren, schwärmerisch überspannten Lhristian über. Nuf
dem Zrankfurter Ggmnasium vorgebildet, studierte Zritz Schlosser 1799 in halle
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den Rreuzgang umfingen, errichtet, und dem aus dem 14. Jahrhundert stam-
menden Rirchlein lietz er im Ivesten einen Turm vorsetzen.
Kls aber dann in heidelberg die katholische pfalzneuburgische Linie den
Thron bestieg, kamen auch die Jesuiten in die Pfalz, und 1709 nahmen sie
Stift Neuburg in ihren Lesitz, wo es bis zur tlufhebung des Grdens 1773 ver-
blieb, um dann in die hände ihrer Rechtsnachfolger, der Lazaristen, über-
zugehen. lvährend dieser Zeit war das Ztift eine Ztätte, wohin sich die kferren
patres nach den Nühsalen der tlrbeit zur Lrholung zurückzogen,- „besonders
nach überstandenen promotionen gab man sich hier gern den Genüssen der
Tafel und des geselligen Lebens hin." tlllein die finanzielle Notlage der durch
die Revolutionskriege in ihren Einkünften aus den linksrheinischen Lesitzungen
geschmälerten heidelberger Universität veranlatzte diese, die kurpfälzische Re-
gierung mit der Bitte anzugehen, der Universität das Stift zur Tilgung der
rückständigen professorenbesoldungen zu überweisen. Oaraufhin wurde Neu-
burg im Zahre 1799 dem Rotgerber Zohann peter IVerle für die der Universität
vorgeschossene Summe verpfändet und ging somit in privatbesitz über. Uuf
Umwegen erwarb es nun schlietzlich 1825 der Zrankfurter Rat Zohann Zried-
rich heinrich Schlosser, der Kreund und Schwiegerneffe Goethes, der Nlä-
zenas der Nazarener, einer der Sührer der katholisch-romantischen Lewegung.
Schlosser und der Goethekreis.
Zriedrich Zchlossers Leben stand von vornherein unter dem Stern Goethes.
Schon in den siebziger Zahren des 18. Zahrhunderts war Goethe dem Vater
hierongmus Peter und dem Gnkel Zohann Georg Schlosser freund-
schaftlich nahe getreten, wovon der Unfang des 12. Vuches von „Vichtung und
lvahrheit" ausführlich erzählt. Viese Vekanntschaft wurde dann zu naher Ver-
wandtschaft geschürzt, als Zohann Georg Schlosser am 1. November 1773
Goethes Schwester Lornelie als Gattin heimführte und somit Goethes Schwager
ward. Trotz dieser engen Zamilienbande scheint ihn mit Goethe aber kein so
herzliches verhältnis verknüpft zu haben wie seinen Bruder hierongmus Peter,
den verfertiger lateinischer Gedichte und eines heute auf Stift Neuburg ge-
zeigten mgthologisch umständlichen Epithalamiums auf seines Lruders hochzeit
mit Lornelie Goethe. Zhn hat Goethe nicht nur in einer oor 1775 entstandenen,
zaghaft feinen Bleistiftzeichnung festgehalten, er hat auch das bekannte in der
Griginalhandschrift, nebst jener Zeichnung und einem heiteren Lrief, auf Ztift
Neuburg befindliche Gedicht an ihn gerichtet, worin er ihn anredet:
„Vu dem die Nlusen von den Nktenstöcken
die Rosenhände willig strecken."
Oie Zreundschaft des grotzen Oichters ging auch auf hierongmus Schlossers
Söhne, unsern am 31. Oezember 1780 geborenen Kritz Schlosser und den
um zwei Zahre jüngeren, schwärmerisch überspannten Lhristian über. Nuf
dem Zrankfurter Ggmnasium vorgebildet, studierte Zritz Schlosser 1799 in halle