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Krauß, Fritz
Carl Rottmann — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, Band 9: Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.19424#0216

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i86

2. Oie wandbilder.

Was ist das auf Turners ot öuiue" für ein unruhiges Ourcheinander-
wogen der verschleierten Linien und Ourcheinanderfluten der gebrochenen
Zarben gegenüber den ruhigen, tlaren Liniengängen und Zarben in Rott-
manns Gemälde! vatz Turner, wie wir gesehen haben, gerade wie Rembrandt
auch zuweilen atademische versatzstücke oerwendet, stempelt ihn noch lange
nicht zum „idealen Landschafter". Oas sind Autzerlichteiten, Zchlacken, die ihm
die Überlieferung mitgegeben hat. Eine Melt liegt zwischen ihm und üott-
mann.

2. Die Wandbilder.

„Oie üufgabe der ürtadenbilder", sagt Regnet', „mutzte für einen so denken-
den wie strebsamen üünstler eine überaus verlockende sein. Oas landschaft-
liche Llement war bisher in Zresko-Lildern als blotze Nebensache erschienentz
welche man eher zu umgehen, als aufzusuchen bemüht war. Nun sollte die
bisherige Nebensache zur hauptsache werden. von der Technik, von der Rott-
mann gesprochen, war später, so heitzt es, teine Rede mehr,- der Nünstler
mutzte sich somit die bisherige für seine Zwecke zurechtlegen. Rottmann ging
mit zuversichtlichem Ntut an die Nrbeit und setzte sie in ununterbrochenem
Nampfe mit hundert Zchwierigteiten unoerdrossen fort, um sie im herbste
des Zahres 1834 nach dreijähriger Nrbeit zu vollenden.

Menn die ersten Lilder den später ausgeführten an lVert nicht gleich-
kommen, so erklärt sich das leicht genug aus der erst noch geringeren Erfahrung
des Nünstlers mit der Technik. Überdies mutzten überall die zartesten 5tim-
mungen, die feinste harmonie der Karbe, ohne die wirtsamen hilfsmittel
erzielt werden, die dem Glmaler in den Lasuren zu Gebote stehen. Oabei trieb
die Natur der Technit zu fortwährender Eile und gab im Nugenblicke der Nrbeit
nie die erwünschte Zicherheit des Erfolges. Trotzdem lätzt die technische Voll-
endung dieser Lilder im allgemeinen nichts zu wünschen übrig und erreicht
neben wahrhaft genialer Lharakterisierung der landschaftlichen Lrscheinung
ihren höhepunkt in den Nnsichten von Reggio, palermo und INessina.

Rottmann erwies sich in den Nrkadenbtldern als ein feinfühlender Rünstler,
der es verstand, während er in grotzen, oft gewaltigen Zügen den allgemeinen
Eharakter der Natur wiedergab, einen hauch echt poetischer Ztimmung darüber
wehen zu lassen. NNt feinstem Gefühle fand er für jede Nnsicht nicht blotz den
günstigsten Ztandpunkt, sondern auch die am schärfsten kennzeichnende Zahres-

l Neznet, S. t5ff.

- Georg oon villis hatte zwar schon früher auf Lchlotz Oietramszell wandgemälde geschaffen. Lie waren
allerdings nicht in Kresko, sondern in Tempera auf Leinwand gemalt. heinrich lhöhn spricht auf 5. 106 seiner
,Münchener Malerei" bei einem der drei hauptbilder dieser Lerie, einer Isartallandschaft von einem „Lmpfinden
für Lodenformen, wie es bei den anderen Ulünchnern der Zeit nicht zu finden war." Und höhn finüet darin ein
wahlverwandtes Streben zu Uottmann; Urkadensresken, und in diesem „Zsartalbild deutlich vorgebildet, was
Kottmann dann mit seiner kraftvollen Stilisierungskunst zu vollendeter Lösung brachte. vorgebildet — denn unser
Uünstler (Oillis) war noch nicht im Lesitz einer solchen Ltilsicherheit, wie jener sie sein eigen nannte." sOatz
Landschaft als monumentaler Lchmuck in klrchitekturen doch keine neue Uufgabe war, beweisen die berühmten
„Uirchenlandschaften" mit Einsiedlerstaffage aus dem 17. Iahrhundert, von denen längst eine Urbeit von
wörmann gehandelt hat.f
 
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