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Krauß, Fritz
Carl Rottmann — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, Band 9: Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.19424#0303

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Zchlosser und die romantischen Ulaler.

der männlichste Maler seiner Zeit, trotz seiner an sich strengen Züge, etwas
mädchenhaft Zcheues, träumerisch versunkenes in dieser Auffassung, während
Lornelius selber seinem Kreund in die wallenden haare, die edelstarke Nase, in
die mächtigen Nugenbogen, den sinnlich vollen Nkund allen ungestümen Orang
seiner eigenen Zeele hineingebändigt hat und aus den herrlich hellen Nugen
des Zreundes sein eigenes Keuer strahlen lätzt. 5o hat sich hier ein Zreund im
anderen dargestellt.

Weitere lVerke Ariedrich Gverbecks, der ja wiederholt Zchlossers Gast war,
weilen nicht mehr auf dem Ztift. Zwei Zepiazeichnungen, eine „heilige Zamilie"
und eine „Grablegung Lhristi", sowie eine reinliche, sanftL Bleistiftzeichnung
„tluferweckung von Zairi Töchterlein" (alle drei abgebildet in den „Meister-
werken des Ztifts Neuburg", verlag §. Bruckmann in Nkünchen 1880), die, aus
Zchlossers Lesitz, noch 1880 auf dem Ztifte sich befanden, sind durch Erbteilung
an verwandte des heutigen Ztiftsherrn abgezweigt worden, wie manch andere
Bilder auch noch. Oiese drei anmutsvollen, innig leisen Verke Gverbecks sind
wohlgestellte Nompositionen, die ihre Nbkunft vom florentinischen Naffael gut
durchschimmern lassen.

Nkehrmals Gast auf dem Ztift war auch Philipp Veit. N)ir sehen ihn
auf einem Belbstporträt in Nohlezeichnung, das er um 1815 in Nom gemacht
hat (abgebildet in den „Nkeisterwerken des ätifts Neuburg" Nr. 5). Oer breit-
frisierte Nopf eines Zünglings von einigen zwanzig Zahren blickt da, nach
junger Nünstler Nrt, unternehmend in die N)elt. Ein anderes N)erk von Veits
hand ist das Glbildnis der Zreifrau Nkarie von Bernus, einer nahen Verwandten
Zritz Zchlossers. Oas 1838 entstandene Gemälde präsentiert rein malerisch-
koloristisch die vorzüglichste Leistung aller auf dem Ztift vorhandenen Bilder'.
Unter den Nazarenern galt die Zarbe ja als etwas Zinnliches, Zündiges, und
nur die reine Nontur sollte reiner Gesinnung Nusdruck sein. Oaher sind die
meisten Nazarener im Nolorit ihrer Bilder über ein blotzes Zlluminieren eigent-
lich nicht hinausgekommen. Philipp Veit war fast der einzige unter ihnen, der
nicht blotz mit dem Gemüt malte, sondern auch einen tüchtigen handwerklichen
Zchulsack und eine feine Nkalkultur zur Nunst mitbrachte. N)ie er das knisternde
Zchimmern des weitzen Ntlaskleides und die zarten rosa-grünen Neflexe der
damastgefütterten Znnenseite der pelzbesetzten Zammetmantille herausgeholt
und wie er das Zleisch der Zrau so blühend gemalt hat, das zeugt für das kulti-
vierte Nönnen Veits, das in dem kleinen anwesenden Entwurf zu seinem
„Zriedrich I I." im Naisersaal zu Zrankfurt allerdings wie plötzlich eingetrocknet
erscheint. Es kam eben auch sehr auf die Nufgabe an, vor die sich diese Nkaler
gestellt sahen. Ein monumentales Ztilbild verlangt andere Nkittel als ein
lebensfrisches porträt. Oie Zeichnung einer sinnigen, minnigen „Genoveva"
mit einem schnurrigen häslein im Eck, dem der Nnabe versunken zuschaut
(abgsbildet im „Ztiftsalbum" und in den „Nkeisterwerken des Ztifts Neuburg"),
befindet sich heute nicht mehr im Besitze des Ztifts.

Oer Lieblingskünstler und pausfreund Friedrich Zchlossers war aber der
andere Zrankfurter: Edward oon Zteinle. Oen umfangreichen, sehr warm-

> i Oas schöne Krauenbild ist auch in dem werk über die Iahrhunderiausstellung von 1906 I 161 abgebildet. j
 
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