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Krauß, Fritz
Carl Rottmann — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, Band 9: Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.19424#0188

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5. lvieder in München. Oer neue Ztil.

hat, welche für Landschaften die allerungünstigste ist, indem das sentrechte
Licht, durch das hinwerfen der Zchatten unter sich, die Losarbeitung
autzerordentlich schwierig macht. Referent erkennt, dessen ungeachtet, die
oortrefflichen Einzelheiten dieser Landschaft, wohin der sehr effektvolle
Wolkenschatten gehört, gebührend an. Einen weit besseren Lrfolg sichert
jedoch aus obigen Ursachen das zweite Bild, in dem durch den niederen
Ltand der Zonne die Beleuchtung dem Gelingen der Urbeit viel günstiger
ist. Oas Bild hat überhaupt mehr vorzüge: der charakteristische Baum,
die weitumherrankenden Zchlinggewächse sind für die Technik des k)errn L.
höchst dankbar gewesen. Oie Ziguren auf den Bildern sind zwar treffend ge-
zeichnet, indessen sehr flach und durch ihr Uolorit, welches fast ein und dasselbe
mit dem des Bodens ist, zu grotzer Ukonotonie herabgesunken'."

Oer Uritiker wirft Blechen vor, datz er der „poetischen haltung" durch die
lVahl einer mittäglichen Beleuchtung entgegengearbeitet hat. Bottmann hat
auch den „heitzen Mittag", wie Schorn selber sagt, in seinem „palermo" gewählt.
(Ukan sieht das auch an den sonnendurchglühten violetten Zchattenmassen am
Futze des Berges. Ztünde die 5onne tiefer, so müszte der Gipfel und nicht
die Oünste am Zutze des Gebirgs am stärksten von den Ztrahlen getroffen
werden.) Ullein es ist Bottmann nicht im geringsten eingefallen, wie sichs
gehörte, ein senkrechtes Licht anzunehmen, welches die knappen Zchlagschatten
unter die Bäume wirft, so datz dies „das Losarbeiten autzerordentlich schwierig
macht". Gewitz, in seiner Jugend, als Bottmann noch Zreilichtmaler war, auf
den tlquarellen von „Laden-Laden" l8k9 bis „partenkirchen" l823 sowie dem
Gemälde „Burg Lltz" hat es Bottmann noch so gemacht. ülber nun er, schon
in München und vor allem in Bom, die klassischen Landschafter studiert hat, ist
ihm die Lrleuchtung geworden, datz „das lVahrscheinliche, welches der einzige
vorwurf eines wahren Malers und das Ziel der Malerei ist"^ „oft wahrer zu
sein scheint als die lVahrheit selbst"b. Und so macht er, unbekümmert um die
Naturwahrheit, den Zchatten der linken Laumgruppe und den des Ztein-
kreuzes so lang, als wenn es früher Morgen oder später Ubend wäre. (Oer
Zchatten des Zteinkreuzes im Mttelgrund ist dreimal so lang wie das Ztein-
kreuz hoch ist!) Und er macht dies blotz, um zwei „Zufälle" herauszuschlagen,
welche die „Losarbeitung" der Lildgründe aufs trefflichste bewirkenL

Oer Uritiker tadelt schlietzlich an Llechen die Zarbenmonotonie: „Oie
lViederholung einerlei Zarbe in einerlei Gemälde mutz man so viel als möglich,
oermeiden," sagt de piles 5. 280. Rottmann hat diesen Rat auch wohl befolgt
und im hintergrund alle Gegenstände im Glanz der „hohen Zonne" strahlen
lassen, während dem vorgrund Zchorn, wie schon erwähnt, „noch etwas mehr
Uraft und Lestimmtheit und den höheren Zarbenton wünscht, welcher allen
südlichen Gegenden eigen ist." Rottmann hat in der Zweiten Uusführung dieses

^ G. rtern: Narl Llechen, L. 8Zf.

- de piles, S. 32.

^ Lbenda, 5. 26.

^ Ubrigens, den „effektvollen wolkenschatten" in Vlechens Lampagna-Bild, den wir auch im Mttelgrund
des Nottmannschen Lildes sinden, — diesen „Zufall" erkennt der Llechenrezensent „gebührend" an.
 
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