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Krauß, Fritz
Carl Rottmann — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, Band 9: Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.19424#0298

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Schlosser und die romantischen Oichter.

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Kber in dieser biiürze steckt beileibe keine Zlüchtigkeit, nur die gesättigte Zestig-
keit bittersten Ernstes, echtester Überzeugung. Um so größer erscheint es uns
aber, daß sowohl Goethe wie Schlosser in ihren gegenseitigen Leziehungen
keiner dem andern, nach diesem Schritt, irgend etwas nachtrug. Ungetrübt
währte ihr treuherziges verhältnis weiter. „Oer Gläubigste ist auch der vuld-
samste", war Zriedrich Zchlossers Lebenssatz. Lrst recht sein nahes verhältnis
zu dem festen, eifrigen protestanten Zreiherrn vom Ztein, mit dem zu-
sammen er 18l9 für die Gründung der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichts-
kunde und das Zustandekommen der iVlonumentu Oermuniue üistorieu wirkte,
beweist seine grandiose Toleranz. Ullein es war ein schwerer Schritt, der gerade
bei einer so heiter milden, still verständigen Natur, wie Kriedrich Schlosser es
war, manchen seltsam berühren mag und nach einer Erklärung suchen läßt.
Zwei Iahre vorher hatte zwar der Schwarmgeist Thristian Schlosser, der Bruder,
gleichzeitig mit dem Schicksalsdramatiker Zacharias lVerner in Rom denselben
Schritt getan, l8lZ der befreundete Nlaler Overbeck. Oas waren Beispiele.
Oer verkehr mit Nlemens Brentano mag mitgewirkt haben. Vor allem trugen
aber die drückenden Zeitverhältnisse dazu bei. Gs war eine laute, donnernde
Zeit, wo der eherne Schritt napoleonischer Nolonnen Europa durchdröhnte, wo
Staatsgebilde und Zürsten wie Pappfiguren vom Utemhauch eines Einzigen
umgeblasen wurden, wo man vor lauter Nanonendonner und Nriegsgeschrei
seine eigene innere Stimme nicht mehr hörte. kver da keine grobe Eisennatur
war, der wurde leicht erdrückt von den schwerlastenden Zeitläuften. Zriedrich
Schlosser war einer jener Sanften und Stillen im Land, die dem Oruck auszu-
weichen suchten und in dem tobenden Getriebe der Zeit ihre Seele nicht ver-
lieren wollten. Er hätte, wie«Goethe, seinen Geist in den sützen herrlichkeiten
des Grients erheitern und einlullen können, allein seine Natur — und die
bleibt am Ende doch das Lntscheidende — seine scheue, fromme Natur trieb
ihn unter die warmen, schützenden Zittiche der katholischen Nirche.

Zn der katholisch-romantischen Nichtung bewegt sich auch Zchlossers dich-
terische oder besser nachdichterische Produktion. Eine Reverenz an Goethe ist
zwar sein polgglottischer versuch, des Kreundes bekanntes Gedicht „Zreudvoll
und leidvoll" in zwölf Zprachen zu übertragen, welches Büchlein er „Krau
Geheimrätin lvillemer huldigend zu §ützen gelegt" hat. Nllein ganz in jener
Nrt sind dann seine übrigen kverke. Zunächst die Neuausgaben heiliger Schriften:
l)e imitutione Zesu Olnisti. Nckitio novu. lmancol. l82Z,- dann „Bekenntnisse
aus dem Leben der heiligen Theresia von Zesu". Zns Oeutsche übertragen.
Zrankfurt l827,- „Oie Nachfolge des armen Lebens Lhristi von Zohannes Tauler",
l8ZZ,- „Oie Lieder des heiligen Kranz von Nssisi", l842 und vieles andere
Nleinere. Oann seine Schrift: „Oie morgenländische orthodoxe Nirche Nutzlands
und das europäische Nbendland", l845. Zriedrich Lchlossers hauptwerk ist aber
das zweibändige: „Oie Nirche in ihren Liedern durch alle Zahrhunderte", das
nach Zchlossers Tod, l852, von seiner lvitwe mit einem vorwort von Beda
lveber herausgegeben wurde. Es bringt Übersetzungen katholischer lateinischer
Nirchenlieder vom 4. Zahrhundert ab, Überarbeitungen vorgefundener deutscher
Lieder, Learbeitungen lgrischer Stücke aus dem ülten und Neuen Testament.
 
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