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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 4): Schlachtfelder aus den Perserkriegen, aus der späteren griechischen Geschichte und den Feldzügen Alexanders und aus der römischen Geschichte bis Augustus — Berlin, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.7384#0213

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200

Peloponnesücher Krieg und 4. Jahrh.

welche von Fluß zu Fluß ging, vom übrigen Lande abzuschneiden')•
Diese Beschreibung paßt nur auf die große Flußschlinge, welche bei
dem heutigen Türkendorfe Jenikioi oder griechisch Neochori beginnt
und einen 150 Meter hohen, nach Norden, Westen und Süden ziemlich
steil abfallenden Hügelrücken umfaßt, der nur nach Osten hin durch
einen schmalen Sattel, östlich von Punkt 112 mit dem übrigen, sich
bis zu 386 Meter erhebenden Hügellande zusammenhängt2). Da an
dieser Ostseite von Norden und besonders von Süden her ziemlich
tiefe und steilrandige Tälchen dem Sattel zustreben, kann die „lange"
von Thukydides genannte Mauer nicht wohl anders als auf dem
westlichen Hochrande dieser Tälchen gelaufen sein, die man als natür-
lichen Schutz und gewissermaßen als Wallgraben benutzt haben wird.
Sie wird von Punkt 112, oder etwas östlich davon, auf den Höhen-
rücken nach Norden etwa über Punkt 86 bis an den Fluß und nach
Süden etwa über Punkt 4, gleichfalls bis an den Fluß laufend zu
denken sein, und wir haben sie so auf der Karte eingezeichnet,
(s. Kärtchen „lange Mauer".)

Der durch sie und die Flußschlinge begrenzte Eaum war nun
aber keineswegs ganz von einer Mauer umschlossen. Er ist etwa
doppelt so groß wie das Themistokleische Athen, und es verbietet sich
von selber, eine solche Größe der Stadt anzunehmen. Auch würde
das direkt den Angaben des Thukydides widersprechen.

Als nämlich Brasidas von der Ohalkidike, also von Westen h?r
kommend, an den Ausfluß des Strymon aus dem Prasias oder Kerkinites
See, dem heutigen Tachinos, etwa 5 Kilometer nördlich von Amplii-
polis gelangt war und von dort aus in einem Nachtmarsche die

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2) Mit dieser Lage stimmen alle Augenzeugen überein. Leake beschreibt
sie III 184 am genauesten; aber auch Cousinery I 125 und Heuzey 166 weichen
nicht ab. Der Ort heißt jetzt bei den Eingeborenen ta Marmara; das hier von
Leake erwähnte Dorf Alibassa ist auf den modernen Karten nicht mehr vorhanden-
Cousinery konnte noch „pendantune deini-heure les murs de la ville partout
renverseV verfolgen und sah an der Ostseite der Stadt „ruineB d'une porte" die
er für das thrakische Tor des Thukydides hält; Heuzey sah im Südosten der Stadt
„quelques assises de grandes pierres rectangulaires", die wie griechisches Mauer-
werk aussahen, und die er der langen Mauer des Thukydides zuspricht. — Die
Angaben von Desdevises S. 408 sind unklar und Ar)jj.iiroat hat sie S. 538 in seiner
flüchtigen Art noch obendrein mißverstanden.
 
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