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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Konkurrenz um ein Brunnendenkmal Kaiser Ludwigs des Bayern für die Stadt Weißenburg a. S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0030

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Brunnendenkmal. Konkurrenz.

Stabt und Umgegend außerordentlich gelitten, auch
ist bei dem Treffen bei Mühldorf und Gaminels-
dorf unter dem tapferen Nürnberger Siegfried
Schweppermann ein Fähnlein der Weißenburger
für Kaiser Ludwig gewesen, da Weißenburg
und Nürnberg beständig in Bündniß stand."

„Dagegen aber zeigte sich dieser Kaiser gegen
hiesige Stadt sehr gnädig, denn so wie er derselben
mehrere Privilegien ertheilt und durch eine Urkunde
dat. München an dem Samstag vor perrensaßuacht
s530 alle Freiheiten bestätigt hatte, so schenkte er
ihr auch den bedeutenden Ge m ein de w a ld,

Z8. Brunnenmodell; Skizze von Balth. Schmitt, kNünchcn.

den die Stadt noch besitzt." Die noch erhaltene
Schenkungs-Urkunde trägt das Datum: „Geben zu
Nürnberg am St. Dionysi-Abcnd nach Thristi Ge-
burt f338, in dem unseres Reichs und im sp,"
des Kaiserthums." Der Werth dieser Schenkung,
ursprünglich schon recht ansehnlich, hat sich inzwischen
so gesteigert, daß die Stadt in der selten glücklichen
Lage ist, ihre Bürger von der Entrichtung jeglicher
Umlage zu entheben. Fürwahr ein kaiserliches Ge-
schenk, dafür kein Dank zu viel ist!

Es braucht keines Hinweises darauf, wie sinn-
voll die Anlage eines Brunnens den Dank für die
Schenkung des prächtigen Waldes zum Ausdruck
bringt. Wald und Wasser sind untrennbare Be-
griffe, und für die Weißenburger Gegend scheint
nicht zuletzt der ausgedehnte Stadtwald die Ursache

des Wafferreichthuins zu sein, der auch dem projek-
tirten Brunnen zu Gute kommen wird. Wenigstens
entspringt in jenen Waldesgründen die Quelle, die
diesen künftig speisen soll. —

Die Bedingungen der Konkurrenz, an der alle
in Bayern lebenden Künstler theilnehmcn konnten,
waren verhältuißmäßig günstige. Für die Ausfüh-
rung standen (mit Einschluß der aus dem staatlichen
Fonds zur pflege und Förderung der Kunst bewilligten
Zuschüsse) der Betrag von ^5 000 Ulk. zur Bei-
fügung. Als erster Preis wurde die Usbertragung
der Ausführung des Denkmals, als zweiter war die
Summe von f500 Ulk. und als dritter Preis
f000 Mk. ausgesetzt. Ulindcstmaaß der cinzuliefern-
den Wodelle \: 5. Das Preisgericht setzte sich zu-
saminen aus den Architekten Prof, pauberrisfer,
Pros. Frhr. v. Schmidt, — dem Ulaler Pros. Rud.
Seitz - und den Bildhauern Prof. Ungerer und
Floßmann, sowie zwei Mitgliedern des Stadt-
inagistrats zu Weißenburg.

Ulan niag über Dcnkmalskonkurreuzen denken,
wie man will, und der Schreiber dieses gesteht, nicht
gut davon zu denken: Eines wird dabei auch der
grundsätzliche Gegner einräumen müssen, nämlich
den nicht zu unterschätzenden Bortheil, jungen und
noch unbekannten Talenten den Weg zur Geffentlich-
keit und damit zu öffentlicher Anerkennung zu bahnen.
So geschah denn auch hier, indem unter lauter wohl-
angesehenen Künstlernamen ein bisher noch nicht
gekannter, Emil Dittler in München, den ersten
Preis und damit die Ausführung des Denkmals zu-
gesprochen bekam. Den zweiten Preis erhielt ein
Entwurf von Balthasar Schmitt, den dritten
ein solcher von Z. Alb erts Hofer, beide gleichfalls
in Ulünchen. Ferner hatten sich an der Konkurrenz
beteiligt u. A. Bildhauer E. Beyrer jun., sowie
Architekt Paul pfann gemeinschaftlich mit Bildhauer-
Ernst Pfeifer.

Ghne die Borzüge der anderen Arbeiten im
Einzelnen zu verkennen, wird man der Jury, wie
bei deren Zusammensetzung nicht anders zu erwarten
war, völlig beistiinmen, wenn sie sich für den Dittler-
schen Entwurf (Abb. \ ^\ 7) als den für die Ausführung
geeignetsten entschied. Weniger wird man ihr bei-
pflichten, wenn sie eine Abänderung des Modells in
der Weife fordert, daß die von kleinen Säulen ge-
tragene Schale zu beseitigen und schlankere Berhält-
nisse für die Mitteltheile des Ganzen zu suchen seien.
Gerade die Schale mit den zahlreichen, wafferspeien-
den Masken, bei deren Erfindung der Künstler
ebenso wie bei den originellen Säulenkapitälen so
viel Phantasie und guten Humor bewies, würde erst
die so reichlich zur Verfügung stehende Wassermenge
 
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