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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Zimmermann, Ernst: Das Kunstgewerbe auf der "deutschen Kunstausstellung" zu Dresden , [1]
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Hagen, L.: Von der Berliner Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0319

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Von der Berliner Kunstausstellung.

schaffen, aber auch Willkür, Laune an allen Ecken
und Enden. Gleiche Willkür in der Formensprache,
diesen unruhig gebogenen schlangenleibartigen Rund-
hölzern, diesen von völliger Formenblasirtheit zeugen-
den müden Aurven, von denen alles begrenzt wird;
gleiche Willkür in den Grnamentzugaben beängstigen-
der Schreckgebilde, Fratzenköpfe und gebrochener Thier-
füße, die aus jeder unbewachten Ecke Hervorschauen, ja
am Seitenbord des einen Schrankes als ganzes Ungethüm
herabkriechen. Willkür schon deshalb, weil der Zweck
dieser Dinge nicht sichtbar. Was sollen z.B. ain Wasch-
tisch jene so auffallenden, nervös gebogenen Seiten-
bogen? Handtücher gleiten davon herab. Bleibt
ihnen nur noch ihre Funktion als Bachwecker, wenn
morgens der noch Schlaftrunkene beim Waschen sich
die Ellbogen daran stößt. Das Flachornament der
grünen Tapete und ihr oberer Fries, sowie die In-
tarsien auf der Rücklehne des Bettes, wirken aber !
geradezu beunruhigend, da sie nicht zu enträthseln sind
und doch durch ihre besondere Form dazu auffordern.
Bald erscheint etwas wie am Fries der Tapete wie ein
halbirter Aäfer, bald wie ein närrischer Vogel. Vollends
unverständlich ist die Thürbekrönung, eine Reihe von
Stäben, die kleine Platten an die Decke drücken.

Trotz aller dieser Wunderlichkeiten läßt sich nicht
leugnen, daß der Gesammteindruck dieses Raumes
angenehm ist, ja daß sich hier vielleicht in der ganzen
Rtöbelabtheilung am meisten spezifische Aunst aus-
spricht. Es ist hier eben alles Aunst, nirgends ein
Produkt von Logik und Technik, das richtige Gegen-
über der Dülfer'schen und Riemerschmidt'schen Er-
zeugnisse. Das schwarz polirte, wie Ebenholz wirkende
Birnholz, das rahmenartig die
Füllungen aus lebhaft gemaser-
tem Eschenholz uinschließt, die
besonderen Aurven, die tadel-
lose technische Durchführung des
Ganzen wirken bei öfterer Be-
trachtung schließlich bestrickend,
helfen über jene Wunderlich-
keiten hinweg. Es erscheint alles
nobel und kräftig zugleich, ele-
gant ohne Verzärtelung. Daß
nicht alles echt ist, daß das
Birnholz sich wie Ebenholz gibt,
daran kann doch nur ein ein-
gesteischter Theoretiker Anstoß
nehmen, wenn jene Imitation
so vorzüglich gelingt wie hier.

Wohl aber hätte inan sich für
ein Schlafzimmer etwas mehr
Ruhe gewünscht. Wer schlaf-
trunken sich des Atorgens er-

hebt, oder Abends müde zur Ruhe sich legt, wünscht
schwerlich von solcher Unruhe und Belebtheit um-
ringt zu sein. Und dann jene Ungeheuer die aus
jeder Ecke dräuend Herauslugen, was sollen sie in
einer Schlafstube, in dem das Gefühl der Sicher-
heit doch das wichtigste ist? Sollen sie bewirken,
daß man sich fester die Decke über die Ghren zieht,
und sich so weniger leicht erkältet? f)ier sieht man
wieder einmal, wie wenig Talent uns eigentlich heute
für Symbolik eigen ist, und sei sie auch nur wie
hier, ornamental. (Schluß folgt.)

(Von -er (Kerkmer (Kunffc
aussieökunH.

I. Farbig gebeizte Lederfchnitkarbeikrn.

u den besten kunstgewerblichen Arbeiten,
die in der diesjährigen großen Berliner
Aunstausstellung im Landes-Ausstellungs-
gebäude zu sehen sind, gehören die von
dem Berliner Zeichner Ludwig Süt-
terlin entworfenen und von dem bsofbuchbinder
W. Lollin ausgeführten Lederarbeiten. Es sind
Gebrauchsgegenstände verschiedener Art, wie Schreib-
mappen, Brief- und Visitenkartentascheu, Photogra-
phie-Albums, Bilderrahmen, Papierkörbe, Zeitungs-
mappen, Aästchen für Photographien, Handfchuh-
kästen und anderes. Sämmtliche Gegenstände sind in
Lederschnittarbeit verziert und nach einem originellen
neuen Verfahren durch verschiedene Beizen gefärbt,
j Der schon mehrfach gemachte Versuch, den Reiz der

iConsEg._

H2H. Lederarbeiten. Entwürfe von L. Sütterlin, Ausführung von !v. Lollin,
Berlin. (‘/4 der wirkl. Größe.)
 
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