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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Schwindrazheim, Oskar: Führer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0047

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Führer.

^ ^ und 42. Gläser, nach Angaben
von F. A. B. Krüger und Bruno
Paul, München, für die „Verein.
Werkstätten" ausgeführt von der
Glashütte vallerysthal, Lothringen,
(ca. Vj der wirkl. Größe.)
Muster geschützt.

Kunft der Zukunft von euch urtheilen wird, ob sie
euch als treue, wahre Führer oder als unbrauchbare
Werkzeuge, als Leute, die ihre Sonntagskindschaft
mißbraucht, erkennen wird!

Bedenkt bei eurem Schaffen, daß tausend Augen
auf euch blicken, von euch den Schlüssel erwarten,
der ihnen die Erkenntniß des einzuschlagenden Weges
öffnen soll! Seid positiv eigenartig, nicht negativ,
in auffallender Bizarrerie euch gefallend! Werft
die „guten alten Meister" nicht zum todten Eisen,
sondern zeigt, daß ihr in ihnen ebenbürtige Geister
erkennt, denen man sich nähert, indem man so aus
sich, aus seinem Volke, aus seiner Zeit schöpft, wie
sie's thaten! Meffnet unserem Volke die Augen für
wahre Schönheit überall! Zeigt ihm Kunstwerke,
nicht Sensationsstücke! Lehrt unser Kunstgewerbe
ernst sein im Erfassen und Lösen seiner Aufgaben,
lehrt unsere Kunsthandwerker aus der heimischen
Natur, aus unserem Volksthum schöpfen! Lehrt
unser Kunstgewerbe deutsch sein!

Brauchen wir Deutsche in unserenr Kunstgewerbe
Pariser Kokottengesichter, brauchen wir amerikanische
und englische Linienbizarrerieen und Naturauf-
fassungen, brauchen wir javanische Marionetten-
gestalten, brauchen wir japanisirende Buchstaben so

durchaus nothwendig? ^aben wir nicht deutsche
Frauen und Mädchen, deren reine deutsche Züge wir
darstellen können, haben wir nicht deutsche Kom-
positionsgedanken, deutsche Natur, deutsche Schrift-
zeichen u. s. w. u. s. w.?

Wir können Führer gebrauchen in unserer Kunst,
insbesondere deutsche Führer; denn nur eine deutsche
Kunst ist es, die in unserem Volke dauernd Wurzel
schlagen wird!

Der große deutsche Alaun, der kürzlich von uns
geschieden ist, der war ein Führer, wie er sein soll,
der getreue, unbeugsame Diener unseres deutschen
Volksideals — er kann auch für euch, die ihr unser
deutsches Volk auf euerem Gebiete emporführen
wollt, das beste Musterbild fein!

Das eben gab ihm feine durchschlagende Kraft,
daß ein höheres in ihm war, daß der Geist des
gefammten deutschen Volkes aus ihm sprach! Seid
auch ihr die getreuen, selbstlosen Eckarte unserer
deutschen Kunst, laßt sie eure perrin sein, nehmt sie
in euer perz auf, laßt sie durch euch sprechen —
ihr werdet vielleicht nicht „auffallen", nicht „Sen-
sation machen", aber ihr werdet wahrhafte Führer
sein, und die Nachwelt wird euch krönen!

<*3. Zierleiste von l). Beck-Gran, München.

Kunst und Handwerk, sts. Iahrg. yeft j.

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