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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Halm, Philipp Maria: Der "Augustiner" in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0067

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Der Augustiner.

73. Garte» im „Augustiner"; Architekt Linan. Seidl, München

silberne Pirschköpfe mit vergoldeten Geweihen, welche
die elektrischen Birnen tragen. In den Ecken des
Raumes bilden Gruppen von Palmen und Lor-
beeren eine sehr belebende Abwechselung. Der ganze
Raum, den ein Oberlicht erleuchtet, ist von außer-
ordentlicher Noblesse und voll eigenartigen Reizes
sowohl in Bezug auf die Gesammtkomposition als
auch auf die wohl abgewogene Durchbildung und
Abtönung der Einzelheiten.

Das sich an den Wintergarten anschließende
dritte Zimmer (Abb. 7 s) trägt in der Hauptsache
den Charakter des ersten, jedoch mit den: Unter-
schiede, daß eine hübsch gegliederte Aassettendecke den
Raum nach oben abschließt; sie ruht aus einer kanne-
lirten Säule, von welcher aus mit Karyatiden ge-
zierte Stützbalken in das Gebälk der Decke überleiten,
pübsche Messinglüster im Stile des j7. Jahrhunderts,
eingerichtet für Glühlichter, hängen vom Gebälk

hernieder. Der Umstand, daß
dieser Raum einen Theil des
alten MethgartenS einnimmt,
war bestimmend für die bild-
liche Ausstattung desselben;
wir sehen Abbildungen dieses
beliebten Lokales der alten
Münchener an den Wänden.
Außerdem interessirt uns ein
Portrait des kunstsinnigen
Königs Ludwig I. mit dem
. so charakteristischen wahr-
heitsgetreuen und inhalts-
reichen Ausspruch desselben:
„Ich will aus München
eine Stadt machen, die
Deutschland so zur Ehre
gereicht, daß einer Deutsch-
land nicht kennt, wenn er
München nicht gesehen hat."
Und heute noch hat dies
große Wort seine volle Gel-
tung. Was der Aönig er-
strebte, das erfüllte sich, und
die Münchener Aunst wirkt im
gleich hohen Sinne noch jeder-
zeit zur Bewahrheitung dieses
prophetischen Ausspruches.

Den rückseitigen Abschluß
des Erdgeschosses bildet der
lauschigeGarten (Abb.73 u.7 4),
dessen wohldurchdachte Anlage
und Ausgestaltung uns gänz-
lich vergessen läßt, daß wir
zwischen hohen Giebelmauern
uns befinden. Ein Arkadengang mit toskanischen
Säulen umzieht denselben, der in der 27Titte durch
eine Grotte unterbrochen wird. Rechts erhebt sich eine
Terrasse; grünes Gerank verdeckt die seitlichen grauen
Mauern, während den rückseitigen pochbau drei flott
gemalte allegorische Fresken, die Zwickel der Ar-
kaden Rokokokartuschen beleben. Für diese Malereien
waren vorhandene Reste von Fresken des alten
MethgartenS — auch der Garten steht auf diesem
historischen Boden — vorbildlich. Kein Wunder,
daß mit solchen pülfsmitteln der lauschige, weltver-
schlossene Winkel erst recht seine Reize zu entfalten
und seine Besucher zu fesseln und zu halten vermag.
Unzweifelhaft zählt der Garten ebenso zu den trau-
lichsten wie in Bezug auf geschickte Raumausnützung
zu den originellsten pausgärten Münchens.

Nicht minder originell ist die Ausstattung der
Räume des ersten Stockes, namentlich im Pauptfaal

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