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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Zimmermann, Ernst: Aluminium
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0071

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Aluminium.


77. Wanddekoration im „Augustiner". Architekt Lman. Seidl.

fast nur von neuen Versuchen die Rede, von denen
,nan sich immer wieder eine große Zukunft ver-
spricht, und die Läden sind auch wieder so gut wie
verschwunden.

Mas sind die Ursachen?

Zn der Run st hat sich das Aluminium selber
sein Ende bereitet. (Es war eilt Metall mit so vielen
Vorzügen, wie man es bisher noch nicht kannte.
Leicht, wie keines der bisherigen, formbar wie nut-
wenige, widerstandsfähig, wie es der Durchschnitt
unter den Metallen war. Dazu billig, wie es bei
solchen Qualitäten auch noch keines gewesen ist.
Und so verfiel es, vor allein eben wegen dieser
Billigkeit und leichten Formbarkeit, dem allgemeinen
Schicksal der dekorativen Aunst unseres von der
Maschine beherrschten Zahrhunderts: der argen
Stilverwilderung, verursacht durch zu großen Formen-
reichthum und Uebertragung fremder Techniken. So
ziemlich allen bis dahin in der Metalltechnik zur An-
wendung gekommenen Prozessen ward es unter-
worfen und dabei, weil es diesen sich scheinbar leicht
ergab, mit einem Formenüberschwall erdrückt, wie
es schlintmer in unserem Jahrhundert keinem einzigen
Stoffe, die keramischen vielleicht ausgenommen, wider-
fahren war. So erstanden erstaunliche Dinge, Gegen-
stände, die ganze Landschaften, ganze Porträts trugen,
andere, an denen kein Fleckchen kahl geblieben, alles
nur Ornament geworden war, fast lauter „Luxus-
artikel", bei denen man sich aber doch kaunt den
„Luxus" irgend welcher Landarbeit erlaubt hatte.
Ts sollte ja alles recht billig sein und bleiben,
höchstens daß sich eininal einige mit der pand

gravirte Gegenstände fan-
den , die die silbergrau
mattirte Oberfläche zu dem
scharfen Metallglanz der
Schnittflächen setzten und
entschieden auch die einzigen
künstlerisch annehmbaren
Erzeugnisse in diesein Ma-
teriale waren.

So ward der Anfang
gleich das Ende. Die starke
Zmitation anderer Metalle,
vor allem des Silbers, for-
derte zu sehr zunt Vergleich
mit diesen heraus, bei dem
das Aluminium nicht ge-
wann. Das Publikum selbst
hat daher an diesen Tr
Zeugnissen nie Geschntack
gefunden. Aluminium
gegenstände dieser Art sind
bis auf den heutigen Tag nur Turiosa ge-
blieben, ein künstlerisches Bedürfniß hat sich für
dieselben nirgends herausgestellt. Tine Lücke haben
sie nirgends ausgefüllt. So sind sie gekommen und
wieder gegangen, ohne daß irgend jemand darnach
gefragt hat. Nur das Aluminium in seinen Legi-
rungen, vor allem die sympathische, technisch wie
künstlerisch dankbare schmiedbare Aluminiumbronze
hat fortdauernd eine immer größere künstlerische
Verwendung gefunden.

Zm Allgemeinen hat sich bei diesem Vorgang
nur wiederholt, wenn auch im verstärkten Maaße,
was einst dem Gußeisen als Surrogat für Schmiede-
eisen, dem Neusilber, den Alfeniden rc. als Surrogat
für Silber und dem Papier als billiger Ersatz für

78. Wanddekoration im „Affenkasten" des „Augustiners".
Architekt Lman. Seidl.

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