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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Kleine Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0115

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Kleine Nachrichten.

künstlerischen Bedürfnisse des Uunstgewerbes der
Gegenwart zweifelsohne zu bestehen. Doch zn allein
Ende ist am weisesten, man laßt den Aampf in Wien
toben und zuckt über den Ansgang die Achseln, möge
er nun sein, >vie er wolle. Denn uns darf es gleich
gültig sein, welche Aunstanschauung in dem zerfallen-
den Trauerstaat Oesterreich am Ruder ist oder bleibt,
oder welche kommt. Das wohlgefällige lherumkramen
in Arväter-Pausrath unter der Protektion des aller-
höchsten Aaiserhauses mag einigen Leuten für die

l-z-z u. Kassette von Anton Iagemciiin, München.
(Vj der wirkt. Größe.)

Dauer unhaltbar erschienen sein, ganz gut; indeß
anstatt sich anzuspannen und den Rest von Selbst-
bewußtsein zusammenzunehmen, um etwas so Starkes,
Eigenes mit gesundem Aern zu schaffen, wenigstens
vorzubereiten, daß dies allein infolge seiner Gesund
heit Aussicht auf dauernden Erfolg gehabt hätte und
möglichst bald als selbstverständlich hätte anerkannt
werden müssen: statt alledem blätterte man im Studio,
pappte recht kokett allerlei daraus mit ein paar Tröpf-
lein eigenen Geschmackes zusammen — und nannte
das Vor Sacrum. Daß das dem Aaiser Franz
Joseph bei seinem Rundgang durch die heurige
Wiener Secessionsausstellung nicht gefallen hat, ist
kein Wunder; und dabei hat er noch gar nicht ge-

sehen, was die Provinz in modernem Aunstgewerbe
verzapft. Das allerdings ist so haarsträubend, daß
man am besten schweigt, denn den Abnehmern dieser
opora ist nie zu helfen. Das perumkramen in Ar
väter-pausrath ist aber sanktionirt durch die Protektion
eines kaiserlichen Prinzen, doch darf man sich in
wohlmeinendster Absicht, das Beste jeglicher Aunst-
übung im Auge und ohne seiner Loyalität etwas
zu vergeben, billig fragen: palten die Ergebnisse
einer Prinzenerziehung wirklich Schritt mit den Be-
dürfnissen der Nation (gleichviel welcher) auf jeder
Art von Aunstbethätigung? Bei älteren Herren
nicht gut aus natürlichen Gründen — und bei
jüngeren? Ja, wenn künstlerische Ideen sich kom-
mandiren ließen wie Bataillone und Schwadronen,
dann wäre ein „Ausgleich" allenfalls zu erzielen!
Je nun, es läßt sich schwer entscheiden, wer in dem
Wiener Streit Recht hat, Recht haben darf; wer
Recht behalten wird, ist kaum zweifelhaft für
jeden, der nicht gerade ein Brett vor dem Aopf
trägt. Alexander hat als junger Wann den gor-
dischen Anoten zerhauen zur allgemeinen Befriedi-
gung — ob er's als müder Greis auch gethan hätte?
hm! Inzwischen ist bekanntlich Erzherzog Rainer vom
Protektorat der Wuseen und des Aunstgewerbevereins
zurückgetreten; der letztere wurde aber bisher vom
Wuseum beherbergt. Der Wuseumsdirektor und
Gegner des prinzlichen Protektors, pofrath von Scala,
hat dem Aunstgewerbeverein die im Museum be-
nutzten Räumlichkeiten gekündigt, während das Tura-
torium des Museums im Anschluß an den Rücktritt
des Erzherzogs seine Amtsthätigkeit feierlich nieder-
gelegt hat. Man hat puldigungsversammlungen
für den Museumsdirektor, dann natürlich auch für
den Erzherzog in Scene gesetzt — ein Entscheid ist
bis zur dritten Novemberwoche nicht gefallen
während alledem aber blättern die Wiener Maler
und Tischler im Studio, und der Provinztischler baut
ohne Maler seine „echt englischen" Möbel weiter.

Rerciinancl lVloruwe.

-^as Bayerische Gcwerbemuseum zu Nürnberg
macht bekannt, daß mit dem Ablauf dieses
Kalenderjahres die von ihm herausgegebene „Bayer.
Gewerbezeitung" zu erscheinen aufhören wird. Be-
gründet wird dieser Beschluß des Berwaltungs-
rathes in erster Linie damit, daß die Förderung des
einheimischen Gewerbes bester durch unmittelbaren
Berkehr erfolge und deßhalb die für die Zeitschrift
ausgewandten Mittel besser auf jenen zu konzentriren
seien; überdieß habe Zahl, Umfang und Bedeutung
der Spezialzeitschriften in den letzten Jahren so sehr zu-
genommen, daß ein Bedürfniß zur Weiterführung
 
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