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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Schumacher, Fritz: Otto Rieth's Schaffen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0132

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Vtto Rieth's Schaffen.

{62. Der Galatea-Brunnen in Stuttgart. Entwurf und Modell von Vtto Rieth,
Berlin. (Nach „Blätter für Architektur und Aunsthandwerk", III. Iahrg.)

kleinen Areise beschreibt, wohl mehr denn je ge-
lockert ist. Daß eine wahrhaft monumentale Aunst
nur in diesem hingebenden Zusammenarbeiten, wo
Alles auf ein Gefammtziel berechnet ist und nichts

sich vordrängen will, entstehen
kann, ist eine alte Weisheit;
um das zu erreichen, bedarf
es allerdings einer universellen,
alle Töne beherrschenden Ar-
chitekten-Persönlichkeit. Rieth
ist in der glücklichen Lage,
praktisch seine Befähigung in
dieser Beziehung erproben zu
können; ein palastbau, zu dem
alle Aünste sich frei und un-
behindert vereinigen dürfen, ent-
steht augenblicklich neben man-
chen anderen Arbeiten unter
seiner Hand in Berlin, und
ein Theil jener reichen Phan-
tasie, die uns aus seinen Ent-
würfen entgegenblickt, wird hier
in Form und Farbe zu eigent-
lichem Leben erwachen können.
Wenn man diese Arbeiten aus
der Fülle gewissenhafter und
kritischer Detailstudien entstehen
sieht, da wird es Einem klar,
daß jener Lchöpfer der viel-
bewegten Architektur-Improvi-
sationen wohl ein Dichter, aber
kein Träumer ist, und daß das
Personenwort, das wir in:
Deutschen vom Begriffe „Phan-
tasie" einzig abzuleiten ver-
mögen, das Wort „Phantast"
eine falsche Bezeichnung für
ihn ist.

Gottlob, daß der Mann,
der Phantasie besitzt, nicht
nothwendig ein Phantast zu
sein braucht, daß praktisches
Rönnen und phantasievolles
Erfinden nicht nothwendig die
entgegengesetzten Pole sind, zu denen unsere Zeit-
strömungen sie zu machen drohen. Je öfter sie sich
zur That vereinigen dürfen, desto mehr Aunst werden
wir haben.

\65. j). Bürck, München.
 
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