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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Vom Büchermarkt
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Dom Büchermarkt.

Zoologie für Buchdrucker. Unter diesem Titel
QJ hat die Schriftgießerei von Breitkopf & Härtel
in Leipzig ein Musterbuch neuer Druckverzierungen
herausgegeben, das sich vor anderen seines Gleichen
nicht nur durch wirklich gute Muster, sondern auch
durch einen, bei derlei Drucksachen in der Regel völlig
vermißten — Humor auszeichnet. Die Herausgeber,
denen L. Burger die Zeichnungen geliefert hat, nennen
ihr Büchlein ein „Lehrbuch" der Zoologie für Buch-
drucker und ordnen in der That — mit der Ordnung
der Zweihänder (speziell dem Buchdrucker, bomo
sapiens typo§raplncus) beginnend — das ganze
Material nach den üblichen Waffen der Zoologie:
Vierhänder, Raubthiere rc., bald in ganzen Thieren,
bald nur in Röpsen, bald als einzelnes großes
typisches Bild, bald zu Reihen (mit besonderen Eck-
stücken) geordnet. Die verschiedenen Geschöpfe sind
hier ineist in treffender Lharakteristik gegeben, unter
Beschränkung auf das Nothwendigste und typo-
graphisch Wirksamste. Eine Reihe dieser Druckver-
zierungen schmücken die Seiten (22 und (29—{52.

Skizzen von Otto Riech; vierte Folge; 30 Blatt
Handzeichnungen in Lichtdruck, hierunter vier
farbige. Leipzig (899. Baumgärtner's Buchhand-
lung. Preis 20 Mark.

Ueber Otto Rieth's Schaffen bringt der auf
S. (05 ff. stehende Aufsatz eine eingehende Schilderung.
Was dort an bezeichnenden Zügen hinsichtlich der
Schaffenslust, der Arbeitsweise, der Phantasie Rieth's
genannt ist, das bestätigt diese neue Reihe von Skizzen
ebenso, wie dies die älteren gethan haben; aber es
bestehen doch zwischen dieser Folge und den vorher-
gehenden kleine Unterschiede: ein äußerer, insofern
als Rieth neben dem Vorwort auch ein Verzeichniß
der Bilder gegeben, und ein innerer, indem jetzt die
eigentlichen Architckturskizzen etwas zurücktreten und
figürlich-dekorativen Studien Platz machen mußten.
Aber die ersteren haben deshalb keineswegs an Zahl
eingebüßt; denn durch Anwendung eines kleineren
Maaßstabes ist die Gefammtzahl der Skizzen fast ver-
doppelt worden. Die Architektur giebt immer noch
den Grundaceord an und hält sich durchweg in den
Grenzen des Ausführbaren. Das kann man von den
plastischen Entwürfen nicht durchweg sagen; wenn er
sich z. B. ganze Bergwände zu Nischen ausgemeißelt
vorstellt, in denen Auellnymphen oder Wassergötter
in 50 bis 80facher Menschengröße ausgespart werden,
so wird er wohl selber nicht daran gedacht haben,
daß so etwas einmal in die Wirklichkeit übersetzt

;83. Albumdecke von F. X. Weinzierl, München.
(Ungefähr 1/i der wirkl. Größe.)

werden könnte. Rieth's Hauptstärke beruht in der
Verschmelzung von Architektur, Malerei und Plastik;
er versteht es wie Wenige, plastischen oder malerischen
Schmuck am rechten Fleck zu verwenden und damit
prächtige Aontrastwirkungen gegenüber den großen,
breiten, glatten Flächen zu erzielen. Auch ganz ein-
fachen Architekturinotiven versteht Rieth durch passende
Verwendung und Ausgestaltung Reize zu verleihen;
so besteht sein „Denkmal an: Meer" (Abb. (30) aus
einem glatten, hochragenden Thurm, den er auf einen
Felsvorsprung stellt, mit dem benachbarten Berghang
durch einen Brückenbogen verbindet und mit einer
sitzenden Statue bekrönt. Daß Rieth zu unseren
tüchtigsten Architekturzeichnern gehört, ist längst an-
erkannt; in Beherrschung der Perspektive, die er
durchgehends ohne umständliches Ronstruiren Hand
habt, werden es ihm Wenige gleich thun. Wenn er
sich in dekorativen Einzelheiten bisweilen „ver-
hauen" hat, so muß man das nicht allzu schwer
nehmen; was er bietet, sind eben nur Skizzen, die
zur Anregung dienen, aber auf tadelfreie Durch-
führung keinen Anspruch machen wollen. G.
 
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