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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Morawe, Ferdinand: Petroleumlampen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0178

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Petroleumlampen.

229. Petroleumlampe. Lutwurf von <£. Riegel, München. (1/s der wirkt. Größe.)

und besonders bei einer Ge-
brauchswaare, die zugleich in
gewissem Sinne Luxuswaare
ist. Denn schließlich wählt der
Aäufer unter zwanzig gleich-
werthig unschönen Gegen-
ständen, den, der ihm am
schönsten dünkt — und wäre
er auch der greulichste. Man
biete ihm aber formal und
inhaltlich Gediegenes, dann
sucht er sich zwar unter Um-
ständen auch das relativ bläß-
lichste heraus, aber schon weil
er nur unter Gegenständen
mit gewissen künstlerischen
Qualitäten zu wählen hat,
wird sein Empfindungsniveau
gehoben, und das äußert sich,
sei es auch unbewußt, all-
inählich doch dem oder jenem
anderen Gegenstände gegen-
über weiter. Unsere treue
Freundin, die Petroleumlampe,
bietet hierzu ein sehr geeignetes
Mittel, und der, der zuerst
mit etwas gediegenem Neuen
und mit etwas praktischem
dazu an die Oeffentlichkeit
tritt oder trat, erwirbt sich
ein allgemeines Verdienst
allein schon durch seine An-
regung, selbst wenn die erste
Arbeit noch nach der einen
oder anderen Richtung ver-
besserungsfähig wäre.

Verclinancl Morawe.

zu Rathe zu ziehen, wenn ihnen nur erst einmal
energisch die Arallen gezeigt werden. Und sie werden
sich auch daran gewöhnen mit intelligenten Aunst-
gewerbetreibenden pand in ksand zu gehen, um
altem elendem, unkünstlerischem und unpraktischem
Schlendrian den Garaus zu machen. Das Publikum
verlangt nichts, sondern nimmt was ihin vorgesetzt
wird, uitd indem es den größten Schund nimmt, be-
weist es seine Urtheilslosigkeit. „Die Masse könnt
ihr nur durch Masse zwingen" sagt der Menschen-
kenner und Theaterdirektor im Vorspiel zu Faust;
und die Wenigen, die diese Erkenntniß zur Thal
werden lassen, sei es in guter, sei es in schlechter
Richtung, haben Recht auf jedem Gebiete eigentlich

Nachtrag. In Begleitung des vorstehenden
Artikels bringen wir außer der Abbildung der aus-
drücklich besprocheiten Lampe von Wilhelm und Lind
(Abb. 227) einige Entwürfe zu Petroleumlampen,
die wenigstens theilweise den aufgestellten Forde-
rungen gerecht werden. Der Lampe von Ortlieb
(Abb.228), die in mattem, theilweise grün patinirtem
Bronzeguß gedacht ist, läßt sich weder Standfestigkeit,
noch Handlichkeit absprechen, uitd die Sichtbarkeit des
gläsernen Petroleumbehälters ermöglicht es, jederzeit
sich von der Füllung desselben zu überzeugen. Das
zuletzt genannte Moment trifft auch bei der Lantpe
von Riegel zu (229), bei welcher das fast überall
sichtbare gläserne Bassin von Metallspangen gefaßt
 
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