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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Habich, Georg: Villa Stuck
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0208

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Villa Stuck.

274. Villa Stuck; Vorplatz.

das magische Dämmerlicht dieses Rauines tritt, fühlt
man es: man ist bei einem bedeutenden Maler zu
Besuch. Ein majestätischer Akkord von leuchtendem
Gold, dunklem Grün und tiefem Schwarz, mit
Meisterhänden gegriffen und ausgehalten, beherrscht
das weite Gemach, polirte Marmortafeln in einein
Rahmenwerk von patinirter Bronze verkleideit die
Mände weit über Manneshöhe. Darüber eine Fläche
von venetianischein Glasmosaik in blitzendem Gold,
das hinaufreicht bis zum Gesims, das wiederum
antikes, von Edelrost überzogenes Erz imitirt und
die schwere, gleichfalls bronzefarbene Decke trägt. Die-
selbe zeigt Aassetten in polzkonstruktion und ist mit
flüchtigem Pinsel durch Muster belebt, welche den
Schein von Elfenbeinintarsia erwecken. In Ueber-
einstimmung mit diesem Plafond ist der Boden mit
einem glänzenden Mosaik aus schwarzem, weißem
und dunkelgrünem polz parketirt. Auch hier wieder
vorwiegend plastischer Schmuck, zum Theil antike
Bronze- und Marmorköpfe, theils kleinere Merke
von Stuck's eigener bjand, alles aber wiederum ent

weder in Nischen oder zwischen den pseilerartigen
Gliederungen der Thür- und Spiegelwand in archi-
tektonischem Sinne angeordnet. Das Licht fällt durch
ein breites Fenster von transparenten: Tiffanyglas,
das des Nachts durch eine Spiegelfläche aus altem
venetianischen Glas geschloffen wird, während eine
Reihe über dem Fenster befindlicher Glühlicht-
lampen die Beleuchtung besorgt. So ist zu jeder
Tageszeit dafür gesorgt, daß der Besucher das Licht
im Rücken hat. Dementsprechend sind auch die Möbel
angcordnct, von denen wir weiter unten einige in
Abbildungen vorführen.

Ein breites Portal, von einem schweren Marmor-
rahmen umschlossen und nur durch einen Vorhang
verschließbar, öffnet sich bühnenartig zu einem
polygonal abgeschrägten Raum, welcher der Musik
geweiht ist. f}ter steigern sich die Effekte magischer
Licht- und Farbenwirkung bis nah an die Grenze
des Theatralischen. Marines Licht ergießt sich aus
der mit transparenter, rother Seide verhängten
Fensteröffnung und erfüllt den ganzen Raum, dessen

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