Villa Stuck.
28J. Villa Stuck; Wohnzimmer.
die Birke bevorzugt. Allerorteit steht auch hier
antikes Bildwerk umher, und von den Pfeilern, welche
eilten langen Rebengang tragen, dient ein Jeder
einer klassischen perme zum architektonischen pinter-
grund.
Suchen wir uits den Gesammteindruck zu ver-
gegenwärtigen, so möchte derselbe in Worten kurz
solgcndermaaßen zu fassen sein: Das Ganze ist die
höchst individuelle Schöpfung eines Aünstlers von
scharf ausgeprägter Ligenart. Sie nachahnten oder
zur Nachahmung entpfehlen zu wollen, könnte nur
dent geistigen Parvenü beifallen, der froh seilt
iitag, vont „höchsten Glück der Lrdenkinder", der
Persönlichkeit, einen blassen Abglanz sein nennen zu
dürfen. Wie in den Bildern Stuck's spricht sich jene
Ligenart auch hier aus als Tendenz zu einer stilvollen
Monumentalwirkung in Form und Farbe. And hier
wie dort spricht sie sich mit einer Bestimmtheit aus,
die an Starrheit grenzt. In der Welt der Foriiten ist
es, wie wir sehen, die Aittike,
die Stuck besonders bevor-
zugt, und zwar sitid es nicht
die schlaitkeit, biegsamen Ge-
stalten des sog. schönen Stils,
auch nicht Barock- und
Rokokoforiiten der hellenisti
scheit Welt, sondern die streng
linearen Figuren des herben
Archaismus bilden seinetriebe.
Wo er diese aber nicht in
ihrer echten Alterthümlichkeit
erreichen kann, setzt er an
ihre Stelle die tektonisch ge-
bundenen Lrscheinungen einer
späten Aunstepoche, die den
alten hohen Stil nur affektirt
uild unbedeilklich ihren pro-
fanen Zwecken dienstbar
macht. Bon den Stilgat
tungeil, die eine vorwiegend
geometrisch-lineare Tendenz
beobachten, dürfte wohl kaum
eine einzige unvertreten fein:
altgriechische Basenmotive,
dorische und jonische Bau-
formen , ägyptisirende und
etruskische Geräthe, daneben
klassicistische Anklänge aus
der Formenwelt des Louis-
Seize-Geschmacks und des
„ Lmpire", daneben auch
nrodern englische, prärafaeli-
tisch gefärbte Linzelheiten.
Auf Stileinheit im Sinne der Aunstphilister ist
dabei natürlich kein Werth gelegt, wohl aber
spricht sich in der Zusammenstellung dieser oft
aus verschiedenen Jahrtausenden und den verschie-
densten Weltgegenden stammenden Gegenstände eine
Sicherheit des Stilgefühls aus, die weit über das
hinausgeht, was aus Lehrbüchern in dieser pinsicht
zu lernen ist. Dieses eminente Stilgefühl in höherem
Siilne bietet denn allein auch die Gewähr für eigenes
Schaffen. Wie organisch wirken die Möbel des Lm-
pfangsaales (Abb. 278—280), innerhalb des Raumes,
für den sie bestimlnt sind. Wie leicht und elegant
— sehr im Gegensatz zu gewissen anderen „antiken"
Möbelimitationen — stehen diese scharfkantigen Stuhl-
und Tischbeine aus dem schimmernden Mosaikparket,
und dieser Ruildtisch, ist er nicht wie geschaffen, um
eine antike Schale zu tragen! And doch sind es nur
Ailklänge an antike Möbelformen, die hier, durch-
setzt mit Motiven des französischen Alassizismus, in
t9S
28J. Villa Stuck; Wohnzimmer.
die Birke bevorzugt. Allerorteit steht auch hier
antikes Bildwerk umher, und von den Pfeilern, welche
eilten langen Rebengang tragen, dient ein Jeder
einer klassischen perme zum architektonischen pinter-
grund.
Suchen wir uits den Gesammteindruck zu ver-
gegenwärtigen, so möchte derselbe in Worten kurz
solgcndermaaßen zu fassen sein: Das Ganze ist die
höchst individuelle Schöpfung eines Aünstlers von
scharf ausgeprägter Ligenart. Sie nachahnten oder
zur Nachahmung entpfehlen zu wollen, könnte nur
dent geistigen Parvenü beifallen, der froh seilt
iitag, vont „höchsten Glück der Lrdenkinder", der
Persönlichkeit, einen blassen Abglanz sein nennen zu
dürfen. Wie in den Bildern Stuck's spricht sich jene
Ligenart auch hier aus als Tendenz zu einer stilvollen
Monumentalwirkung in Form und Farbe. And hier
wie dort spricht sie sich mit einer Bestimmtheit aus,
die an Starrheit grenzt. In der Welt der Foriiten ist
es, wie wir sehen, die Aittike,
die Stuck besonders bevor-
zugt, und zwar sitid es nicht
die schlaitkeit, biegsamen Ge-
stalten des sog. schönen Stils,
auch nicht Barock- und
Rokokoforiiten der hellenisti
scheit Welt, sondern die streng
linearen Figuren des herben
Archaismus bilden seinetriebe.
Wo er diese aber nicht in
ihrer echten Alterthümlichkeit
erreichen kann, setzt er an
ihre Stelle die tektonisch ge-
bundenen Lrscheinungen einer
späten Aunstepoche, die den
alten hohen Stil nur affektirt
uild unbedeilklich ihren pro-
fanen Zwecken dienstbar
macht. Bon den Stilgat
tungeil, die eine vorwiegend
geometrisch-lineare Tendenz
beobachten, dürfte wohl kaum
eine einzige unvertreten fein:
altgriechische Basenmotive,
dorische und jonische Bau-
formen , ägyptisirende und
etruskische Geräthe, daneben
klassicistische Anklänge aus
der Formenwelt des Louis-
Seize-Geschmacks und des
„ Lmpire", daneben auch
nrodern englische, prärafaeli-
tisch gefärbte Linzelheiten.
Auf Stileinheit im Sinne der Aunstphilister ist
dabei natürlich kein Werth gelegt, wohl aber
spricht sich in der Zusammenstellung dieser oft
aus verschiedenen Jahrtausenden und den verschie-
densten Weltgegenden stammenden Gegenstände eine
Sicherheit des Stilgefühls aus, die weit über das
hinausgeht, was aus Lehrbüchern in dieser pinsicht
zu lernen ist. Dieses eminente Stilgefühl in höherem
Siilne bietet denn allein auch die Gewähr für eigenes
Schaffen. Wie organisch wirken die Möbel des Lm-
pfangsaales (Abb. 278—280), innerhalb des Raumes,
für den sie bestimlnt sind. Wie leicht und elegant
— sehr im Gegensatz zu gewissen anderen „antiken"
Möbelimitationen — stehen diese scharfkantigen Stuhl-
und Tischbeine aus dem schimmernden Mosaikparket,
und dieser Ruildtisch, ist er nicht wie geschaffen, um
eine antike Schale zu tragen! And doch sind es nur
Ailklänge an antike Möbelformen, die hier, durch-
setzt mit Motiven des französischen Alassizismus, in
t9S