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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Halm, Philipp Maria: Paul Bürck
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0234

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Paul Bürck.

298. „Der Tyrann"; Fischstudie von p. Bürck, München.

hatte sich wohl selber kaum den Beifall erwartet, den
seine Blätter fanden. Sie an die Meffentlichkeit zu geben,
lag ihm ursprünglich fern. Auf Aarton fein säuber-
lich aufgezogen, hatte er seine Lust daran, in Mappen
seine Arbeiten zu sammeln.

Wie schon angedeutet, ist das Schaffensgebiet
Bürck's bis jetzt ein kleines; in jüngster Zeit erst
wandte er sich neben ornamentaler Bücherillustration
auch anderen kunstgewerblichen Zweigen, Entwürfen
von Teppich- und Tapetenmustern, Buchdeckeln und
Aehnlichem, zu. Seine Stärke aber liegt wohl auf
dem ersteren Gebiete. Alle Blätter Bürck's beruhen,
das wird man nicht verkennen, auf Naturstudium,
aber durchaus nicht auf jenem peinlichen, sorgfältigen
Studium, das sich bemüht, den Bau einer Pflanze,
den Aörper eines Thieres zu ergründen, um dann
die Natur in ihren feinsten Einzelheiten mit realisti-
scher Treue wiederzugeben, so wie etwa f}. v. Berlepsch
die Flora durchforscht und belauscht, sondern auf
einem Studium, das auf die direkt naturähnliche
Wiedergabe verzichtet. Bürck erkennt in den meisten
Fällen nur die charakteristischen Eigenthümlichkeiten,
aber statt sie uns naturgetreu wiederzugeben, stilisirt
er sogleich. Ihn kümmert das Naturgebilde nur
insoweit, als er sich fragt, wie kann man es stilistisch
dekorativ verwerten, und im Beschauen der Natur
verwandelt sich die Studie zu einem mehr oder weniger

brauchbaren Grnament-Motiv. Bürck gesteht selbst,
daß er nur mit äußerster Arastanstrengung eine aus-
gesprochene Naturstudie zu fertigen im Stande ist;
der bsang zuin Stilisiren ist zu mächtig in ihm. Es
läßt sich nicht leugnen, daß freilich bei seiner Art,
auch manch feiner, weniger in die Augen springender
Zug der Natur auf Aosten dieses Stilisirungsbedürf-
niffes vernachlässigt, wenn nicht ganz preisgegeben
wird, das lehren uns bei aller Originalität die ver-
schiedenen Studien auf Abb. 305. And wenn Bürck
auf diese Weise eine eigene Manier anstrebt und
auch wirklich zeigt, so ist doch sicher andererseits die
Gefahr nicht sehr weit, manierirt zu werden. Etwas
niehr Strenge gegen sich selbst würde zweifellos Gutes
wirken; mehr als irgend sonst gilt in Dingen der
Aunst der Spruch des weisen Aleobulos aus Lindos:
„Maaß zu halten ist gut". Es sind genug Studien
in Bürck's Mappen, die beweisen, daß er wohl auch
in strengerem Sinne die Natur zu kopiren versteht.
Ich führe nur zun: Beweise das Blatt mit den Fifch-
studien in Heft I des letzten Jahrgangs dieser Zeit-
schrift an. Fische sind überhaupt ein Lieblingsobjekt
Bürck's. Es reizt ihn zu beachten, in welch' an-
muthigen, geschmeidigen Bewegungen diese Thiere
in ihrem Elemente sich tummeln, wie „der Tyrann"
Hecht mit eiligen Flossen das Wasser theilt und die
kleineren Fische sich vor ihm flüchten. Er schildert

299. Fries von p. Bürck, München.

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