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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Gmelin, Leopold: Die St. Bennokirche in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0278

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Die St. Bemwkirche in München.

27S. St. Bennokirche; Außenansicht der Taufkaxelle.
Architekt L. Rom eis, München.

solchen Aunstwerkes übersinnliche Vorstellungen oder
Erinnerungen an uralte, geheiligte Ueberlieferungen,
und werden die im Grunde der Seele wurzelnden
Empfindungen, deren Erregung Hauptzweck des
Aunstwerkes ist, nur bei Betrachtung einer dem
Beschauer vertrauten Formenwclt ausgelöst, so er-
fordert es die Zweckerfüllung, daß auch die Durch-
bildung im Einzebtcn sich der gemeinverständlichen
Formensprache bediene.

Darum ist, wenn irgendwo, im Bereich der kirch-
lichen Aunst der enge Anschluß an das Gewohnte,
das hergebrachte eine Nothwendigkeit. Aeine Ein-
richtung der Welt ist sich äußerlich wie innerlich
jahrhundertelang so gleich geblieben wie die Airche,
bei keiner tritt das persönliche Element zugleich so
sehr in den Hintergrund wie hier, — und mit keiner
vertragen sich daher z. B. die formen des roinanischen
Stils so gut wie mit dem Airchendienst, bei keiner
hat darum auch das selbstverläugnende Zurücktreten
der künstlerischen Persönlichkeit, die völlige Auflösung
derselben in den: Etrom einer bestimmten Etilweise
ntehr Berechtigung, als gerade da, wo das persön-
liche Empfinden sich dem herkömmlichen, den be-
stehenden Vorschriften unterordnet. Für die schwachen
Geister ist es freilich bequem, sich in den bewährten
Echutz eines feststehenden Stils zu begeben, und aus
diesem Umstand leitet sich die Anschauung her, daß

dieses „Nachempfinden" immer ein sicheres Aenn-
zeichen kleiner Geister, halben Aünstlerthums sei;
um so mehr Eelbstlosigkeit gehört aber bei einen:
phantasievollen, selbstschöpferischen Aünstler dazu,
feinen künstlerischen Willen in den hergebrachten
Formenkreis so einzuordnen, daß seineEchöpfung diesen
Formenkreis bereichert, ohne demselben einen neuen
Charakter zu geben. Für die Möglichkeit derartigen
Aunstschaffens ist die von Prof. Leonh. Romeis
erbaute Et. Bennokirche in Aiünchen ein einwand-
freier Zeuge, — eii: Bau der bis in alle Einzel-
heiten eine lebensvolle Durchbildung des rontanischen
Stils mit freier Nachschaffung und trefflicher Charak-
terisirung desselben vereinigt.

Auf weitem Platze, den die Airchenbehörde dem
frommen und freigebigen 5inn des verstorbeitcn
Erzgießers Fcrd. v. Uiiller verdankt, und dessen
Umbauung glücklicherweise durch besondere Bau
Vorschriften vor Verunstaltung durch ein rücksichts-
loses Epekulantenthum gesichert ist, erhebt sich das
Gotteshaus. Der Bau hält sich zumeist int Formcn-
kreis mittel- und süddeutscher romanischer Airchen,
wenngleich es schwer hielte, direkte Vorbilder für
Einzelnes nachzuweisen. Die von Hauptportal und
Fensterrose unterbrochene Giebelfaqade wird von
zwei massigen Thürmen flankirt, welche sich vor den
Eeitenschiffen erheben, und an welche sich links die
Taufkapelle, rechts eine Privatkapelle anlehnt; von
der inalerischen Gruppirung der rückwärtigen Theile
der Airche mit den drei Absiden, den: Choruntgang,
den Giebeln und Treppenthürmchen, sowie den:
Vierungsthurm gibt unsere Gesammtansicht (5. 253)
eine deutliche Vorstellung. Aus ihr ergibt sich auch
in der Hauptsache der Grundriß der Airche: drei-
schiffige, basilikale Anlage mit Querhaus und drei
Absiden, drei Zöchen im Mittelschiffe des Langhauses
und doppelt so vielen in den Eeitenschiffen; zwischen
den Thürnten, von drei Bogen getragen, ist die
Mrgelempore eingebaut. Der Chor ist unt sieben
Etufen über das Mittelschiff erhöht.

Zu den einfachen, ernsten Architekturfornten
paßt vortrefflich der zicinlich dunkle, graugelbe
Muschelkalk saus der unteren Maingegend), aus
welchem sämmtliche Außenntauern — theilweise in
uitregelmäßiger Echichtung — hergestellt sind; nur
die rothen, allerdings schon ziemlich geschwärzten
Ziegeldächer, sowie die auf Aupser sin Farben
uitd Gold) gemalten Zifferblätter der Thurm-
uhrcn erheitern die feierliche Etimmung durch leb-
haftere Töne. sAbb. 377.) An den: Hauptportal
und seiner Umgebung, wie auch an anderen
partieen, harren noch zahlreiche roh behauene
Quader der weiteren Bearbeitung durch den Bild-
 
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