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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Gmelin, Leopold: Die St. Bennokirche in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0280

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Die St. Bennokirche in München.

379. St. Bennokirche; Dreifaltigkeits-Altar. Archit. L. Roineis,
Bildh. G. Albcrtshofer, Maler Aarl Rickelt, München.

über den Airchenboden erhobenen Presbyterium,
unter einem prächtigen Steinbaldachiit erhebt sich der
Altar, eine Lüftung des Prinzregenten Luitpold von
Bayern, in seiner hochkünstlerischeit Durchbildung wie
in seiner kostbaren Ausführung ein Meisterwerk und

zugleich das „Muster eines rotnanischen Sakraments-
altars". Die marmorne mensa trägt vorne die
Wappen des hohen Stifters und seiner verstorbenen
Gemahlin (Bayern und Toscana), Arbeiten, die in
der päpstlichen Mosaikanstalt gefertigt wurden, lieber
der Mensa erhebt sich int Formencharakter romanischer
peiligenschreine das in Goldblech getriebene, gravirtc
und mit Email und Steineit überaus reich geschmückte
Sakramentshaus mit dem Tabernakel in der Mitte,
gekröitt von den: Msterlamm. Der Sockel trägt zu
unterst die Stiftungsurkunde: »Duitpolckus serenissimus
Davariae princeps regens muniücentissimc altare boc
suis sumptibus erigi jussit. Anno Domini 1893«.
In den Arkaden des Aufbaues sind die von Prof,
peinr. Wade re ntodellirten Reliefbilder der Schutz-
heiligen der Stadt und des Landes — St. Benno und
St. Aorbinian, — sowie die Schutzpatrone des durch-
lauchtigsten Stifters — die peiligen Luitpold, Ludwig,
Augusta und Theresa — aufgestellt (Abb.380 tt.382).

Die schimmernde Pracht des vergoldeten Paupt-
altars findet ein Echo in der nächsten Umgebung,
an dem den geheiligten Grt beschirmenden Stein-
baldachin. Ganz in Gold getaucht ist das Auppel-
dach desselben, - im Innern der Auppel ergießt
sich, von der Taube des hl. Geistes ausgehend, ein
Goldregen, zwischeit siammenden Strahlen hernieder, —
Gold kehrt wieder als Grnamentgrund, in den Gewand-
säumen und Flügeln der Therubime,in denInschriften,

— und in den: Textilmuster, mit welchem die unteren
Theile der Säulen umgürtet sind, blinken einzelne
Goldmosaikstiste. Der farbigen Durchführung des
Tabernakels ist überhaupt viele Sorgfalt zugcwendet
worden. Auf den blaugrauen Altarstufen (Turiner
Marmor) erheben sich die wuchtigen Säulenplinthen
aus gelblichem Untersberger Marmor und die grün-
weiß gestreiften Tipolino-Säulenschäfte; hellgelber
französischer Aalkstein bildet int Uebrigen das Material
des Aufbaues, einschließlich des Figurenschmuckes, —
nur in den Füllungen und den Zwergsäulchen tritt
wieder bunter Marntor ans — röthlich und grau —
zurückhaltend und bescheiden. Die Evangelisten-
Figuren, welche die Ecken über den Säulen schntücken

— von Prof. Ant. p e ß — siitd außer durch die
Vergoldung einzelner Theile mittelst wohl abgewogener
polychromirung trefflich zu dent Farbenaccord des
Gaitzen gestintmt. Fast beeinträchtigen die leuchtend
farbigen Thorfenster diese zarte Wirkung; aber wenn
dereinst die nächste Antgebung der Fenster im Besitz
des ihr zugedachten farbigen Gewandes sein und
namentlich das demnächst in Angriff zu nehntende
Mosaikbild des Absidengewölbes vollendet fein wird,
wodtirch wand und Gewölbe mit den bunten
Fenstern zu einem brausenden Accord vereinigt werden,

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