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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Paul Friedrich Krell: Geb. den 17. Mai, gest. den 14. März 1899, Ein Nachruf
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0288

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Paul Friedrich Krell.

392. St. Bennokirche in München. Rauchfaß und Schiffchen; nach Entwurf von L. Romeis ausgeführt
von Rud. Lf a r r a ch (Firma F. lfarrach & Sohn), München.

haben der Thai gegenüber die Rolle von Peitsche
und Zügel: sic vermögen ebenso den ungestümen
Renner int richtigen Gang zu halten, wie den trägen
Aarrengaul zum Weiterschreiten zu ermuntern.

Solcher Art war die Auffassung, welche der
am (H. März d. Z. verstorbene Professor Br. P. F.
Arell von seiner Thätigkeit als Aunstschriftsteller hatte;
von dent Boden küitstlerisch praktischer Thätigkeit
ausgehend, wandte er sich der Aunstschriftstellerei zu,
und so durfte er int Areise der Praktiker auch auf
Gehör rechnen.

Geboren zu Plieningen (Württemberg) als Sohn
eines Arztes, widmete er sich der Baukunst, ab-
solvirte das Polytechnikum zu Stuttgart uitd war
dann mehrere Zahre hindurch — in Aulendorf,
Basel, Berlin — praktisch thätig. Aber seine lange
verhaltene Neigung zu theoretischen Betrachtungen
machte sich immer mehr geltend und gewann schließ-
lich das Uebergewicht über die Lust an praktischer
Beschäftigung; mit aller Macht zog es ihn zum
Studium der Aunstgeschichte, dem er sich in München
hingab, wo er mit einer noch jetzt vielbenutzten Ab-
handlung „Geschichte des Dorischen Stils" ff870)
den Doktorgrad erwarb. Nach mehrjähriger Lehr-
thätigkeit als Privatdozent ant Polytechnikum zu
Stuttgart folgte er im Jahr (875 der Berufung an
die Aunstgewerbeschule in München, wo er Aunst-

geschichte und Stillehre bis kurz vor seinem Tode
vertrat. Diese Stellung gab seinen Studien und
Publikationen eine entscheidende Wendung.

Um die gleiche Zeit hatte er ein größeres
Sammelwerk — „die Alassiker der Malerei" (Stutt-
gart (876) — zu veröffentlichen begonnen, ein Werk,
das für die damalige Zeit einzig in seiner Art war
und das für viele spätere vorbildlich geworden ist;
aber die zahlreichen stilkritischen und kunstgewerblichen
fragen, denen Urell in seiner neuen Stellung seine
Ausnterksantkeit zuwenden ntußte, veranlaßten ihn,
die Fortführung und deit Schluß der begonnenen
Arbeit in andere pände zu legen. Schon bald nach-
her, bei der Perausgabe des bekannten Werkes von
Th. Lau „Die griechischen Basen, ihr Formen- und
Dekorationssystem" (Leipzig (877), bot sich dem Ver-
storbenen erwünschte Gelegenheit, auf dem Gebiet
der Uleinkunst schriftstellerisch zu wirken. Neben der
trefflichen Einleitung seines von ihm hochverehrten
Lehrers Brunn, des kunstbegeisterten Archäologen,
sollte ein die einzelnen Tafeln beschreibender Text
einhergehen; dieser an und für sich nüchternen Auf-
gabe wußte Urell durch sorgfältige Pervorkehrung
und Begründung der tektonischen und dekorativen
Momente, durch Darlegung der bei Aufbau und
Ausschmückung der Gefäße befolgten Grundsätze,
unter Benutzung des durch Sempers „Stil" gelegten

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