Kleine Nachrichten.
Verkehrten gewesen zu sein. Von befreundeter Seite
ging inir aus den: Kölner Stadtarchiv folgende für
diese Streitfrage wichtige Stelle aus dem Schickungs-
protokolle (Wemorialbücher des protonotars), das sich
im Kölnischen Stadtarchiv befindet, zu: ^59 April \
»Haent unse hern verdragen, dat man vur-
baess up den vrijdach, as unse hern na der pro-
cession myt dem hilgen sacramente gedragen is
eyn essen doent, dat man dan gheyn roemsche
glaessere hären sali, dan ins ghemeynen glaesseren
schencken, die man huren sal; ind man en sali
ouch namails nemantz glaesser geven, he sy wer
her sy, as eyn zijt her gescheit is.« (Schickungs-
protokoll I, ß. 3-f.)
Qn freier Uebertragung lautet diese Stelle etwa:
„haben unsere Herren beschlossen, daß man in
Zukunft am Freitag, wenn unsere Herren nach der
Prozession mit dem heiligen Sakrament ein Essen
Halten, falls man dann keine römischen Gläser
Haben sollte, datin in gemeine Gläser schenke, die
man leihen soll; und man soll auch Niemanden
jemals andere Gläser geben, er sei wer er sei, wie
es seither geschehen ist.")
Nkit Recht darf man wohl durch diese Stelle den
Ursprung des Wortes „Römer" aus „römische Gläser"
als konstatirt betrachten. Im XV. Iahrh.
herrschte noch keineswegs in Deutschland die
Sucht vor, wie in der Rcnaissancezeit, alles
historisch wie ethymologisch aus die alten
Römer zurückzuführen. Vielmehr dürfte man
es hier lediglich mit einer wirklich traditionellen
Ueberlieferung zu thun haben.
hiermit würde dann aber auch das erste
Vorkommen dieser Bezeichnung mn über
hundert Jahre weiter zurückgeführt sein, als
man es bisher zu thun im Stande war. Die
bisher früheste Bezeichnung stammt bekannt-
lich aus dem Jahre 1589 und findet sich in
dem Gedenkbuch des perman von Weinsberg
(III. 154;), gleichfalls im Kölnischen Stadt-
archive. Es heißt dort: »und also man eirst
klein glesser und pott neben den beirpotten
und wermut oder salben weinsspotten uffge-
satzt, so setzt man zum gebrat ulk jeden
Dische 4 groisse roemer etliche mich
gülden foissen« (vergl. Friedrich. Die alt-
deutschen Gläser, Nürnberg 188-1). Sowohl
aus dieser, wie aus der ersten Stelle geht
hervor, daß man diese „Römer" oder „römische
Gläser" genannten Gläser für etwas ganz
Besonderes hielt, wozu wohl nicht zum
wenigsten die altehrwürdige Bezeichnung des
„römischen" beigetragen haben mag.
Dieser ethymologische Ursprung des Wortes
Römer ist dann aber ein neues Dokument dafür,
daß die hier am Rheine im Ulittelalter wieder auf-
blühende Glasindustrie, ebenso wie anerkannter Waaßen
die in Venedig, als eine direkte Fortsetzung der
römischen, die hier einst in den Kolonien geübt
worden ist, zu gelten hat, zu welcher Ansicht es frei-
lich für den, der die rheinischen Erzeugnisse dieser
Zeit kennt, keines neuen Beweises erst bedurfte.
Ernst Zimmermann.
ie unlängst eröffne«» Räumlichkeiten des neuen
Wiener Rathhauskellers wurden von Waler
Heinrich Lefler und Architekt Josef Urban in
ansprechender und geschmackvoller Weise dekorativ
ausgestattet, namentlich der große Wittelraum, der
in Farbe und Stil einheitlich und harmonisch wirkt.
Die Stadtwappen und der ornamentale Schmuck
wurden von dem Dekorationsmaler Franz Wilhelm
Lad ewig ausgeführt. Auch die elektrischen Be-
leuchtungskörper des durch sein durchgehendes Tonnen-
gewölbe charakteristischen Pauptkellers sind ansprechend
in der Form und stimmen mit den mattglänzenden
bunten Scheiben der Fenster zusammen in einem
Farbenakkord von blau- und grüngrau. Leider stehen
272
Verkehrten gewesen zu sein. Von befreundeter Seite
ging inir aus den: Kölner Stadtarchiv folgende für
diese Streitfrage wichtige Stelle aus dem Schickungs-
protokolle (Wemorialbücher des protonotars), das sich
im Kölnischen Stadtarchiv befindet, zu: ^59 April \
»Haent unse hern verdragen, dat man vur-
baess up den vrijdach, as unse hern na der pro-
cession myt dem hilgen sacramente gedragen is
eyn essen doent, dat man dan gheyn roemsche
glaessere hären sali, dan ins ghemeynen glaesseren
schencken, die man huren sal; ind man en sali
ouch namails nemantz glaesser geven, he sy wer
her sy, as eyn zijt her gescheit is.« (Schickungs-
protokoll I, ß. 3-f.)
Qn freier Uebertragung lautet diese Stelle etwa:
„haben unsere Herren beschlossen, daß man in
Zukunft am Freitag, wenn unsere Herren nach der
Prozession mit dem heiligen Sakrament ein Essen
Halten, falls man dann keine römischen Gläser
Haben sollte, datin in gemeine Gläser schenke, die
man leihen soll; und man soll auch Niemanden
jemals andere Gläser geben, er sei wer er sei, wie
es seither geschehen ist.")
Nkit Recht darf man wohl durch diese Stelle den
Ursprung des Wortes „Römer" aus „römische Gläser"
als konstatirt betrachten. Im XV. Iahrh.
herrschte noch keineswegs in Deutschland die
Sucht vor, wie in der Rcnaissancezeit, alles
historisch wie ethymologisch aus die alten
Römer zurückzuführen. Vielmehr dürfte man
es hier lediglich mit einer wirklich traditionellen
Ueberlieferung zu thun haben.
hiermit würde dann aber auch das erste
Vorkommen dieser Bezeichnung mn über
hundert Jahre weiter zurückgeführt sein, als
man es bisher zu thun im Stande war. Die
bisher früheste Bezeichnung stammt bekannt-
lich aus dem Jahre 1589 und findet sich in
dem Gedenkbuch des perman von Weinsberg
(III. 154;), gleichfalls im Kölnischen Stadt-
archive. Es heißt dort: »und also man eirst
klein glesser und pott neben den beirpotten
und wermut oder salben weinsspotten uffge-
satzt, so setzt man zum gebrat ulk jeden
Dische 4 groisse roemer etliche mich
gülden foissen« (vergl. Friedrich. Die alt-
deutschen Gläser, Nürnberg 188-1). Sowohl
aus dieser, wie aus der ersten Stelle geht
hervor, daß man diese „Römer" oder „römische
Gläser" genannten Gläser für etwas ganz
Besonderes hielt, wozu wohl nicht zum
wenigsten die altehrwürdige Bezeichnung des
„römischen" beigetragen haben mag.
Dieser ethymologische Ursprung des Wortes
Römer ist dann aber ein neues Dokument dafür,
daß die hier am Rheine im Ulittelalter wieder auf-
blühende Glasindustrie, ebenso wie anerkannter Waaßen
die in Venedig, als eine direkte Fortsetzung der
römischen, die hier einst in den Kolonien geübt
worden ist, zu gelten hat, zu welcher Ansicht es frei-
lich für den, der die rheinischen Erzeugnisse dieser
Zeit kennt, keines neuen Beweises erst bedurfte.
Ernst Zimmermann.
ie unlängst eröffne«» Räumlichkeiten des neuen
Wiener Rathhauskellers wurden von Waler
Heinrich Lefler und Architekt Josef Urban in
ansprechender und geschmackvoller Weise dekorativ
ausgestattet, namentlich der große Wittelraum, der
in Farbe und Stil einheitlich und harmonisch wirkt.
Die Stadtwappen und der ornamentale Schmuck
wurden von dem Dekorationsmaler Franz Wilhelm
Lad ewig ausgeführt. Auch die elektrischen Be-
leuchtungskörper des durch sein durchgehendes Tonnen-
gewölbe charakteristischen Pauptkellers sind ansprechend
in der Form und stimmen mit den mattglänzenden
bunten Scheiben der Fenster zusammen in einem
Farbenakkord von blau- und grüngrau. Leider stehen
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