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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Zimmermann, Ernst: Das Kunstgewerbe auf der "deutschen Kunstausstellung" zu Dresden , [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0316

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Das Kimstgewerbe auf der Deutschen Kunstausstellung zu Dresden.

Lchlafzimmer von B. j)ankok. vereinigte Werkstätten für Kunst im Handwerk, München.

finement in dieser Ginfalt. <£s ist eine bewußte, konse-
quente Farbenwirkung, die hier zur Geltung kommen
soll, und bei der Gleichgiltigkeit der tektonischen
Formen an sich auch schon an erster Stelle spricht.
Grün ist der Sockel der Wand, roth und blau das
gewundene Bandwerk seiner Borte; — die obere Seite
der Wand blieb weiß, aber die gewölbte Decke spielt
wieder in allen Farben und aller primitiven Mrna
mentik. Gin sattes Feuerrotst in den Füllungen, von
Schwarz, Grün, Violett in dem Rahmenwerk
untschlosteit, leuchtet aus allen Möbeln heraus. Selbst
die Wachskerzen auf dem natürlich primitiv einfachen,
aus Stabeisen geschmiedetem Rronleuchter spielen diese
Farben wieder. Reine Frage, die Farbenharmonie
ist nicht schlecht, trotz ihrer Aufdringlichkeit an sich
auch nicht unangenehm. Aber wo in aller Welt
sollen wir schwarz bekleidete Menschen des fy. Jahr-
hunderts mit solchen farbigen Möbeln hin! Wir
müßten die Farbenfreude erst wieder am eigenen
Rörper bekunden, wie das früher ja fast immer der
Fall war, und wohin wir über kurz oder lang ja
auch wieder kommen werden. Aber freilich selbst

dann, wer vermöchte immer unter solchem Hoch-
druck von Farben zu athmen? Die äußersten
Gnden des Spektrums sind für unsere Sinne immer
die eindruckvollsten gewesen. Roth erregt sie freudig,
Violett drückt sie schwermüthig herab. Nicht aus
Zufall oder Laune kleidete Mutter Natur die Grde
in ihr grünes Rleid, lacht der Himmel darüber in
seinem heiteren Blau; nicht umsonst haben wir in
unseren Zimmereinrichtungen bisher die mittleren
Spektrumsfarben Grün und Braun bevorzugt.

Mit einem Vorraum des Münchener Malers
Bruno Paul, München (Abb. $27), betreten wir das
Reich der freien Schöpfung, der Phantasiearbeit, der
Naturalisten, eine erfreuliche Leistung gleich mit Anfang
begrüßend. Durch eine Glasthüre fällt der Blick in der
Axe auf die ruhig gegliederte Raminwand, die ganz
gedeckt wird durch den Hellen Raminvorsatz in der
Mitte, eigentlich eine schrankartige moderne Heizkörper-
verkleidung mit durchbrochenen Messingblechthüren,
den sattrothen Holzbänken zu beiden Seiten und den
darüber befindlichen Glaswandschränken und Spiegeln.
Unter der Decke zieht sich ein schablonirter Thierfries

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