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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Zimmermann, Ernst: Das Kunstgewerbe auf der "Deutschen Kunstausstellung" zu Dresden, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0343

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Das Kunstgewerbe auf der Deutschen Kunstausstellung zu Dresden.

^73. Kamin von lNax Länger, Karlsruhe, darüber Wand-
behang („Stille Fahrt") von Gtto Eckmann, Berlin, aus-
geführt in der Kunstwebereischule zu Scherrebek.

Galle- und Tiffany-Gläscr besitzen wir überhaupt
noch nicht. Köpping's Erzeugnisse streifen doch zu
sehr die Kuriosität. Dagegen sind einige erfreuliche
Glassenster zu nennen, die zum Glück durchaus
iticht gewillt sind, bei uns immer blos „Christiansen"
sein zu wollen. Dessen nun einmal feststehende
Manier köitnte inan ja bis ad infinitum versuchen,
es würden doch nur Variationen auf dasselbe Thema
herauskommen. Noch am meisten lehnt sich ihm an
der große, einen Querschnitt des Meeres gebende
Versuch des Dresdener Radirers Müller. Ganz
eigene Wege wandelt dagegen in seinem Frühstücks-
zimmer Dülfer, der an dem großen Hauptfeuster

den mittlerei: Theil durch matte, schmutziggrün mar-
morirte Scheiben abgeblendet hat, die durch kleine
farbige Medaillons mit den Darstellungen eines Hahns,
Katers und Laubfrosches reizvoll belebt werden. An
einem Nebenfenster (Abb.^25 im letzten Heft) gibt er in
ganz anderer Weise ein aufsteigendes Blumenfeld vor
den: blaufarbenen Himmel, im Gegensatz zu Chri-
stiansen nicht eine klare Silhouette, vielmehr ein sich
über die ganze Fläche gleichmäßig vertheilendesFarben-
mofaik. Noch eine andere Methode versucht Groß
in seinen zwei Fenstern (Abb.stckS), die er durch zarte,
rankeuartige Gebilde, von denen naturalistische Gebilde
herabhängen, theilt, unten und oben durch breite
Farbenschichten einfaßt und unorganisch, wenn auch
symmetrisch, durch eckige Einzelscheiben mit kräftig
farbigen Darstellungen belebt, wodurch ein Eindruck
wie durch die berühmten Schweizer Scheiben in
Schweizer Rathhäusern erzielt wird. Gußmann in
seinem Nibelungen-Zimmer wandelt mit seiner Be-
stattung Siegfried's, dem Charakter seines Zimmers
entsprechend, in Form und Farbe archaistische Wege
(Abb. stSst).

Noch eine interessante Neuerung auf dein Gebiete
des Glases ist zu nennen, die von C. Schirm in
Berlin ausgeführten Emailarbeiten L. v. Hofmau ns.
Für den der Hofmanns sich stets überbietende
koloristische Bestrebungen kennt, ist es kein Wunder,
daß er schließlich, mit dein farbigen Melpigment nicht
inehr auskommend, sich anderswo nach Verstärkung
umschaut, die er in einer neuen Erfindung Schirms
findet. Laut Angabe des Kataloges ist es diesem
gelungen, durch Anwendung eines Drahtgitters als
Unterlage für die Metallfolie, durch dessen Maschen
beini Brennen die sonst die Folie auftreibendeii
Gase entweichen können, dieser Technik die Möglich-
keit größerer Arbeiten zu gewähren. Hofmanns ganz
im Stil seiner Gemälde gehaltenen Entwürfe recht-
fertigen jedoch noch nicht recht diese Erfindung. Die
Komposition fällt durch ihren Umfang farbig zu
sehr auseinander, es entstehen Farbenflecke, aber keine
Harmonien. Man wünscht diese Darstellungen im
Gegentheil eher klein, als groß. Doch steht man
hier ja noch in den ersten Anfängen und darf auf
besseres hoffen.

Die metallenen Gegenstände beschränken sich,
von Schmucksachen abgesehen, fast ausschließlich auf
Beleuchtungskörper, für die ja das Metall feiner
Unentzündbarkeit wegen der gegebene Stoff ist.
Messing und Eisen machen sich hier gegenseitig Kon-
kurrenz, obwohl ersterer Stoff seiner ganzen Erschei-
nung nach sich als der zivilisirtere darstellt. An das
schwierige Problem der künstlerischen Gestaltung des
Gußeisens, das für unsere Zeit so wichtig, hat sich

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