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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0356

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Unsere Bilder.

^9;. Plakette, in Bronze gegossen. Von Nicol. Lhallmayr, Vilsbiburg. (Wenig verkleinert.)

die Aufgabe zufällt, zugleich zu schmücken und die
durch den Zweck bedingte Form klar und deutlich
auszusprechen, wo also ausschließlich natürliche Ge-
bilde zur Gestaltung eines Gegenstandes herangezogen
werden, da gehört schon ein ungewöhnlicher Grad
von Stilgefühl dazu, um solche Aufgaben befriedigend
zu lösen. Als besonders gelungen in dieser Beziehung
darf inan wohl die Mantelschließe und die beiden
Gürtelschließen auf 5- 529 bezeichnet:.

Aber abgesehen von diesen Vorzügen, die ohne-
hin von manchem Vertreter der neueren Richtungen
als nebensächlich hingestellt werdet: mögen, weisen
all' diese Schmucksachen eine so reizvolle Gruppirung,
eine so fein eiitpfundene Modellirung uitd (Liselirung
und schließlich eine so vornehme, farbige Behaitdlung
auf, daß sie als technische uitd künstlerische Leistungen
gleich hoch gewerthet werden müssen. Thallmayr
hat es mit vielem Geschmack verstanden, seinen
Schmucksachen den Charakter als Silberarbeiten zu
wahren und ihnen doch durch Anwendung von feinst
abgestufter Vergoldung — von: zartesten Hauch an
bis zu vollster Kraft — anmuthige Abwechselung
zu verleihen, die um so einschmeichelnder wirkt, als
der halbmatte Glanz der Oberfläche keine schreienden
Glanzlichter ailfkonmien läßt. Zn der Art, wie all'
diese Schmucksachen durchgearbeitet sind, steckt un-

zweifelhaft ein gut Theil französischer Eleganz; aber
die Gewissenhaftigkeit, mit welcher hier Fische,
Ahori:, Mistel, Kastanie der Natur abgelauscht und
den: Zwecke dienstbar gemacht sind, darf man wohl
als deutsches Aussteuergut in Anspruch nehmen.

Mit Anfertigung von Schmucksachen erschöpft
sich indessen Thallma'sr's Thätigkeit nicht; er strebt
höher, und er läßt auch schon auf der Ausstellung
einige Proben figürlicher Arbeiten sehen, durch die
er sich wohl die Ermunterung verdient, auf diesem
Gebiete weiter zu arbeiten: aus Zinn eine Platte
mit „Eva" in zartem Relief und einen Briefbeschwerer
mit einem weinenden Kind, — aus gegossener, un-
ciselirter Bronze ein Nkedaillon („5er Kuß") nach
einem einst von Christiansen für die „Zugend" (als
Titelblatt) gezeichnetei: Bild und die reizvolle Plakette
„Madonna", die wir — nur wenig verkleinert —
hier abbilden.

Es wird sich wohl später wieder Gelegenheit
geben, auf Thalliitayr's Arbeiten hiitzuweisen. Möge
es dem jungeit Künstler geliitgen, zu immer weiterer
Vervollkomtiinuitg fortzuschreiten und sich auch die
ntaterielle Anerkennung seiner Arbeiten zu erringen,
die allein es ihn: ern:öglicht, auf den: betretenen
Weg selbständigen Arbeitens auszuharren!

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