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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 65.1914-1915

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An unsere Mitglieder
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https://doi.org/10.11588/diglit.8768#0011

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Zustimmung, weitere 2000 ITt. zum gleichen Zwecke
bewilligen zu können.

Der Gedanke, Hunderten von Soldaten eine Ver-
besserung ihrer gesundheitlichen Verhältnisse zu
verschaffen, genügt allein, auch ohne die Erwägung,
daß wir einer kleinen Zahl von bedürftigen Per-
sonen Arbeit bieten können. —

wenn ich berichten darf, welche Schritte wir
unternommen haben, um unseren Mitgliedern selbst
eine Besserung ihrer wirtschaftlichen Lage zu ver-
schaffen, so möchte ich betonen, daß wir sowohl
an das Staatsministerium des Äußern wie an den
Magistrat München gleich nach Kriegsbeginn Schrei-
ben gerichtet haben des Inhalts, bauliche und
kunstgewerbliche Arbeiten nicht nur nicht zurück-
zuhalten, sondern erst recht herauszugeben zur
Linderung der Arbeitslosigkeit, deren beste Be-
kämpfung nicht Almosen, sondern Arbeitsgelegen-
heit darstellt.

Eowohl die Vertreter des Staates wie der Stadt
haben die Erfüllung unserer wünsche in Aussicht
gestellt.

Aber auch an diejenigen unter uns, welche eine
Notlage nicht fühlen, sei ein warmer Appell ge-
richtet, nicht zu sparen am Unrechten Ort und zu
ungelegener Zeit. Auch der Luxus hat seinen Anteil
und keinen unerheblichen am gesamten Wirtschafts-
leben, darum möchten doch diejenigen, welche sonst
gewohnt waren, Gegenstände der Art zu erwerben,
auch in den jetzigen Zeiten, von diesem höheren
Gesichtspunkte aus betrachtet, ihre Lebensweise
nicht ganz verändern und dem Kunstgewerbe an
Aufträgen geben, was sie irgend verantworten
können; auch das ist zum wohle unserer inneren
Kraft und zur Aufrechterhaltung unserer wirt-
schaftlichen Kontinuität, welche Nation hat uns
bis jetzt auf diesem Wege folgen können? Keine,
wir haben ringsumher Zahlungsstundung und wir
halten bis jetzt ohne solche durch zum schweren
Verdruß unserer Feinde, welche darin allein eine
verlorene Entscheidungsschlacht erblicken.

Als die Münchener Kriegskreditbank ins Leben
trat, glaubten wir, unseren Mitgliedern keinen
besseren Dienst leisten zu können, als uns selbst
nüt 30000 M. an dem vaterländischen Unternehmen
zu beteiligen. Dadurch ist unseren Mitgliedern die
Befriedigung ihrer Kreditbedürfnisse gewährleistet.
Ich darf alle jene, welche kreditbedürftig sind, darauf
aufmerksam machen, daß die Münchener Kriegs-
kreditbank unter Mitwirkung unseres Vereins als
des berufenen Schätzers unseren Mitgliedern
Kredit auf fertige Gegenstände gewährt, neben
Belehnungen von Forderungen und Wertpapieren.

Ein Zirkular in dieser Richtung wird Ihnen dem-
nächst zugehen.

von der Zeichnungssumme von 30000 M. haben wir
nur 1U, d. i. 7500 M., bar eingezahlt und uns damit
den nötigen Einfluß nicht nur moralisch gesichert.
Die Ereignisse haben sich so rasch entwickelt, daß
eine vorherige Befragung der Generalversammlung
unmöglich war, ich glaube aber au Ihrer nach-
träglichen Genehmigung nicht zweifeln zu dürfen.
Und nun noch eins.

Das Deutsche Reich hat eine Reichsauleihe und Reichs-
schatzanweisungen zur Zeichnung ausgeschrieben.
Auch hier glaubte der Ausschuß des Vereins unter
allen Umständen Mitwirken zu müssen.

Er hat demnach den einstimmigen Beschluß gefaßt,
eine Zeichnung von Reichsschatzanweisungen im
Nominalbetrag von 20000 M. zur Genehmigung
vorlegen zu sollen. Es würde dies einem Lffekten-
bestand von ca. 24000 M. unserer, hauptsächlichsten
Wertpapiere entsprechen.

wenngleich unsere Aussichten für die nächste Zu-
kunft keine rosigen sind und beinahe unvermin-
derten Ausgaben stark reduzierte Einnahmen ent-
gegenstehen, so glaubt der Ausschuß doch mit
Rücksicht auf die gesamte Finanzlage Ihnen die
Zustimmung empfehlen zu dürfen.

Unser vermögen beträgt nominal k55000 M., was
einem Kurswert Ende Juli von x37 000 M. ent-
spricht.

Unser Kontokorrentkredit ist zurzeit mit 33000 M.
in Einspruch genommen, also glauben wir eine
weitere Beanspruchung von 20000 M. bzw.
24000 M. unbeschadet der vereinsiuteresseu ruhig
befürworten zu können.

Ich bitte Sie auch, die nicht ganz satzungsgemäße
Art der Forderung entschuldigen zu wollen, da in
der Tagesordnung von dieser Sache keine Er-
wähnung geschehen ist, nachdem die Anregung erst
in letzter Stunde an uns herantrat,
was wir im Ausschüsse einmütig begutachtet haben
unter gründlicher Würdigung aller Gesichtspunkte,
ist ohne Zweifel nichts anderes, als der in einein
kleinen Kreise konzentrierte Wille der Gesamtheit.
In diesem Sinne, meine Herren, bitte ich Sie im
Namen des Ausschusses um die Genehmigung dieser
Mittel, damit unser Verein sich sagen darf, er sei
seiner Aufgabe auch in schwerer Zeit voll und ganz
gewachsen gewesen, damit unser Volk auch in
wirtschaftlicher Hinsicht siegreich bleibe, was unseren
Hauptgegnern, den rechnenden Krämerseelen jen-
seits des Kanals, eine grimmigere Enttäuschung
sein wird, wie der Verlust seiner elenden Lohn-
sklaven auf dem Kontinent.

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