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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 65.1914-1915

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Steinlein, Stephan: Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.8768#0159

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Studie zum großen Wartezimmer

Bieber & Hollweck

Hauptbau, nahm darum Reinhold Max Eichler
den „Kampf der Elemente" zum Thema seines
großen Freskogemäldes und auch Fritz Erler vari-
iert neben seinem großeir Bilde „Handel und
Weltverkehr" im großen Sitzungssaale, das Thema
der Gefährdung des durch vielgestaltige Tätigkeit
bedrohten und sich den unsicheren Elementarkräften
vertrauenden Menschen, in weiteren elf kleineren
dekorativen Wanddekorationen.

Immer erneut empfindet man die totale Unzu-
länglichkeit, durch sprachliche Mittel Raumeindrücke
zu vermitteln, und nicht minder peinlich ist man
betroffen, mit Worten Farbeindrücke oder gar
ihre tonige Wirkung durch das natürliche oder
künstliche Licht im Raume zu schildern. Mehr als
höchst ungewisse Steckbriefformeln ergeben sich ja
niemals bei solchen Versuchen. So bringt auch die
Abbildung des „Hauptportals" keine verläßliche
Hilfe; einmal läßt sie durch den Mangel eines
sicheren maßstäblichen Anhalts nur unzulängliche
Darstellungen der geschickten großzügigen Behand-
lung der ornamentalen Details möglich werden und
versagt noch dann besonders durch das verschwim-
men der dekorativen Llenrente im Ton. Zn er-
muntern, um mit eigenen Augen zu sehen, wo
das Wort kaum ein stammelnder Mittler zu sein
vermag, ist noch die einzige Entschuldigung solchen
Unterfangens.

An Klemms Mitarbeit als Maler fällt vor allem
günstig auf, daß er sich mit bestem Geschick mit
seinen ornamentalen und figürlichen Mitteln in

sicherster proportionaler Taktfestigkeit zu den archi-
tektonischen Leitmotiven abfindet. Häufig findet
man, daß die Mitarbeit des Malers hierin mehr
verdirbt als zu ertragen ist. Meist wird die Malerei
entweder farbig zu vordringlich, weit häufiger aber
noch geraten ihre ornamentalen und figürlichen
Details, besonders gegenüber großzügigeren archi-
tektonischen Gliederungen proportional zu kleinlich.
In beiden Fällen ist Klemms Rönnen von sicherstem
Griff für das Richtige; er weiß, daß die maleri-
schen Hilfsmittel ein „Bauen" mit Formen und
Farben ist. Das wenige was für ihn im Vestibül
noch zu tun blieb, in einem mäßig belichteten
Raum, der durch das Material der Pilaster, wand-
teile, Türfassung, Sockel und Gesimse, teilweise aus
rotem Veroneser Marmor, mit ornamentierten
Heizkörperverkleidungen gleichem Werkstoffs und
Bodenbelag von rosa Ruhpoldinger und gelblichen
Solenhoferplatten wirkt, löste er mit feinstem Ge-
fühl. Nur ein paar oblonge Medaillen mit Putten
und Hippokampen, in Lünetten allegorische Figuren
und in den Supraporten groß geformte Guirlanden
und weinblätter brauchte er, um zu vollenden,
was vom Architekten gegeben und doch mit seinen
Mitteln nicht mehr zu lösen war. Klemm weiß
Farbe und Form raumbildend, tektonisch fördernd
zu nützen.

Schade, daß Eichler sein farbig entschiedenes Fresko
seitwärts und oben nur durch einen schmalen
Streifen von der gelbweißen wand, eigentlich nur
mehr noch trennt, statt es dem vorn Architekten
 
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