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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 65.1914-1915

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Heilmeyer, Alexander: Hausplastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.8768#0176

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was hier im allgemeinen über die tektonische Art
der Pausplastik gesagt ist, gilt auch im besonderen
für die plastischen pausbilder. Denn sie sind ja in
erster Linie plastischer pausschmuck, der mit Vor-
liebe an bevorzugten Punkten des pauses an-
gebracht wird über der Paustüre, am Giebel, an
der wand oder am pauseck. Ganz besondere Auf-
merksamkeit verdienen Ecklösungen. Denn die Ecke
hat im Straßenbild architektonische Bedeutung. Sie
erscheint als der weithin sichtbare Punkt am Pause,
als der für den bildnerischen Schmuck geeignetste
Platz. Ein gutes Beispiel einer solchen glücklichen
architektonischen Gestaltung haben wir gleich an
dem von pönig & Söldner erbauten paus zum
schönen Turm. Pier ist auch das pausbild, ein

Volkes, aus dessen religiösen Gefühlen und weit-
läufigen Anschauungen entstanden, wie es päuser
zum pimmelreich, zum guten pirten u. a. gab, so
hießen päuser nach dem daran angebrachten Bild,
„zur schönen Bärbel", „wo der Luchs den Enten
predigt", „Zum Greif", „Zum Wolf", „Zur punds-
kugel".

Ansonsten bezeichneten Bilder und Schilder Ge-
werbe und Zünfte. Daher auch das Relief am
Tuchmacherhaus in Nürnberg. Das war allerdings
nur möglich, wo ein Gewerbe dauernd mit dem
paus verbunden blieb. Dagegen spricht das paus-
bild oft auch nur ganz allgemeine Beziehungen
zum Pause, zum Leben und seinen Bewohnern
aus. Und im Zusammenhänge damit ergeben sich

Engen Julius Schmid

einen Turm tragender Augustinermönch im Sinne
einer gelungenen Lcklösung, an einer besonders
wirksamen Stelle im Straßenbild angebracht.
Zugleich erkennen wir darin auch eine glückliche
Wiederanknüpfung an eine gute alte Tradition,
die geeignet erscheint, der pansarchitektur wieder-
um eine tiefere Bedeutsamkeit und Bodenständig-
keit im Stadtbild zu sichern, wird damit doch
wiederum ein Stück Geschichte lebendig. Das
paus erscheint sogleich persönlicher und prägt sich
mehr als durch Geschäftsschild und pausnummer
dem Gedächtnis vorüberwandelnder ein.
Betrachten wir nur einmal die alten pausbilder.
Sie erscheinen wie der Pausspruch als Merkzeichen
des individuellen Eharakters des pauses. Sie haben
wie die Sprichwörter epigrammatischen Sinn. Sie
sind wie die Paussprüche eigenstes Erzeugnis des

auch immer wieder neue Stoffe für pausbilder
aus dem Leben der Gegenwart, aus dem Gewerbe,
aus den Beziehungen des pauses zu Pandel und
Verkehr, zum öffentlichen Leben und zur Geschichte
des Grtes. Es fehlt in keiner Stadt an Denk-
würdigkeiten und berühmten Männern, die durch
eine Gedenktafel am Pause geehrt werden könnten.
Das pausbild könnte auch wieder wie in früheren
Zeiten Merk- und Wahrzeichen der Straße werden.
Moderne Geschäftshäuser könnten sich solcher pla-
stischer Merk- und Wahrzeichen in Form ihrer Ge-
schäftsmarke, einer symbolischen Figur ihres Pan-
dels oder eines epigrammatisch zugespitzten humo-
ristischen Pausbildes mit besonderem Vorteil be-
dienen, da dadurch der besondere Lharakter des
pauses sogleich erkenntlich gemacht und auch zu-
gleich ein gutes Merkbild und eine gute Grientie-
 
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