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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 65.1914-1915

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Heilmeyer, Alexander: Hausplastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.8768#0177

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rung für das bjaus im Straßenbild geschaffen
würde.

überaus reich und mannigfaltig ist die Bestim-
mung und die gute Wirkung des Hausbildes,
wenn es auch jetzt nicht mehr so häufig als in
früheren Zeiten gepflegt wird, so sollte man sich
doch wieder mehr des alten schönen Brauches er-
innern und den wert einer guten Hausplastik so
schätzen, wie die Alten einen guten Hausspruch
schätzten: Liner unserer Vorfahren spricht dies an
seinem Hause so aus: „Lin Haus ohne Spruch
ist wie ein Brot ohne Salz."

In München ist dank des Zusammenarbeitens von
guten Architekten und Bildhauern auch die Haus-
plastik wieder erblüht. Rundige Architekten und

& Söldner ist als putzbau mit Verwendung von
Haustein an Pfeilern und Gewänden ausgeführt.
Die Lcke wird aufs anschaulichste betont durch ihr
Hauszeichen, den Augustinermönch mit dem Turm.
Dieses Hausbild versinnbildlicht zugleich ein Stück
Münchener Stadtgeschichte Denn nebenan stand
vormals das Raufingertor oder, wie es wegen
seiner Bilderzier genannt wurde, der schöne Turm.
Der in Muschelkalk gemeißelte Lrkerschmuck stellt
die acht bayerischen Rreise dar. Lin weiteres Haus-
zeichen am schönen Turmhaus ist der Putto mit
dem Hermesstab im geschnörkelten Giebel. Damit
ist wiederum nachdrücklich auf den Lharakter des
Kaufes als Geschäftshaus hingewiesen. An der
Fassade des behaglich vornehmen bürgerlichen

Eugen Julius Schmid

Bildhauer haben ihr hier einen guten Boden be-
reitet.

Schon vor Jahren konnten wir hier an dieser Stelle
auf Arbeiten von Professor Iulius Seidler als des
Schöpfers einer originellen Münchener Hausplastik
Hinweisen.

Prof. Bildhauer Julius Seidler in München hat
im Zusammenarbeiten mit hervorragenden Archi-
tekten, welche die Poesie des Hausbildes schätzen,
die Gelegenheit wahrgeuommen, an verschiedenen
Orten und Plätzen der Stadt durch glückliche Er-
findung und gute architektonische Situierung aus-
gezeichnete Hausbilder auszuführen. So z. B. am
Hause zum schönen Turm, Lcke Raufinger- und
Augustinerstraße in München. Die der Altmünchener
Umgebung trefflich angepaßte und doch eigenartige
und selbständige Architektur des Dauses von Hönig

Hauses, Fritz Heilmann in der Augustinerstraße, ist
wiederum ein Hauszeichen angebracht, das auf die
Bestimmung des Hauses im Erdgeschosse, wo die
Weinstube Rurz ausgeübt wird, hinweist.

Unsere Bilder geben ungefähr eine Vorstellung
davon, wie anregend und lebendig solche Haus-
zeichen im Straßenbild wirken.

An dem gleichfalls von Hönig 8c Söldner erbauten
Geschäftshaus Grießl, Lcke Sendlingerstraße und
Färbergraben, ist die Lcke als Rappeneck gekenn-
zeichnet; am Hause Dallmayr in der Dienerstraße
ist durch das Bild des wägenden Raufmanns
wiederum sogleich für jedermann erkenntlich das
Geschäftshaus bezeichnet. Nicht weniger deutlich
muten die originellen Hausbilder am Bekleidungs-
haus Isidor Bach in der Sendlingerstraße an.
gleichen Sinne wirken auch die Hauszeichen am

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