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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 65.1914-1915

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Bernhart, Max: Die Entwicklung der Münztechnik
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https://doi.org/10.11588/diglit.8768#0208

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3m Rändeleisen ist die Schrift oder Verzierung er-
haben angebracht. Die Stellung der Rändeleisen
erfordert die größte Aufmerksamkeit, da hiervon
das deutliche und gleichmäßige Übertragen der in
der Nute befindlichen Schrift oder Verzierung auf
den Rand der Münzplatte abhängig ist. Ls muß
darauf geachtet werden, daß der Angriff der
Rändeleisen auf zwei genau gegenüber liegenden
Punkten der Platte geschieht, da sonst die Ab-
stände zwischen den Verzierungen oder Schrift-
zeichen ungleichmäßig oder an einzelnen Stellen

DUR.CHSTOSS

FÜR tCLElME.

/AÖN2EN

auch wohl doppelt gerändelt werden, dann auch,
daß die Platte die Nute nicht früher verläßt, bevor
sich die ganze Peripherie darin abgerollt hat, sonst
würden Auslassungen entstehen. Um die Münz-
platten für das Prägen weicher zu machen und
von anhaftendem Gl und Schmutz durch ver-
brennen desselben zu befreien, werden sie ent-
weder in offenen Pfannen oder in kupfernen oder
eisernen Zylindern vorsichtig geglüht. Zur Er-
zielung eurer rein metallischen Gberfläche erfolgt
das Beizen mittels verdünnter Schwefelsäure oder
Weinstein in hölzernen Beizfässern.

Die wichtigsten Arbeiten der Münztechnik sind die
Stempelfabrikation und das prägen. Unter
Gepräge versteht man die aufgedrückten Zeichen,
wodurch eine glaubwürdige Autorität, der Staat,
den wert der Münze, der aus der Feinheit und
der Menge des Metalls entsteht, andeutet, und für
dessen Wahrheit er durch Beidrückung seines Na-
mens, Bildnisses oder Wappens die Gewährleistung
jedem Besitzer sichert. Das Gepräge bezweckt, daß
die Oberfläche der Münze so geschützt wird, daß
jede betrügerische Verletzung leicht zu erkennen ist.
Dies ist um so leichter, je deutlicher und vollstän-
diger das Gepräge ausgeführt ist. Die Randkante
muß sich etwas über das Gepräge der inneren
Fläche erheben, wodurch die Münze vor rascher
Abnutzung bewahrt und die Dauerhaftigkeit be-
deutend erhöht wird. Die Stempelschneidekunst

DVRsCH-

ist schon sehr alt. welchen Höhepunkt diese Aunst
im Altertum erreichte, ist vorne ausgeführt. Das
Geld gewinnt an äußerem Ansehen, sobald sich die
Aunst mit dem Metallwert vereinigt und dem
Geldstück etwas Gefälliges verleiht. Zunächst wird
der Original- oder Urstempel hergestellt. Der
Stempelschneider — Medailleur — nimmt von
dem gewünschten Bilde (Kopf, Wappen, Figur
usw.) ein mehrfach vergrößertes Modell, das er
in dunklem wachs am geeignetsten auf einer
Schiefertafel herstellt. Nach einem Gipsabguß wird
wieder ein Relief in Gips und nach diesem ein
 
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