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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 77.1927

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Kiener, Hans: Der Erweiterungsbau der Technischen Hochschule in München von German Bestelmeyer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7094#0009

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fläche zur Höhe der Pfeilergalerie, die hinter der letz-
ten Sitzreihe den Saal umzieht, nicht zuletzt in der
Lösung der Experimentier- und Projektionsbühne. Die
schlichte flächenhafte Behandlung der Bühnenrahmung
wie der Pfeiler des Umgangs war die gegebene mo-
derne Lösung. Der Kranz von Pfeilern wirkt wie eine
gekrümmte Fläche, aus der die rechteckigen Öffnun-
gen ausgeschnitten sind. Und ein Ergebnis unermüd-
licher Versuche am Modell, reiflichster Überlegung
und feinsten künstlerischen Gefühls ist das Verhältnis
der Höhe der Pfeiler zu ihrer Stärke, zu ihren Abstän-
den. Der Saal ist ein wertvolles Beispiel für wahrhaft
moderne Formgebung im besten Sinne des Wortes.
Hier weht der Geist unserer Zeit; der Geist strengster
Sachlichkeit und Sparsamkeit.

Der schöne Saal, dessen Akustik vorzüglich ist, ist
in erster Linie ein Hörsaal, eine Stätte intensivsten

wissenschaftlichen Lebens. Er ist in seiner meisterhaf-
ten Komposition ein Ausdruck der Wahrheit, in t
seiner lichtvollen Gliederung und Regularität ein Aus-
druck der Klarheit. Wahrheit und Klarheit auf die
knappste Formel gebracht, heben dies physikalische
Theater in die sublime Reihe der Bauten hinauf, die
auf die, die so glücklich sind, sich darin zu bewegen,
eine sittlich läuternde Kraft auszuüben vermögen.

Nicht nur als Hörsaal, auch als Aula soll das Thea-
ter dienen. Sparsame, aber erlesene Schmuckstücke,
zwei monumental empfundene Reliefs über den seit-
lich der Bühne angeordneten Türen, die groß gesehe-
nen Köpfe der Planeten über den Türen des Umgangs,
das vornehme Gitter zwischen den Pfeilern — Reliefs,
Köpfe und Gitter von Wackerle — erhöhen in ihrer
strengen Stilisierung und in ihrer plastischen Kraft
die feierliche Stimmung des Ganzen. Hans Kiener

M- N. N. 1926, Nr. 341

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