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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 77.1927

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Peltzer, A.: Grundsätze über die Aufstellung der historischen Abteilung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7094#0113

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Künstlerischem Gebiet liegt. Durch diesen Wechsel
der Gesichtspunkte sollte eine größere Mannigfaltig-
keit des Stoffes erzielt und eine allzugroße Gleich-
mäßigkeit bei der Aufstellung vermieden werden.

Erster Grundsatz blieb die sparsame Beschränkung
auf das Wesentliche und Vermeidung jeder Uberfül-
lung, an der so viele unserer Museen leiden. Nur die
notwendigsten und hervorragendsten Stücke sollen
möglichst wirksam vorgeführt werden. Maßgebend
blieb das Prinzip der Sachlichkeit, nicht das des kultur-
historischen Milieus. Man sieht daher keine künstlich
aufgemachten verstaubten Werkstatt-Interieurs, die
nur zu leicht an das Panoptikum erinnern. Die haupt-
sächlich von Parzinger entworfene architektonisch-
dekorative Ausstattung der Räume hält sich bewußt
von jedem Historisieren fern und sucht nur durch eine
lichte und gefällige Aufmachung die Wirksamkeit der

ausgestellten Gegenstände zu erhöhen. Durchweg sind
helle, freundliche Farben verwandt bis in die Vitrinen
hinein, die meist mit sandfarbigem Velvet oder Nessel
ausgeschlagen sind. Die Form der unvermeidlichen
Vitrinen ist sehr abwechslungsreich, dem jeweiligen
Bedürfnis angepaßt. Der einzelne Gegenstand wird
möglichst seinem Gebrauchszweck entsprechend auf-
gehängt oder auf kleinem Sockel hervorgehoben.
Auf die vorbildliche Aufstellung der Waffen durch
Dr. Stöcklein nach dem schon im Armeemuseum mit
Erfolg angewandten sachlichen Prinzip sei besonders
hingewiesen. Keine Trophäen-Bouquets mit kreuz
und quer befestigten Waffen und Fahnen, sondern
parallele Anordnung unter Vermeidung der unruhigen
Diagonale. In ähnlicher Weise ließe sich dieses Prinzip
der Sachlichkeit auch in den andren Sälen nachweisen,
z. B. in den schönen Sonderräumen der Stadt Augsburg.

A. Peltzer

BÜCH ERBES

Das kirchliche Kunstgewerbe der Neuzeit von
Dr. Josef Weingartner, Propst von Innsbruck. 1916, Ver-
lagsanstalt Tyrolia A. G., Innsbruck-Wien-Miinchen.

Unter dem kirchlichen Kunstgewerbe der Neuzeit, das
im vorliegenden ausgezeichneten Werk nach Text und
Abbildungen eine liebevolle und von großer persönlicher
Sachkenntnis getragene Würdigung erfährt, versteht der
Verfasser alles Nachgotische. Er betontim Vorwort, selbst-
verständlich keinerlei Anspruch auf lückenlose Auf-
zählung zu machen, sondern nur eine zusammenfassende
Darlegung der allgemeinen Entwicklungslinien geben zu
wollen. Schon beim Durchblättern der sehr zahlreichen,
sehr wirkungsvollen, meist allerdings aus dem Besitz
österreichischer Klöster herangezogenen Abbildungen von
Paramenten, Gefäßen, Geräten, Schmiedeeisenarbeiten
und kirchlichem Mobiliar erhellt, daß diese Entwicklung
zwar nicht immer, aber doch häufig mit der des profanen
Kunstgewerbes parallel geht. Damit erweitert sich das
Buch zu einer Stilgeschichte der Neuzeit, sieht man von
der Baukunst ab. Mag auch die Formenlehre einzelner,
besonders kostbarer und geheiligter Geräte, wie die der
Kelche und Monstranzen zum Beispiel, aus naheliegenden
Gründen wegen des hier zäheren konservativen Festhal-
tens am Überkommenen zu dem Gesagten scheinbar in
Widerspruch stehen! Da erst in diesen neueren Jahr-
hunderten die Hauptblütezeit des Schmiedeeisens ein-
setzt, so ist dieser Abschnitt besonders reich. Man denke

RECH UN GEN

an die Gitter und Grabkreuze. Unter dem Mobiliar mit
vorwiegend kunstgewerblichem Charakter erscheint als
Neuheit der Beichtstuhl und die Reihe von Kirchenstühlen.
Alles in allem erscheint die Fülle des hochinteressanten,
uns hier gebotenen Materials fast überwältigend. Nasse
Kultur des Handwerks. Amtliche Zeitschrift der
Ausstellung München 1927 Das Bayerische Handwerk.

Diese neue Zeitschrift, deren erstes Heft im Dezember
vergangenen Jahres erschienen ist, will, wie die kom-
mende große Ausstellung, der sie dient, alles, „was der
Natur seiner Tätigkeit nach als Handwerk angesprochen
werden muß“, in sich begreifen. Neben den Vertretern
der Wissenschaft und Forschung, die in erster Linie über
die Geschichte des Handwerks berichten, nehmen auch
die führenden Handwerker selbst zu allen Fragen ihres
Berufes Stellung. In anschaulichen, von trefflichen Ab-
bildungen auf Tafeln und im Text begleiteten Aufsätzen
wird auf die historische und gegenwärtige Bedeutung
aller einzelnen Zweige des Handwerks von sachkundiger
Seite aufmerksam gemacht und auf den lebendigen Zu-
sammenhang allen Handwerks mit den Künsten nicht nur,
sondern mit der Kultur und dem gesamten Wirtschafts-
leben hingewiesen. Die „Amtlichen Mitteilungen der Aus-
stellungsleitung“ berichten in jedem Heft über den Fort-
gang der Ausstellungsarbeiten. Diese vortreffliche Zeit-
schrift sollte in aller Hände sein, denen Münchens Aufstieg
ernst ist. Nasse

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