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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 77.1927

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Aus der Werkstatt eines Künstlers, [1]: Erinnerungen an den Maler Hans von Marées aus den Jahren 1880-81 und 1884-85
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https://doi.org/10.11588/diglit.7094#0017

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WA PPENSCHILD - KLASSE WAC KERLE

«

durch das wiederholte Übergehen, dessen einzelne
Phasen nie etwas Überflüssiges oder Unverstandenes
enthielten, entstand ein so reich nuanciertes Netz von
Linien, daß das Auge nur mehr Formen und keine
Zeichnung sah.

Vor mancherlei Klippen hat er in dieser Beziehung
gewarntvor allem Malen und Schummern mit dem
Stifte, vor zu dunklem und zu abgetontem Zeichnen
(Schwarzkünstelei), vor Schraffieren und peinlichem
Modellieren, vor zu rundlichen und zu eckigen Ab-
grenzungen, mit einem Worte vor aller Mache, vor
allem Zeichnen um des Zeichnens willen. Verständnis
und klare Anschauung sollten den Stift des Zeichners
leiten und dann etwa noch die Erinnerung, daß es

sich beim Studienzeichnen nach der Natur nicht um
künstlerische Resultate handle, sondern nebst dem Ge-
winn für die eigene künstlerische Entwicklung, um
das Zustandekommen verläßlicher, beim Malen benutz-
barer Anschauungsbehelfe.

Aus der allgemeinen Figurenanlage entwickelte
Marees durch wiederholtes Übergehen, welches immer
im ganzen von oben herab erfolgte und nie zu lange
an einer Stelle verweilte, das Formendetail. Er hat hie-
bei wenig von dem bereits Gezeichneten entfernen
müssen; denn er war an das Sparen der Mittel ge-
wöhnt, zeichnete also anfänglich fein und leicht und
reservierte den festen, bestimmenden Akzent für die
letzte Hand.

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