TECHNISCHE HOCHSCHULE- B I I) L I O T H E K S R A U M
und das kunstgebildete Publikum sagen umgekehrt:
Weniger Inhalt, mehr Kunst! Unter Kunst wird da-
bei die jeweils beliebte und von der Kritik approbierte
Art verstanden, eine Leinwand mit Farbe zu füllen.
Wieviele Formen dieser Kunstmalerei hat Thoma über-
lebt! Jene sogenannte altmeisterliche, die mit feierli-
chen Asphalttönen sich galeriemäßig aulputzte, und
jene andere, die so viel Kremserweiß verbrauchte, um
die Sonnenflecken zu malen, die jedem Ausstellungs-
besucher sagten: Hier ist ein moderner Mensch!
Thoma hat die Schotten überdauert und die gesin-
nungstüchtigsten Eindrucksmaler, die Pointillisten und
die Neuromantiker der Südsee, und es sieht ganz so
aus, als ob er auch die Expressionisten überdauern werde.
Seine Kunst ist verdammt zäh und hat ein gesundes
Rückgrat.
Nicht nur gegen die Maler, auch gegen die Meister
seiner Epoche behauptet er sich. Nur an ein paar Ty-
pen wollen wir uns dies klarmachen. Das Streben Hans
von Marees zeigt eine besondere Note, die Thoma
fehlt, das ist jenes faustische Verlangen nach einem,
vom Gefühl und vom Verstand gezeigten fernen Ziel.
Thomas Wille geht auf das Bild, das er eben malt, das
soll so klar als möglich das ausdrücken, was er sagen
will. Marees’ Streben geht über das Bild hinaus, das er
eben unter den Händen hat. Er hat es oft ausgespro-
chen, daß das, was er mache, nur ein schwacher Not-
behelf dessen sei, was er machen möchte.
Wir stehen voll Ehrfurcht vor den Zeugnissen die-
ses Strebens, wir wissen, er hat sich auf einem Wege
gemüht, der auch unser Weg ist — aber wir haben
doch auch das Gefühl, daß wir manchmal mit Ver-
sprechungen abgespeist werden. Auch Thoma kennt
das Bildideal Marees’, er kennt seine Wichtigkeit, der
architektonisch gegliederte Raum ist auch Thomas
ästhetisches Bekenntnis. Wenn er einmal von der Theo-
rie der Kunst oder von der Erziehung des Künstlers
spricht, so spricht er genau dasselbe aus, was Pidoll,
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und das kunstgebildete Publikum sagen umgekehrt:
Weniger Inhalt, mehr Kunst! Unter Kunst wird da-
bei die jeweils beliebte und von der Kritik approbierte
Art verstanden, eine Leinwand mit Farbe zu füllen.
Wieviele Formen dieser Kunstmalerei hat Thoma über-
lebt! Jene sogenannte altmeisterliche, die mit feierli-
chen Asphalttönen sich galeriemäßig aulputzte, und
jene andere, die so viel Kremserweiß verbrauchte, um
die Sonnenflecken zu malen, die jedem Ausstellungs-
besucher sagten: Hier ist ein moderner Mensch!
Thoma hat die Schotten überdauert und die gesin-
nungstüchtigsten Eindrucksmaler, die Pointillisten und
die Neuromantiker der Südsee, und es sieht ganz so
aus, als ob er auch die Expressionisten überdauern werde.
Seine Kunst ist verdammt zäh und hat ein gesundes
Rückgrat.
Nicht nur gegen die Maler, auch gegen die Meister
seiner Epoche behauptet er sich. Nur an ein paar Ty-
pen wollen wir uns dies klarmachen. Das Streben Hans
von Marees zeigt eine besondere Note, die Thoma
fehlt, das ist jenes faustische Verlangen nach einem,
vom Gefühl und vom Verstand gezeigten fernen Ziel.
Thomas Wille geht auf das Bild, das er eben malt, das
soll so klar als möglich das ausdrücken, was er sagen
will. Marees’ Streben geht über das Bild hinaus, das er
eben unter den Händen hat. Er hat es oft ausgespro-
chen, daß das, was er mache, nur ein schwacher Not-
behelf dessen sei, was er machen möchte.
Wir stehen voll Ehrfurcht vor den Zeugnissen die-
ses Strebens, wir wissen, er hat sich auf einem Wege
gemüht, der auch unser Weg ist — aber wir haben
doch auch das Gefühl, daß wir manchmal mit Ver-
sprechungen abgespeist werden. Auch Thoma kennt
das Bildideal Marees’, er kennt seine Wichtigkeit, der
architektonisch gegliederte Raum ist auch Thomas
ästhetisches Bekenntnis. Wenn er einmal von der Theo-
rie der Kunst oder von der Erziehung des Künstlers
spricht, so spricht er genau dasselbe aus, was Pidoll,
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