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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 77.1927

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7094#0081

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G R I M M • Z

I E R G L A S

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kapitalistischen Zeitalters hat sich der Gegensatz zwischen
Kunst und Wirtschaft verschärft; er tritt überall auf, wo
Kunst und Erwerb Zusammenkommen, und es muß ein
Ausgleich erstrebt werden. Der Ausdruck Kunstgewerbe
ist ein Erzeugnis des kapitalistischen Zeitalters, weil durch
den Kapitalismus, durch die Trennung von Produktion
und Nachfrage, durch den Niedergang des schöpferischen
Handwerks die Selbstverständlichkeit der anständigen
Arbeit verlorengegangen ist. Neu ist dabei aber nicht
das, was wir heute Kunstgewerbe nennen, sondern der

andere Teil der formschaffenden Fertigwaren-Erzeugung.
Und wenn erst das Ziel der Arbeitsveredelung restlos
erreicht sein wird, dann wird auch das „Kunstgewerbe“
sich schlechtweg wieder mit „Gewerbe“ decken.

Heute ist das Kunstgewerbe der Teil unserer Produk-
tion, der bewußt auf gute Form und anständige Arbeit
hinwirkt und sich durch diesen ethischen Zweck tech-
nischen oder Absatzschwierigkeiten unterzieht, ohne sich
dabei vom Geschmack der breiten Abnehmerschichten
abhängig zu machen. Diese Produktionsabsicht zieht die

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