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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 77.1927

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Rose, Hans: Haus und Garten auf der Ausstellung "Das Bayerische Handwerk"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7094#0158

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GLASFABRIK T HERESIENTAL ■ GESCHLIFFENE GLÄSER

strengen Linien gezeichnet als Rasen- und Wasser-
parterre behandelt ist. Der Entwurf stammt von Alwin
Seifert, der in den beschränkten Verhältnissen dieses
Hausgärtchens und bei geringem Aufwand an Mitteln
ein ungewöhnlich sicheres Kompositionstalent an den
Tag legt (Ausführung Ulrich Baehr, München).

Das heutige Sommerhaus stellt ganz andere Auf-
gaben, als das beispielsweise bei dem großen Wett-
bewerb der „Woche“ im Jahre 1910 der Fall gewesen
ist. Damals hat man sich Häuser vorgestellt, in denen
man die Ferien zubringen wollte, und man hat ge-
wünscht, daß der Charakter der Gegend, wo sie liegen,
in dem Bau treu und klar sich spiegeln würde: Häu-
ser am Meer, im Mittelgebirge, im Hochgebirge. Heute
steht unser Verlangen nach dem Wochenendhaus,
das allsonn täglich aufgesucht und möglicherweise auf
gepachtetem Grund errichtet wird. Es ist grundsätz-
lich transportabel und verwendet als Baumaterial mit
Vorliebe Holz. Auch einige Versuche mit Stahl hat
man gemacht. Der Grundsatz des Zerlegbaren — gleich-
gültig, ob man praktisch davon Gebrauch macht oder
nicht — bringt es dann mit sich, daß eine bestimmte
örtliche Bindung nicht mehr oder nur noch in all-
gemeinen Umrissen berücksichtigt werden kann. Das
„Modell“ wirdschlüsselfertiggeliefert.Umsomehrhört
man dafür von der sportlichen Seite der Angelegen-

heit: wie der Einzelne sich sonntäglich beschäftigen
will. Jagen und Fischen, Bergsteigen und Skilaufen
stellen ihre eigenen Bedingungen. Einige Häuser, die
wichtigsten, sind dem Aufenthalt als solchem, dem
geruhsamen Wohnen zugedacht. Ohne Frage hat die-
ses Ausfliegen an den gleichen Platz künstlerisch großen
Reiz: man kennt seine Gegend in allen Stimmungen
und Jahreszeiten. Das heißt, man kennt sie recht eigent-
lich und innerlich.

Die Phantasie beschäftigt sich gern mit dem Gegen-
stand des Wochenendhauses: was man von dem Bal-
last der städtischen Lebensführung zu Hause läßt, und
was man schließlich doch nicht entbehren mag. Wie
man sich spielend den ländlichen Verhältnissen anpaßt
und ebenso spielend, zum Scherz, gewisse Raffinements
aus der städtischen Welt ins Freie trägt. Es ist die
Psychologie des wohlgepackten Rucksacks, die hier
ihre Wirkung übt: bei möglichst geringem Gewicht
soll alles hübsch, praktisch und völlig sein. Von den
ausgestellten Holzhäusern nähert sich das zweistöckige
von Lechner und Norkauer am meisten dem Typus
der Villa (Ausführung Matthias Weiß, München). Es
hält im Innern mehr, als der etwas dumpfe, einför-
mige Außenbau verspricht. Offenbar ist es für Leute
bestimmt, die auch auf dem Land eine gewisse Raum-
schönheit nicht entbehren wollen. Die Hauptfront

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