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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 77.1927

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Rose, Hans: Haus und Garten auf der Ausstellung "Das Bayerische Handwerk"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7094#0160

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STAATLICHE KUNST GE WERBE SCHULE MÜNCHEN ■ KLASSE
HILLERBRAND (HANS MAUDER) • GESCHLIFFENES GLAS

und Vornehmes. Vielleicht ist dies das eigentlich Neue
und Wertvolle, was die Holzarchitektur dem dekora-
tiven Gestalten zu bieten hat: diese Selbstverständlich-
keit der Holzplattenbehandlung. Die Rückkehr zum
Panneau des achtzehnten Jahrhunderts. Ein Meister-
werk eleganter, hell aufgelichteter Panneaubehandlurig
findet sich z. B. im Wohnraum des Hauses „Andreas“,
das im Grundriß die geschickte Anordnung trifft, den
Saal in die Mitte zwischen die Nutzräume einzustellen.
(Entwurf Richard Riemerschmid.) Eine merkwür-
dige Neuerung in bezug auf die dekorative Holzbe-
handlung bringen endlich die drei Musterhäuser der
Vereinigten Stahlwerke Duisburg. (Entwurf Baudirek-
tor Heinrich Blecken, Düsseldorf.) Sie alle drei sind
kräftigen, sportlichen Charakters und dem entspricht
es, wenn die Holzarchitektur im Inneren nicht elegant,
sondern handfest und wetterfest eingerichtet wird.
Sämtliche Holzteile, die man sieht, sind durch ein neues
Verfahren mit einer Brandmaserung versehen worden.
Durch Plätten mit glühenden Eisen werden die wei-
chen Gewebe herausgebrannt und später herausge-

bürstet. Die harten Stellen dagegen eingeschwärzt.
Das klingt künstlich. In Wirklichkeit aber spricht die
ursprüngliche Kraft der Holztextur doch vernehm-
licher als der technische Vorgang. Man vergißt ihn
und freut sich an dem glücklichen Gesamteindruck,
den die Tische und Bänke, die Schränke und die Täfe-
lungen im Verein mit starkfarbigen Kachelöfen und
bäuerlichen Geweben hervorbringen. Im Gegen-
satz zu dem gepflegten Inneren wirkt der Stahlplatten-
Außenbau einstweilen als wenig einladendes Experi-
ment. Es steht zu wünschen, daß man für die
Außenverkleidung eine gefälligere Lösung ausprobt.
Voraussichtlich wird auch hier das Holz aushelfen
müssen. Aber selbst dann wäre es einem künstlerisch
durchgebildeten Menschen nicht zu verdenken, wenn
ihn der Anklang an Tresor und Kassenschrank, der
im Stahlhaus nicht zu vermeiden ist, peinlich berührt.
Vielleicht wird sich außerhalb unserer künstlerischen
Voraussetzungen, in rein wirtschaftlichen oder über-
seeischen Verhältnissen eher ein Abnehmerkreis für
diese Dinge finden. Hans Rose

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