WOCHENENDHÄUSCHEN VON J. KADER • AUSF. ZIMMERMEISTER HATZ
Zeit, die kunstähnlichen Sensationen der Variete- und
Revuenbühne, die sich anderwärts mehr und mehr in die
Bereiche der Kunst eindrängten, aber auch schon zu einer
heilsamen Übersättigung und Ernüchterung geführt haben,
sollten in München nicht verspätet und dilettantisch nach-
geholt werden. Wir sollten nicht mit Massen und Quanti-
täten, nicht mit dynamischen Graden der Nervenauf-
peitschung rechnen, sondern in bescheidenem Maßstab,
aber in letzter, in raffinierter Vollendung das zu bieten
suchen, was es heute kaum noch gibt — die unbefangene
wirkliche Kunst.
Ich möchte nun zum Schluß dieser Ausführungen noch
ganz kurz die Frage streifen, die heute im stillen wohl
alle Gemüter bewegt, die eschatologische Frage jeder
Kulturdebatte, die Frage, die man fast als eine metaphy-
sische Frage ansehen könnte, wenn es sich nicht gerade
hier um einen der allernatürlichsten Vorgänge handelte,
der nur durch die Gemütsbelastung, die er den Beteilig-
ten auferlegt, einigermaßen unheimlich wird.
Ich meine jene Frage, die von ängstlichen Leuten,
denen der „Untergang des Abendlandes“ in die Glieder
gefahren ist, etwa so formuliert wird: „Ihr sprecht von
Kunst. — Woher nehmt ihr die Selbstsicherheit dazu, da
wir die Lebensformen, die das Wort meint, tagtäglich
rascher dahinschwinden sehen in einem Mechanisierurigs-
prozeß, der die ästhetische Funktion nur noch beiläufig
am Praktischen, am Technischen, am Sportiven duldet.
Kann die Stellung der Kunst in der heraufziehenden Zeit
eines Weltstils der sparsamsten Formenpräzision noch
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Zeit, die kunstähnlichen Sensationen der Variete- und
Revuenbühne, die sich anderwärts mehr und mehr in die
Bereiche der Kunst eindrängten, aber auch schon zu einer
heilsamen Übersättigung und Ernüchterung geführt haben,
sollten in München nicht verspätet und dilettantisch nach-
geholt werden. Wir sollten nicht mit Massen und Quanti-
täten, nicht mit dynamischen Graden der Nervenauf-
peitschung rechnen, sondern in bescheidenem Maßstab,
aber in letzter, in raffinierter Vollendung das zu bieten
suchen, was es heute kaum noch gibt — die unbefangene
wirkliche Kunst.
Ich möchte nun zum Schluß dieser Ausführungen noch
ganz kurz die Frage streifen, die heute im stillen wohl
alle Gemüter bewegt, die eschatologische Frage jeder
Kulturdebatte, die Frage, die man fast als eine metaphy-
sische Frage ansehen könnte, wenn es sich nicht gerade
hier um einen der allernatürlichsten Vorgänge handelte,
der nur durch die Gemütsbelastung, die er den Beteilig-
ten auferlegt, einigermaßen unheimlich wird.
Ich meine jene Frage, die von ängstlichen Leuten,
denen der „Untergang des Abendlandes“ in die Glieder
gefahren ist, etwa so formuliert wird: „Ihr sprecht von
Kunst. — Woher nehmt ihr die Selbstsicherheit dazu, da
wir die Lebensformen, die das Wort meint, tagtäglich
rascher dahinschwinden sehen in einem Mechanisierurigs-
prozeß, der die ästhetische Funktion nur noch beiläufig
am Praktischen, am Technischen, am Sportiven duldet.
Kann die Stellung der Kunst in der heraufziehenden Zeit
eines Weltstils der sparsamsten Formenpräzision noch
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