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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 79.1929

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Rose, Hans: Das neue Frankfurt
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https://doi.org/10.11588/diglit.7096#0050
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Endlich noch etwas Grundsätzliches. Ein Bauwerk war früher in erster Linie Denkmal und ein
Schasfender Mensch in erster Linie Persönlichkeit. Was wir als große Menschenleistung verehren
in allen Künsten, die es gibt, ist getragen von der Idee des Ruhmes. Diese hat nichts mit Eigen-
dünkel zu tun. Sondern Tie ist der gewaltige Mythos des Abendlandes, an den Alle freiwillig
und mit jeder Faser ihres Herzens geglaubt haben. Möglich, daß sich das ändert. Möglicher noch,
daß wir in einer Krise stehen, die überwindbar ist, und daß die wahre, nämlich die individuali-
stische Natur des abendländischen Menschen wieder ihr Recht fordern wird. Die Architekten des
neuen Stils sind Fatalisten. Mittelalterer ohne den Glauben des Mittelalters. Die Technik bürgt
nicht für Dauer, die Graphik nicht, das Plakat nicht, das Typenmöbel nicht. Der Einzelne deckt
sich recht gern durch die Macht der Gruppe. Er findet sich damit ab, daß er verschwindet. Man
schafft dies und jenes, weil die Zeit es fordert. Früher sagte man: ich schaffe, was ich will. Für
meine Person kann ich mich nicht davon überzeugen, daß man Schlecht damit gefahren sei.
Gewiß nicht schlecht in den edleren Fällen, wo der Einzelne die verpflichtende Kraft der Idee an
sich erfahren hat.

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