Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 79.1929

DOI article:
Lill, Georg: Neue Kirchliche Kunst
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.7096#0193
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
dem persönlichen Erlebnis und dem Zeiterlebnis der neuen wachsenden Generation heraus-
klingen zu lallen, dort kann nur der zu einer wirklich fruchtbaren Lösung kommen, der die
Gesamtheit dieses Problems nach seiner zeitlosen wie zeitbedingten Einstellung in sich erlebt.
Von der Größe eines hl.Benediktus, der eine ersterbende heidnische Weltkultur mit christlichem
Geiste neu erfüllen und damit eine neue Welt schasfen konnte, muß auch ein Schimmer in den
Künstlern leben, die heute eine neue kirchliche Kunst ersehnen und erschaffen wollen.
Der Weg ist schwer, da psychologische Hemmungen der verschiedensten Art vorhanden sind.
Wir brauchen nicht dem törichten Anathema der Reaktionären, Aengstlichen und Kleinmütigen
zu glauben, welche kirchliche Kunst und moderne Gestaltung sich wie Feuer und Wasser gegen-
überstehen sehen. Ebensowenig haben die allzu Schnellen und Oberflächlichen recht, die eine
einfache Herübernahme moderner Baugesinnung und Bautechnik für die Lösung eines Sakral-
baues genügend halten. Hoffnung dürfen wir aber setzen auf die frische, kühne Arbeit, die seit
der Inflation in ganz Deutschland sich durchsetzen konnte. Und nicht nur zahlreiche Künstler
begeistern sich heute für Aufgaben neuer Gestaltung im Dienste der Kirche, sondern auch im
Klerus setzt sich immer mehr die Ueberzeugung durch, daß die Kirche vor einer bedeutungs-
vollen Wende ihrer kulturellen Auswirkung steht. Durch all den Kampf und Streit der letzten
Jahre wird heute immer mehr der Wille klar, in schöpferischer, verinnerlichter Arbeit die Kunst im
Dienste der Kirche zu einer neuen Blüte zu führen. Damit wird wohl ein endgültiger Strich unter
eine Periode der Vergangenheit gezogen, in der führende Künstler und Kirche beiderseitig sich
fremd gegenüberstanden. Je mehr der Gedanke l'art pour l'art aus der Einstellung der heutigen
Generation schwindet, desto stärker und lockender wird es für den Künstler sein, sein einmaliges
persönliches Werk in den Dienst eines Jenseitsgedankens zu stellen, der nicht nur die verschie-
denen gesellschaftlichen Schichten umspannt, sondern auch gegenwärtige und künftige Zeiten.

Linke Seite:
Glockenhals, Beschiifiung von R. Koch, Ossenbach a. M.

IN D€R
W6LT
HABT
IHR

ANGST
AB6R
S61D
G6
TROST
ICH HA
B6
Die
WELT
U6B6R
WUNh

1 s t^Bll^^. 1 Schriftholzfdmitt, nacii Vorlage von Rudolf Koch,
\_J \^\\ \| Osfenbach a. M., <inge/ertigs in dessen Wertyiäsie

191
 
Annotationen