vielfach nicht nur dem Bedarf der Wirtlehaft gedient, er hat für viele Dinge, die die Wirtschaft
erzeugt, überhaupt erst ein Publikum geschaffen.
Wir reden viel von amerikanischer Reklame und amerikaniichen Reklamemethoden, sehen
dabei aber immer nur einen ganz kleinen Auslchnitt und zwar merkwürdigerweise gerade das
Schwache und Unzulängliche, und das ahmen wir nach. Wir umgeben unsere Bücher mit Schutz-
umschlägen, die wir für amerikanilch halten, über die aber jeder amerikanische Verleger mitleidig
lächelnd die Achseln zucken würde, nicht vergehend, wie solch armseliger und einförmiger Photo-
graphiekitich heutzutage möglich ist. Und während sich die klägliche Langeweile der verwa-
schenen, süßlich retuschierten Photographie hier auch in den Inseraten unserer Geschäftswelt breit
macht, lebt und schafft einer der Bahnbrecher der deutschen Plakatkunst, Lucian Bernhard, in
New York, und der andere, Ludwig Hohlwein, findet seine wichtigsten Aufträge und einen we-
sentlichen Teil seiner Einnahmen in den Vereinigten Staaten. Neuerdings macht sich die ver-
waschene Photovergrößerung bei uns auch in der Verkehrsreklame breit. Niemand findet an
den grünlichgrauen und bräunlichgrauen Wänden unserer Bahnhöfe die grünlichgrauen und
bräunlichgrauen Drucke in Autotypie- oder Kupfertiefdruck, die, mit bedeutendem Kosten-
aufwande hergestellt, für die Schönheiten deutfcher Städte und deutscher Landlchaft werben
sollen. Hier können wir von den Schweizern, den Engländern und den österreichern lernen.
Und Hohlweins erstes Amerikaplakat war ein Verkehrsplakat zur Werbung für den Besuch
eines amerikaniichen Naturlchutzparks. Es soll mit alledem nichts gegen die Verwendung der
Photographie an sich gesagt sein, sondern nur gegen unkünstlerifche Verwendung unzulänglicher
Photos. Wie die Kombination von Photographie und Typensatz auch einmal ein gutes Resultat
ergeben kann, zeigt ein russilches Plakat für den Film Buster Keaton als Radfahrer, zeigen auch
gelegentlich vereinzelte Industrieprospekte.
Die Künstler sind da und sie sind jeder Aufgabe gewachsen. Die Gebrauchsgraphik, im vorigen
Jahrhundert im allgemeinen zu einer Nebenbelchäftigung der Kunstmaler geworden, der man
sich nur ganz gelegentlich und mit einem gewissen Widerstreben unterzogen hatte, ist zu einem
selbständigen Zweige unserer dekorativen Kunst geworden. Und die dekorative und monu-
mentale Malerei, Glasmalerei und Glasmosaik, Stosfdruck und Tapete und das gesamte textile
Kunsthandwerk haben der Gebrauchsgraphik wertvolle Anregungen zu verdanken.
Cordicr, München
287
erzeugt, überhaupt erst ein Publikum geschaffen.
Wir reden viel von amerikanischer Reklame und amerikaniichen Reklamemethoden, sehen
dabei aber immer nur einen ganz kleinen Auslchnitt und zwar merkwürdigerweise gerade das
Schwache und Unzulängliche, und das ahmen wir nach. Wir umgeben unsere Bücher mit Schutz-
umschlägen, die wir für amerikanilch halten, über die aber jeder amerikanische Verleger mitleidig
lächelnd die Achseln zucken würde, nicht vergehend, wie solch armseliger und einförmiger Photo-
graphiekitich heutzutage möglich ist. Und während sich die klägliche Langeweile der verwa-
schenen, süßlich retuschierten Photographie hier auch in den Inseraten unserer Geschäftswelt breit
macht, lebt und schafft einer der Bahnbrecher der deutschen Plakatkunst, Lucian Bernhard, in
New York, und der andere, Ludwig Hohlwein, findet seine wichtigsten Aufträge und einen we-
sentlichen Teil seiner Einnahmen in den Vereinigten Staaten. Neuerdings macht sich die ver-
waschene Photovergrößerung bei uns auch in der Verkehrsreklame breit. Niemand findet an
den grünlichgrauen und bräunlichgrauen Wänden unserer Bahnhöfe die grünlichgrauen und
bräunlichgrauen Drucke in Autotypie- oder Kupfertiefdruck, die, mit bedeutendem Kosten-
aufwande hergestellt, für die Schönheiten deutfcher Städte und deutscher Landlchaft werben
sollen. Hier können wir von den Schweizern, den Engländern und den österreichern lernen.
Und Hohlweins erstes Amerikaplakat war ein Verkehrsplakat zur Werbung für den Besuch
eines amerikaniichen Naturlchutzparks. Es soll mit alledem nichts gegen die Verwendung der
Photographie an sich gesagt sein, sondern nur gegen unkünstlerifche Verwendung unzulänglicher
Photos. Wie die Kombination von Photographie und Typensatz auch einmal ein gutes Resultat
ergeben kann, zeigt ein russilches Plakat für den Film Buster Keaton als Radfahrer, zeigen auch
gelegentlich vereinzelte Industrieprospekte.
Die Künstler sind da und sie sind jeder Aufgabe gewachsen. Die Gebrauchsgraphik, im vorigen
Jahrhundert im allgemeinen zu einer Nebenbelchäftigung der Kunstmaler geworden, der man
sich nur ganz gelegentlich und mit einem gewissen Widerstreben unterzogen hatte, ist zu einem
selbständigen Zweige unserer dekorativen Kunst geworden. Und die dekorative und monu-
mentale Malerei, Glasmalerei und Glasmosaik, Stosfdruck und Tapete und das gesamte textile
Kunsthandwerk haben der Gebrauchsgraphik wertvolle Anregungen zu verdanken.
Cordicr, München
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