7 5. Novemberl 933, Nr.2
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Vom völkischen Eros
Von
G. H. Theunissen
Das Vermächtnis der Rasse ist znm Baugut
der Kultur und des Staates geworden, zum
Kristallisationskern, um den sich alle Lebens-
erscheinungen der Nation nach einer bestimmten
Ordnung sammeln. Nun haben aber führende
Rasscnwissenschaftler stets vor einer Über-
spannung des Rassebegriffes gewarnt und haben
bekannt, daß es eine sogenannte reine Rasse Wohl
kaum noch in Europa gäbe. Zweifler an der ge-
waltigen Aufgabe der erbbiologischen Forschun-
gen und Feinde der völkischen Gemeinschaft
haben diese Einschränkung rein quantitativer
Natur, die das Wesentliche keinesfalls schmälert,
blindlings aufgegriffen und denen vorgeworfen,
die ans der erlebnismäßigen Überzeugung die
Rasse als Beweggrund des Lebens durch die Tat
und oft auch durch den Tod verteidigten. Wahr-
lich tut dieser Vorwurf der Bedeutung der Rasse
so wenig Abbruch, wie nicht erst der Geburts-
schein die Ankunft eines Säuglings zu beweisen
braucht. Dennoch ist er sehr bezeichnend für die
ungenaue Kenntnis und falsche Beurteilung der
völkischen Gemeinschaft, die nicht ein Gehirn-
erzeugnis, sondern ein Organismus ist, der das
Erlebnis verlangt, das keine Spitzfindigkeit zu
widerlegen und erst recht nicht zu widerrufen
vermag. Die Untersuchungen der rassischen Ver-
wandtschaften und Eigenschaften sind in vollem
Gange. Sie sind Angelegenheiten der Wissen-
und soll. Doch gerade diejenigen, die eine Ver-
gottung der Rasse und des Blutes befürchten —
wenigstens tun sie so; in Wirklichkeit befürchten
sie oft den Zusammenbruch ihrer eigenen geistigen
Existenz —, verlangen hocherhobcnen Hauptes
den Nachweis einer unvermischten Rasse, um
dann dem Nationalsozialismus gnädig die Be-
rechtigung zuerkennen zu wollen.
Man hat den Begriff der Überfremdung ein-
geführt; ob er sonderlich treffend gewählt ist,
bleibe dahingestellt; jedenfalls ist er wenig er-
schöpfend, denn vielfach handelt es sich dort um
Durchwachsung. Man hat die Forschungsergeb-
nisse der Sprachwissenschaft zum Beleg rassischer
Eigentümlichkeit herangezogen und somit vieles
klargestellt; man hat schließlich in der Landschaft
die Voraussetzungen menschlichen Wachsens er-
kannt. Mit all diesen sehr deutlichen Bemühun-
gen und Ergebnissen ist es gelungen, die An-
sprüche der Kultur zu unterbauen und die Reich-
weiten abzustecken.
Der Einfluß der Rasse ergibt sich nicht aus-
schließlich aus der Zusammensetzung der Blut-
körperchen, deren Verhältnis man bestimmen
und deren Zahl man errechnen kann. Das wäre
die Wiederkehr eines Rationalismus, der dem
19. Jahrhundert den Stempel eines utopischen
Materialismus aufdrückte. Ein noch so dichtes
und sinnreich konstruiertes Glas, über den Mund
eines Sterbenden gestülpt, vermag dessen Seele
nicht aufzufangen. Solche Träume beschäftigen
uns nicht mehr. Denn die Gesetze eines Genies,
das derselben Rasse wie der Durchschnittsmensch
angehört, durchbrechen fast immer die wissen-
schaftliche Regel und Allgemeingültigkeit. Trotz-
dem erreicht das wahre Genie immer das höchste
Maß völkischer Vollendung. Diese Abweichung
muß den materialistischen Rassetheoretiker beun-
ruhigen, weil er den Sinn der Materie nicht
seelisch, sondern Physikalisch oder chemisch erfaßt,
weil er der Verfechter einer zwiespältigen Welt-
anschauung ist, die die Dinge nicht so sieht, wie
sie sind, sondern wie sie bewältigt werden können.
Es gibt ein mit deduktiven Mitteln nicht zu
begreifendes Phänomen, das gleich einem unver-
letzlichen Fluidum den Wesenskern der Rasse
umströmt.
Nennen wir es den völkischen
Eros.
Wir haben das Bild von Fluidum und Kern mit
Absicht gewählt, nicht ohne einen leisen Anklang
an die Geheimnisse und Wirkungen der Atome
einfließen zu lassen, die, gleich einem Planeten-
system, von Elektronen umkreist werden. Diese
kreisenden Sonnen sind auch im Blute mit seinen
Gezeiten und Gestirnkonstellationen, mit seinen
Perioden und Gesichten. Würde man nun die
Rasse materialistisch auffassen und verabsolu-
tieren, dann würde man denselben Fehler be-
gehen, in den die Naturwissenschaft des vorigen
Jahrhunderts verfiel, als sie glaubte, die orga-
nische Zusammenschau der Naturphilosophie durch
die mechanistische Auffassung ersetzen und die Er-
kenntnisse eines Goethe, Carus, Oken und Troxler
als Gerümpel in die Ecke werfen zu müssen.
Eine Naturphilosophie der Rasse, von der bis
heute nur spärliche Ansätze vorhanden sind, dürfte
Zusammenhänge entdecken, die ein neues Welt-
bild der Romantik ermöglichen würden, durch-
pulst vom Herzschlag deutschen Denkens.
Um keine Zweifel auskommen zu lassen und
Ausflüchte unmöglich zu machen, sei ausdrücklich
hervorgchoben, daß das, was wir unter
dem Eros der Rasse verstanden
wissen wollen, durchaus nicht als
Angleichung (Assimilation) oder
Gleichheit des äußeren Schicksals-
weges ansgelegt werden darf. Es
dürfte selbstverständlich sein, daß der Eros der
Rasse immer das tatsächliche Vorhandensein des
Blutes voraussetzt, das den Ursprung des Eros
cinschließt. Die sich einander widersprechenden
Vorwürfe, der Nationalsozialismus wäre ein
Rassematerialismus oder aber er wäre eine Aus-
nutzung der Unkontrollierbarkeit irrationaler
Vorgänge, fallen als unzutreffende Behauptun-
gen in sich zusammen, weil der National-
sozialismus eine Spaltung des
Lebens in Materie und Geist als
weltanschauliche Zersetzung ver-
wirft und in diesem die letzten zwei Jahr-
tausende beherrschenden Schisma das größte Un-
glück erblickt, das je über die Völker und den
Einzelnen qckommen ist. Wie er -1ye,r.. lxben-
Verflüchtigung der Lebenssubstanz in Dogmen
und blaßblaue Ideologien. Solange noch die
Vorstellung von einer „irdischen" und „himm-
lischen" Liebe die Menschen in der Gewalt hat,
werden sie unfähig sein, in jedem Teil das
Ganze zu schauen. Die Frage nach dem
Primat des Blutes vor dem Eros muß, aller-
dings nur im Augenblick einer grundsätzlichen
Auseinandersetzung, bejaht werden, um Klarheit
zu schaffen. Doch in der Wirklichkeit des Erlebens
kann eine derartige Trennung von Ursache und
Wirkung von einem gesunden, das heißt, von
einem im Kosmischen lebenden Menschen, nie an-
erkannt werden. Der in einem solchen Verstände
gesunde, das will sagen: ungebrochene Mensch
wird auch immer ein religiöser Mensch sein,
denn ihm teilt sich die Vollkommenheit Gottes
in der Widerspruchslosigkeit des Ganzen mit.
3m Blute lebt, unsichtbar und
in magischer Kraft, der Eros
der Rasse.
Diese selbst kann untergehen, aber Eros bleibt
im Mythos als ewige Kunde. Blut und Eros
ruhen und atmen ineinander, solange der Ein-
zelne sich selbst lebt. Sie sind aufeinander be-
zogen wie die Sonne und die Erde, wie Zeugung
und Geburt. Alle Schicksale, die die Völker er-
leiden mußten, gingen durch das Geheimnis des
rassischen Eros. Nur aus ihm allein formten sich
die Mythen. Dieses geschah im abendländischen
Kulturkreis, soweit wir sehen können, frühestens
im vorhomerischen Zeitalter. Dann stürzte nach
einem halben Jahrtausend die Jdeenlehre Pla-
tons die Gewalt und Herrlichkeit des völkischen
Eros. Mit Platon tritt die Frage in das
Bewußtsein der abendländischen Völker, und alle
Schönheit ist nur noch Erinnerung an eine höhere
Welt.
Im Laufe der Zeiten brechen, nach dieser
Verführung durch den Geist, immer neue Gegen-
sätze auf, wie Wunden, die sich nicht schließen,
auch nicht, als das Christentum die Berufung
auf seine Heilslehre durch Wort und Schwert
geltend machte. Die zerfallene Einheit von Leib
und Seele legte Widersprüche offen, die die Welt
in das Göttliche und Satanische, in das Licht
und die Finsternis schieden: herausgerissen aus
dem Einssein des Blutes mit dem Eros. Diese
Zweiheiten verfälschten die Vitalität und schwäch-
ten die leidenschaftliche Hingabe an die Erde. Das
Selbstbewußtsein der Völker wurde erschüttert,
die Werke der bildenden Künste und die Dich-
tungen überschattet nun nicht mehr die Gemein-
schaft; sie tragen fortan die Namen Einzelner,
in denen die Fruchtbarkeit sich noch erhalten hat.
Die Anonymität der Werkgemeinschaft ist ver-
lorengegangen und hat dem Persönlichkeitskult
Platz gemacht. Mit dem Mythos, den der Eros
im völkischen Blute in jedem Augenblick neu
erschuf, starb auch das Heroische. Der Stratege
ersetzte den Kämpfer. Das Gute und das Böse,
das Schöne und das Häßliche wurden zu ver-
steinerten Ausdrücken der als Fluch empfundenen
Gegensätze, die von Jahrhundert zu Jahrhundert
die Stär!: ihrer Gültigkeit wechselten; sie, die
einer eroslosen und naturfremden Gesellschaft als
Koordinatensysteme und Richtsprüche der Moral,
der Kunst, ja, des Lebens überhaupt dienten.
Das Leben, so unterwühlt von Verzweiflung und
Gier, von Vorurteilen und theologischen Tüfte-
leien, konnte sich nur noch in Gelüsten irrender
Triebe, im Wahnsinn oder in Visionen stammeln-
der Dichter befreien.
Das alles war erdlos. Denn nur im Eros ist
der dunkle Spiegel der Tiefen, wo das Leben
des Volkes noch nicht aufgezehrt ist: ungeteilt
und voll Verdammnis und Unschuld, Gnade und
Trotz. Und es gilt, dieses kindliche Sein im Ur-
schoß des Blutes als das wahre zu erkennen.
Diese Erfahrung der Seele, einmal gewonnen,
verlangt die totale Verpflichtung des Menschen.
Der totale Me nsch im totalen Volk —
das ist die höchste Stufe völkischen Seins. Denn alle
Gegensätze fallen so im Eros-Erlebnis des Volkes
zusammen. Hier entspringt die Rasse als Irratio-
nalität und Bewußtsein. Die Dualitäten sind
im Ursprung des Lebens nicht vorhanden; sie sind
Deutungen der Lebensenergien und besitzen sie
so wenig, wie die Spektralanalyse das Licht, die
es zerlegt. Dabei versickert und verrinnt das
Blut. Nie wird auf diese Weise das Wort
Fleisch. Ebenso ist die Aufteilung der Zeit und
Geschichte nur Hilfsgerüst, da folgerichtig das
Leben, gelebt in unserem Blute, unzerstörbare
Gegenwärtigkeit ist. Unbedingte Geschichte ist
nichts anderes als heutiges Werden, stetige Wie-
dergeburt aus der blinden Wirrnis in die Ord-
nung des völkischen Eros, der die Notwendigkeit
der Entbegrifflichung verlangt, um zum Wert
und zur Wahrheit des Lebensmysteriums zu ge-
langen. Mit den Begriffen beginnt die Ver-
fälschung. Bewegen wir uns nicht vom Sonnen-
aufgang bis zur Nacht zwischen diesen Mauern,
über die wir nicht hinauszuschauen vermögen
ins Land des Eros? Die Begriffe und die Worte,
diese Abziehbilder des Lebens, halten wir für
Wirklichkeiten. Fortsetzung auf Seite 2
Lehrer an der Sowjet-Kunstakademie
Wir veröffentlichen nachfolgend Las Gespräch
eines Mitarbeiters mit einem deutschen Künstler,
der bis vor kurzem als einziger ausländischer
Professor an der Kunstakademie in Leningrad
tätig war. Diese Mitteilungen sind die ersten
Nachrichten, die aus dem praktischen Kunstschul-
betrieb Sowjetrutzlands nach Deutschland ge-
langen. Die Red.
„Wie kamen Sie an die Kunstakademie in
— Ich war nach Moskau gefahren und suchte
dort eine Arbeitsmöglichkeit, vor allem wollte ich
eben gern unterrichten, um an einer Steigerung
des künstlerischen Niveaus mitzuhelfen. Die ein-
zige staatliche Kunstakademie ist nun in Leningrad,
neben der es nur einige kleinere unbedeutendere
Kunstgewerbeschulen von lokaler Wichtigkeit gibt.
Bon dem geplanten Musterinstitut in Moskau,
einer Zentralknnstakademie, ist bis jetzt wegen
Raummangels, das heißt zu deutsch wegen Geld-
mangels, nur die graphische Abteilung eröffnet
worden.
„Hatten Sie Schwierigkeiten, als Ausländer
eine Anstellung zu finden?"
— Keineswegs. Mir wurden sogar überall
^tiisfräao aua->bM"" titrier '.de--""' O-v Dmk'
inuteo
Bauten. Aber nicht einmal das Ministerium
konnte mir einen Arbeitsraum oder einen Wohn-
raum beschaffen. So ist alle Arbeitsmöglichkeit in
Wirklichkeit nur in der Theorie vorhanden. Son-
derbar ist es übrigens, für wie wichtig die Sowjet-
russen die Meinung der von ihnen so verachteten
Fortsetzung auf Seite g
R em brand t (1606 —1669), Selbstbildnis. Um 1688. Köln, Museum