Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 2.1867

DOI Artikel:
Becker, Hermann: Versteigerung des Kabinets Engels (5. Mai 1867)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4906#0112

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Beivlatl zur Zeitschrist sür üildende Kunst.

II. Iahrgang.

Sriträgr

sindanvr.C. v. Liitzow
(Wien, Theresianumg.
25) od.andieVerlagth.
(Lcipzig, Königsstr. 3)
zu richten.

Nr. 13.

Insrrnte

» 2 Sgr. für die drsi
Mal gesPaltene Petit-
zeile werden von jeder
Buch- und Kunsthand-
iung augenommeu.

1867.

10. Mai.

Vrrlag üon L. A. Leemsnn tn aL.ripzlg.

Am zweiten nnd letzten Freitage jedes Monats crscheint eine Nummer von einem halben bis einem Qnartbogen. Die Abonnenten der „Zeitschrift fnr bildende
Knnst" erhalten dies Blatt xrttl!». Apart bezogen kostet dasselbe 1^ Thlr. ganzjährlich. Alle Bnchr und Kunsthandlungen wie alle Postämter nehmen
Bestellnngen an. Expeditivnen : in Berlin: L. Sachsc » Co., Hvfknnsthandlnng; in Wien: P. Kaeser, Gcrold^ Co. . in München : <L. A. Flcischmann.

Jnhalt: Versteigerung des Kabinets Engels. — Korrespondenzen (New-
Vork, Schluß; München)). — Nekrolog (Boulanger). — Per-
sonalnachrichten. — Kunstvereine, Sammlungen, Ausstellungen. —
Kunsthandel. — Vermischte Kunstnachrichten. — Neuigkeiten der
Kunstliteratur. — Neuigkeiten dcs Kunsthandels. -- Zeitschriften. —
Berichtigungen. — Briefkasten. — Jnserate.

Vcrkeigernng des kabinets Cngels.

Koln, S, Mai 1867,

Die große Versteigerung vou Gemälden, Kunst-
werken nnd Antiquitäten, welche im Lanfe dieses Monats
unter der Leitung des Herrn Lempertz (I. M. Heberle)
hier stattfinden wird, gewinnt noch ein neues Jnteresse
dnrch den Zuwachs einer Anzahl von Gemalden und son-
stigen Kunstwerken, Prachtgeräthen und Luxusmöbeln,
welche die ohnehin sehr große Anzahl der zu verkaufenden
Gegenstände noch vermehrt. Diese Sammlung gehört zu
dem Nachlasse eines kürzlich verstorbenen sehr gebildeten
Kunstftenndes hiesiger Stadt, welchem ein bedeutendes
Vermögen gestattete seinem feinen Kunstgeschmacke ohne
Bedenken Genüge zu thun. Herr Philipp Engels war
durchaus ein Feinschmecker in künstlerischen Dingen. Sein
Haus wird allen denen, welche es jemals besucht haben, im
Gedächtniß geblieben sein durch die geschmackvolle Pracht,
die der Besitzer darin entfaltet hatte; seine Säle waren
fürstlich dekorirt und das Gewächshaus und der Garten
waren wirklich zauberhafte Orte, deren Gleichen in ähn-
licher Art nicht leicht wieder zn findcn sein wird. Sie
waren, sagen wir, denn der Besitzer hatte schon vor seinem
Tode sein Besitzthum theilweise veräußert und in seinem
neuen kleineren Wohnsitz nur das Beste von seinen Kunst-
schätzen bewahrt.

Ein eigentlicher Sammler war Engels nicht und die
Anzahl seiner Gemälde, Aquarclle, Bronzen, Kupferstiche
rc. rc. war nicht groß, aber es sind fast nur ausgezeichnete
Sachen darunter. Theilweise waren seine Gemälde auf
eigne Bestellung von den Künstlern gemalt, theilweise bei
II.

gelegentlichen Besuchen in den Ateliers gekauft, denn es
sind mit Ausnahmen von zweien sämmtliche Oelgemälde
von modernen Meistern; unter den Emaillen, Minia-
turen, Porzellanmalereien u. s. w. finden sich auch mehrere
ältere.

Einige der Gemälde sind geradezu Werke ersten Ranges
nnd zählen zu dem Besten, was ihre Autoren geschasfen
haben. So ist z. B. „der Pavillon des Nubens" von
Nicaise de Keyser wohl ohne Zweifel die vorzüglichste
Leistung dieses Meisters in feiner Farbe nnd eleganter Be-
handlung. Es ist das durch den Stich und vielfältige
sonstige Reproduktion bekannte Bild, worin Rubens darge-
stellt ist, wie er, umgeben von seinen näheren Freunden das
Bildniß seiner Frau, den sogenannten „Lüirrpkkm cis
pmillsft malt. Dieses erste Exemplar des Bildes, welches
de Keyser später für den König Friedrich Wilhelm IV.
wiederholt hat, hat vor der Wiederholnng eine größere
Wärme des Tones und vielleicht eine etwas freiere Behand-
lung voraus. Das außerordentlicheAufsehen, welches es bei
seinemErscheinen, vorjetzt etwa 25Jahren, erregte, und das
ungemessene Lob, welches ihm damals gespendet wurde ist
uns auch heute noch sehr erklärlich. Ein anderes Bild
aus derselben Schule und Zeit ist „die Vision der Jeanne
d'Arc" von Gustav Wappers, dem damaligen Direktor
nnd dem eigentlichen Meister und Vorbilde der neuen
Antwerpener Schule. Läßt sich anch nicht leugnen, daß
Wappers in gewisser Weisc ein Manierist zu nennen ist,
so ist er doch ein Kolorist von gewaltiger Kraft und dieses
Bild charakterisirt ihn vollkommen; es ist in der Farbe
von außerordentlichem Reichthum und Schönheit. Ein
dritter Antwerpener jener Periode, Ferdinand de Brae-
keleer ist durchzweiGemälde vertreten, ebenfallszweibe-
sonders gelungene Werke dieses vielschaffenden Meisters,
der freilich nicht mehr die Bedeutung hat, welche ihm vor
zwanzig Jahren beigelegt wurde. Ein größeres Jnterieur
 
Annotationen