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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

DOI Artikel:
Stiassny, Robert: Ein monumentaler Holzschnitt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0023

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN
Heugasse 58.

KÖLN

Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. IL Jahrgang.

1890/91.

Nr. 3. 23. Oktober.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Tetitzeile, nehmen ausser der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Yogier, Kud. Mosse u. s. w. an.

EIN MONUMENTALER HOLZSCHNITT.*)

MIT ABBILDUNG (auf Spalte 39).

Nach dem feierliehen Einreiten des Kaisers in
Augsburg am 15. Juni hat die schwäbische Reichs-
stadt in den grossen Tagen des Sommers 1530 kein
glänzenderes Schauspiel gesehen als die Belehnung
König Ferdinands mit den österreichischen Landen,
welche dieser, einem Privilegium seines Hauses ge-
mäss, auf eigenem Grund und Boden, einem unfern
von Augsburg, in der Markgrafschaft Burgau be-
legenen freien Felde am 5. September empfing. Noch
schwebten die Verhandlungen der Stände über die
Forderungen der „Augustana", der Bruch in der
Nation war noch nicht entschieden; zum letzten Male
versammelte ein festlicher Aulass mit der Hierarchie
des Reiches auch hervorragende protestantische Für-
sten, Kursachsen an der Spitze, um Karl V., der den
au sich nicht eben bedeutungsvollen Akt — die deut-
sche Linie des burgundisch-spanisch-habsburgischen
Hauses war bereits durch die Teilungsverträge von
1521 und 1522, das heutige Österreich durch die Erb-
vereinigung mit Böhmen (152G) und Ungarn (1527)
gegründet — als öffentliche Ehrung seines zum rö-
mischen König bestimmten Bruders unter besonderem
Gepränge vollzog. Sechs Jahre später gab dir A
burger Maler Bona Tirol ein monumentales Gedcnk-
blatt auf dieses Fest in Gestalt eines Holzschnittes

*) Essenwem, Dr. ,\ti<j.. ll<ni> Tirols Hohxchnüt, dar-
stellend die Belehnung König Ferdinands 1. mit den
i'eicliischen Erblandern durch Kaiser Karl V. auf dem Reichs-
tage zu Augsburg am 5. September 1630. Nach dem Original
"" Besitz der Stadtgemeinde Nürnberg. IS Tafeln mit
° Seiten Originaltext und 4 Seiten Vorrede. Imp.-Fol.
Frankrurj b M., Verlag ron Heinrich Keller. 1887.

heraus, der aus achtzehn Platten zusammengesetzt,
mit einer acht Spalten langen Beschreibung als Anhang
von H. Stayner gedruckt wurde — gewiss in sehr be-
scheidener Auflage, da von vorneherein nicht auf einen
grösseren Absatz, wohl aber auf ein thatsächlich ein-
getroffenes Gnadengeschenk Ferdinands zu rechneu
war. Bisher ist bloss ein einziges altkolorirtes Exem-
plar des Riesenblattes — im Germanischen Museum —
bekannt geworden, welches in der vorliegenden, von
Essenwein veranstalteten und mit einem orientiren-
den Texte einbegleiteten Faksimilewiedergabe eine
bei dem schadhaften Zustande des Originals doppelt
dankenswerte Veröffentlichung erfährt. Das umfang-
reiche Werk fordert uns weniger ein kirnst- als ein
künstlergeschichtliches Interesse ab, indem in der Per-
son des Zeichners und Verlegers ein vielgewandter
und einst vielgenannter Künstler sich von neuem in
die Litteratur einführt. H. Tirol erhielt 1532 die
Malergerechtigkeit in Augsburg, betrieb alsdann mit
seinem ehemaligen Lehrherrn JörgBrew bis zu dessen
Tode (1536) einen gemeinsamen Kunsthandel, trat
1537 in städtische Dienste und war als Bauvogt (1542
— 154S) bei der Neubefestigung Augsburgs vielfach
beschäftigt. 1549 verlässt er die Stadt, um erst 1551
in Prag wieder aufzutauchen, wo er nachweislich seit
1553 das Amt eines „Ehrenholds und Baumeisters"
am Hofe Ferdinands I. bekleidet. In dieser Eigen-
schafl i'ülnt erden Bau der Resideuz wie der Schlösser
Podiebrad und Brandeis weiter, macht Vorschläge fin-
den .Lustgarten" die Landrechtsstube und die Dach-
eindeckuug des Domes, entwirft endlich eine inter-
ite Federskizze zum Freskenschmuck der Sigis-
mundkapelle, die in ihrer manierirt venetianischen
Haltung au die Augsburger Kirchenbilder Ambergers
 
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