Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0035

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
59

Sammlungen und Ausstellungen. — Denkmäler.

60

| Bremen. Die mit der nordwestdeutschen Gewerbe-
und Industrieausstellung verbundene 27. Kunstvereinsaus-
stellung, die mit der Gesamtausstellung am 15. Oktober ihr
Ende erreichte, bot unter der grossen Menge von etwa 1500
Werken nicht nur zahlreiche hervorragende Gemälde, son-
dern auch, da die Säle und Kabinette des Ausstellungsge-
bäudes es diesmal zuliessen, ausnahmsweise eine reiche Aus-
wahl von plastischen Schöpfungen. Unter jenen, die zu
unserer]Freude weder eine starke Vertretung der Hellmalerei,
noch des Impressionismus zeigen, sind als bedeutende
Historienbilder zu nennen die „Apotheose des Kaisers
Friedrich" von Ferd. Keller, „Philippine Welser vor Kaiser
Ferdinand I." von Liexen-Mayer in München, „der Tod der
heil. Elisabeth von Thüringen" von Joseph Flüggen und
„Christus Consolator" von Ernst Zimmermann in München,
denen man aber auch einige nur durch ihre Dimensionen,
aber weder durch die Wahl des Stoffes, noch durch die
Behandlung desselben hervorragende Historienbilder gegen-
überstellen könnte. Mit derselben Auszeichnung sind unter
den neuen Genrebildern die Werke von Fagerlin, Kirbcrg,
Stoltenberg-Lerche und Vollchart, die Münchener Claus Mayer.
Jakobides, W. Bäubcr und Breling, sowie die Kabinettsmaler
Anton Seit%, Hugo Kauffmann, Löicith, Kowalski und der
vor kurzem nach Berlin übergesiedelte Karl Spiclter zu
nennen. In der Landschaftsmalerei ragen die Brüder Achen-
bach sowohl an Zahl, wie an Wert ihrer Bilder dermassen
hervor, dass manche andere Landschafts-, Marine- und Tier-
maler, wenn auch nicht in Schatten gestellt, doch gar leicht
übersehen werden. Und unter ihnen finden sich Namen wie
Kalckreuth und Kameke, Fahrbach, Ebel, Frische, Lutteroth,
Baiseh, Bracht, Kröner, Munthe, Kallmorgcn, Hans Herr-
mann und manche andere. Was aber neben allen diesen
Werken der Malerei unsrer Ausstellung einen ebenso
seltenen, wie hohen Reiz verleiht, das ist die in Mannor,
Gips, Bronze und anderen Stoffen reich vertretene Plastik.
Die hierin am glänzendsten erscheinenden Meister sind
Calandrelli, dessen Bronzestatuette „Die Selbstgefällige"
überaus reizend ist, der Hildesheimer Küsthardt mit einigen
älteren kirchlichen Bildwerken, der hochbejahrt« Engelhard
in Hannover, Anton Hess und Joh. Hirt („Arethusa", Gips-
modell) in München, der höchst originelle August Sommer
in Rom mit einer „schlafenden Sphinx" und anderen meister-
haften Bildwerken, und der uns bisher unbekannte, gleich-
falls in Rom lebende Weixenbcrg mit den beiden herrlichen
Marmorstatuen „Koit" und „Aemmarik" (Morgen- und Abend-
rot) aus der esthnischen Volkssage, denen wir als besonders
anziehenden Schluss noch ein tief empfundenes Werk des
vor kurzem verunglückten talentvollen Kaffsack, die Gruppe
„0 selig, o selig, ein Kind noch zu sein", hinzuzufügen
haben. — Schon am 17. Juni, als kaum alle Räume des
Ausstellungsgebäudes den Beschauern geöffnet waren und
sich mit Recht noch manche Nachzügler erwarten Hessen,
trat das grossenteils aus namhaften deutschen Künstlern be-
stehende Preisgericht zusammen und erteilte folgenden
Malern die aus vergoldeten silbernen Eichenzweigen be-
stehenden Ehrenpreise: 1) Andreas Achenbach, auf der Düne.
2) Osuald Achenbach, das Blumenfest in Genzano. 3) von
Canal, Westfälische Landschaft. 4) Ludwig Dcttmann,
Herbstmorgen in Holstein (Aquarell). 5) Fagerlin, Ein
Liebeszeichen. 6) Grönvold, Im April. 7) Theod, Hagen.
Westfälische Mühle. 8) Hans Herrmann, Holländisches
Fischerdorf. 9) Pavl Höcker, An Bord S. M. S. „Deutsch-
land". 10) Jakobides, Angenehme Lektüre. H) Kallmorg, „.
Sommerabend. 12) Ferd. Keller, Verherrlichung Kaiser Fried-
richs. 13) Lecmputtcn, Torf karren im Postelschen Moor.

14) Löieith, Im Archiv. 15) Claus Meyer, Die Urkunde. 16)
Munthe, Winterstimmung. 17) Scheurenberg, Porträt des
hanseatischen Gesandten Dr. Krüger. 18) Ernst Zimmer-
mann, Christus Consolator; ebenso den Bildhauern 19) Hirt,
Arethusa und 20) Aug. Sommer, Schlafende Sphinx.

H.A.L. Die letzte Viertcljahrsausstellmig des legi. Kupfer-
stichkabinettes zu Dresden bietet den Besuchern einen Über-
blick über das Schaffen Adolf Menzels, dessen hauptsächlichste
Werke in Lichtdruckblättern aus dem grossen, in der F.
Bruckmannschen Verlagsanstalt in München erschienenen
und vor kurzem erst vollendeten Menzelwerke in dem Aus-
stellungssaale des Kabinettes zur Ansicht gebracht worden
sind. K. Woermann, der Direktor des Kupferstichkabincttes,
hat zur Eröffnung der Ausstellung einen die Bedeutung
Menzels für die Kunst der Gegenwart behandelnden Artikel
im Dresdener Journal (Nr. 239—240) veröffentlicht, dessen
lichtvolle Klarheit aufs neue den Wunsch nahelegt, der
geschätzte Verfasser möge seine Geschichte der Malerei bis
auf unsere Zeit fortführen.

H.A.L. Aquarelle holländischer Meister. Kurz nach
Schluss der grossen internationalen Aquarellausstellung zu
Dresden hat die Kgl. Hofkunsthandlung von Ernst Arnold
daselbst eine Sonderausstellung von Aquarellen holländischer
Meister veranstaltet, welche die bereits auf der grossen
Ausstellung wahrgenommene Meisterschaft der Holländer
auf dem Gebiete der Wasserfarbenmalerei in ganz besonders
glänzender Weise darthut. Wir begegnen in der Arnoldschcn
Ausstellung den ersten und besten holländischen Meistern
der Gegenwart. An ihrer Spitze steht der bereits hoch-
bejahrte Josef Israels, dessen beide Blätter: „Ein Fischer-
kind" und „die Kinder des Meeres" seine seltene Meister-
schaft in der Abtönung der Farben erkennen lassen. Eine
vorzügliche Szene aus dem Arbeiterleben, die in das Innere
einer Hütte verlegt ist und ihr Licht durch Fenster im
Hintergrunde empfängt, liefert G. Ilcnkcs in seinen „Kork-
schneidern". Von den übrigen holländischen Figurenmalern
sind A. Arzt, B. J. Blommers, Johann ten Kate, Taanmann
und J. Bosbom mit zum Teil ganz ausgezeichneten Aqua-
rellen vertreten. Fast noch bedeutender als die Genre-
erscheinen uns die Landschaftsmaler, unter denen wiederum
die besten Stücke von Du'Chattet, Wetssenbruch, Wysmüllcr
und van de Saude-Bakhuyscn herrühren. Du Chatteis
„Flusslandschaft" überrascht nicht nur durch grosse Fein-
heit der Zeichnung, sondern auch durch Leuchtkraft und
Frische der Farbe, die verhältnismässig selten an holli'm-
dischen Bildern wahrgenommen wird. In diesem Punkte
wetteifert diesmal Johann ten Kuh ..in seiner Ruhezeit"
mit ihm, einem Bilde, das ebenso gelungen in seinem figür-
lichen wie in seinem landschaftlichen Teil ist. F. I 'erveers
Ansicht von Scheveningen in Abcndbeleuchtung gewinnt
uns durch seine zarte Stimmung, und Bieter Stortenbecker
bewährt seinen Ruf als Thiermaler aufs neue bestens.
Besondere Hervorhebung verd'ent schliesslich noch der
„Buchenwald" von M. Bilders van Bosse, ein Blatt, daa
unseren deutschen Waldmalem zum Studieren warm em-
pfohlen sei, weil wir auf ihm wirklich den Wald mit allen
seinen Reizen und nicht bloss einzelne Bäume mit zierlichem
Blätterwerk zu sehen bekommen. — Alles in allem genom-
men: die Ausstellung der Holländer ist vortrefflich und bietet
allen eine wahre Augenweide, welche malerisch zu sehen ge-
lernt und Sinn für die schlichte Grösse der Wahrheit haben.

DENKMÄLER.
,% Denkmälerckromk. Am 18. Oktober ist das am

Klausfelsen in Giebichenstein bei Halle errichtete Denkmal
 
Annotationen