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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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Vom Christmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0066

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121

Vom Christmarkt.

122

ein Märchen aus uralten Zeiten, das von der Lurlei,
auf seine "Weise erzählt \): Wiewohl der Vater Rhein
und sein Nixenhofstaat heraufbeschworen wird, hat
der Poet doch versucht, das Wunderbare der Ro-
mantik etwas zu rationalisiren und unserm natur-
wissenschaftlichen Zeitalter, das so leidig viel nach

berief, die Trägerin der romantischen Geisterstimme,
und ihre Umgebung sichtbar zu machen. Wiederum
tritt in den Zeichnungen des geschätzten Künstlers
eine prächtige Anmut der Linienführung zu Tage,
die nie ins Weichliche oder Charakterlose fällt und
daher dauernden Reiz auszuüben vermag. Angesichts

Wf\

Auu dein Werke „Berllnsr

Ursache und Wahrscheinlichkeit fragt, den Sang von
er Lurlei mundgerecht zu machen. Er suchte die
zauberschöne Figur so menschlich als möglich zu
gestalten, damit wir die Qual der Verlassenen mit-
empfinden und die etwas summarische Rache der
•Erbitterten verstehen möchten. Der Verleger hat
clein zum Prachtwerke ausgeweiteten idyllischen
Epos den modernsten Schmuck ZU teil werden
^sen, indem er den Künstler Orot-Johann da/.u

!) Berlin, (iroto. M. 20. —

Pflaster". (Berlin, Pauli.)

solcher Leistungen ist es zu bedauern, dass infolge
von Überproduktion die Illustration an allgemeiner
Schätzung einbiisst und nicht mit jener Sorgfalt
betrachtet wird, deren sie hier wirklich würdig ist.
Eine Fülle der lieblichsten Gestalten, der stimmungs-
vollsten Scenen schüttet der Künstler vor uns aus,
und wir geben unbeschadet der Meinung Anderer
den in Holzschnitt nachgebildeten Darstellungen vor
den weichen Kupferdrucken ohne weiteres den
Vorzug.
 
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