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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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163

Kunstlitteratur. — Kunstgeschichtliches.

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Bescheidenheit, unter solchen Umständen sei es für
ihn kein grosses Kunststück gewesen, unsterblich zu
werden. Denn nach dem Wort seines jüngeren Zeit-
genossen Dante (im Fegefeuer), ist menschlicher
Ruhm nur dann von beklagenswerter Kurzlebigkeit:
Se non e giunta dall' etati grosse.
Nachdem er in der Vorstellung, dass hier die
grosseria sich selbst auf Bergeshöhe, mit solchem
Eselshauptschmuck bekrönt habe, nur mangelhaften
Trost gefunden, bereut er, sich so weit herabgewact
zu haben und verschwindet mit dem Vorsatz: Auf
Nimmerwiedersehn!

KUNSTLITTERATUR.

x. Eine Geschichte der graphischen Künste von J. E.
Wessely ist soeben im Verlage von T. 0. Weigels Nachfolger
erschienen, ein stattlicher Band von 299 Seiten in Lexikon-
Oktav. Das Buch zerfällt in fünf Abschnitte: der erste endet mit
1600, der zweite und folgende behandeln je ein Jahrhundert
und gehen innerhalb dieses Zeitraumes alle Länder durch,
die in Betracht kommen. Eine grosse Anzahl guter Licht-
drucke unterstützen die Darstellung, auf welche einzugehen
zur Zeit nicht möglich ist. Binnen kurzem hoffen wir darauf
zurückkommen zu können. Der Preis ist 24 M. für das ge-
bundene Exemplar.

R. G. L'art gothique. Soeben erschien ein nach Gehalt
und Form hervorragendes Werk von Louis Gänse über die
französische Gotik. Es ist eine Frucht langer liebevoller
Beschäftigung mit dem Gegenstande, ein Werk, das nach
seiner wissenschaftlichen Bedeutung eingehende Würdigung
erheischt. Wir begnügen uns heute mit einer einfachen An-
zeige, bemerken nur die Pracht der äusseren Erscheinung,
in deren Dienst fast alle Gattungen vervielfältigender Kunst
getreten sind. „L'art gothique" tritt auf in einem starken
Quartband mit 284 vortrefflichen Illustrationen im Text und
28 Kunstbeilagen: Radirungen (von Gaujean, Guerard und
Laurent), farbige Faksimilereproduktionen, Chromolithogra-
phien und Heliogravüren. Alle Hauptwerke französischer
Gotik in Architektur, Plastik, Malerei, Glasmalerei, Minia-
turmalerei, Tapisserie etc. sind in vorzüglichen Wiedergaben
zur Anschauung gebracht, kurz in illustrativer Hinsicht waltet
ein Geschmack und eine Kunst, die musterhaft genannt wer-
den müssen. Das Werk kostet in gewöhnlicher Ausgabe
100 Frs., auf Japanpapier gedruckt 250 Frs. Eine besondere
Besprechung wird es an dieser Stelle noch finden.

Wy. Seit sechzehn Jahren schon erscheint zur Weih-
nachtszeit ein Lagerkatalog des Kunsthändlers Franz Meyer
in Dresden und immer konnte man sicher sein, in jedem neu
erscheinenden Katalog eine Fülle von interessanten Werken
der graphischen Künste und Zeichnungen zu finden. Dieses-
mal aber müssen wir auf den so eben erschienenen Katalog
ganz besonders aufmerksam machen, da hier ein Reichtum der
kostbarsten und seltensten Kunstblätter verzeichnet ist, wie
er sich selten in dieser Weise beisammen findet. Alles Min-
derwertige ist ausgeschlossen, dagegen sind viele Blätter vor-
handen, wie sie öffentliche Sammlungen und die wählerisch-
sten Sammler des Erwerbens würdig finden dürften. Be-
sonders reich sind die Werke von Schongauer, van Meckenem,
Dürer, Crana«h und aller Kleinmeister vertreten; an diese
reihen sich Lucas van Leyden und die besten niederländischen

Malerradirer an; aus anderen Schulen wären die Drevet,
Mantegna, Marc-Anton und Longhi zu nennen, von neueren
deutschen Meistern Dietrich, G. F. Schmidt, Wille, Bause,
Klein, Erhard und A. Achenbach hervorzuheben. Der Haupt-
werth der angebotenen Blätter liegt neben tadelloser Er-
haltung in den vielen, seltenen und kostbaren frühen Ab-
drucksgattungen derselben. Eine kleine Abteilung enthält
Zeichnungen und Aquarelle neuerer Meister, meist der Dres-
dener Schule, und auch hier begegnen wir zahlreichen Ka-
pitalblättern von Steinle, Schönherr, Richter, Bendemann,
Hübner, Koch u. a. m.

. KUNSTGESCHICHTLICHES.

R. Einem Aufsatze von Karl Berling, Die Dresdener
Malerinnung (Neues Archiv für sächsische Geschichte und
Altertumskunde, Bd. XL Heft 3, S. 263 ff.) entnehmen wir
folgende sehr interessante Mitteilungen, welche bei der un-
verdient geringen Verbreitung der genannten Zeitschrift
ausserhalb Sachsens sonst kaum weiter bekannt werden
dürften. Ein glücklicher Zufall hat vor einiger Zeit ein
Aktenstück ans Tageslicht gebracht, welches unter sämt-
lichen am Ausgang des 16. Jahrhunderts zu Dresden bestehen-
den Innungsordnungen auch die ältesten Artikel der ver-
einigten Maler, Bildhauer und Bildschnitzer enthält. Daraus
geht hervor, dass in Dresden die Künstler im Jahre 1574
zum erstenmal zur Bildung einer gemeinsamen Innung ge-
schritten sind. Dass dies gerade in der Nachblüte der Re-
naissance geschah, wirkt auf den ersten Blick befremdend,
denn in den Folgen der Renaissance sind die Gründe hier-
für nicht zu suchen. Vielmehr hätte diese neue Geistes-
richtung, diese neue Kunstperiode, welche die Individualität
des Künstlers dem Kunstwerke gegenüber besonders betonte,
nur das Gegenteil bewirken können. Man muss daher anneh-
men, dass sich die Künstler Dresdens in jener Zeit nicht mehr
auf der Höhe der Renaissance befanden, sondern bereits den
von Lucas Cranach angebahnten abschüssigen Weg, der dem
gänzlichen Verfall entgegenführen musste, beschritten hatten.
Hierzu kommt noch ein zweiter Grund, der aktenmässig als
solcher bezeugt wird. Die Innungen hatten zu jener Zeit
schon jeglichen politischen Charakter verloren und waren zu
reinen Prohibitivgenossenschaften herabgesunken. Sie be-
zweckten damals weiter nichts, als die einheimischen Hand-
werker vor den Fremden, vor den Störern, Pfuschern und
Bönhasen zu schützen. Der reine Brotneid war es, der in
zweiter Linie die Aufrichtung der Dresdener Maler- und Bild-
hauerinnung in dem genannten Jahre bewirkte. Und es war
damals in Dresden eine stattliche Zahl von fremden Künst-
lern thätig, welche durch die Kurfürsten Moritz und August
für die vielen Bauten, die sie aufführen Hessen, herangezogen
waren (so Rochus Quirinus von Linar, die Schweizer Benedikt
und Gabriel de Thola, der Italiener Francesco Ricchini,
Hans Schröer aus Lüttich) und gegen welche die einheimi-
schen Künstler nicht recht aufzukommen vermochten. Zu
diesen gehörten vor allem jene beiden Künstler, welche der
Innung die ersten Jahre ihres Bestehens hindurch als Älteste
vorgestanden haben. Es sind der Hofmaler Heinrich Göding
der ältere und der Bildhauer und Bürgermeister von Dresden
Hans Walther. Am 15. Dezember 1574 hatte der Rat der
Stadt Dresden diesen beiden im Verein mit dreizehn anderen
Künstlern auf ihr Ansuchen hin eine aus elf Artikeln be-
stehende Innungsordnung bestätigt. Hiernach war die La-
tung aller Innungsangelegenheiten in die Hände zweier Äl-
testen gelegt, die alle zwei Jahre am Tage des heil. Luke»,
des alten Patrones der Maler, und zwar der m» am de» K»ej ''
 
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