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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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Friedrich von Schmidt gest.
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https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0126

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.

HERATJSGEBEK:

UND

CARL VON LUTZOW

WIEN

Heugasse 58.

ARTHUR PABST

KÖLN
Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. IL Jahrgang.

1890/91.

Nr. 14. 29. Januar.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Knnstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an

FRIEDRICH VON SCHMIDT f.

* Der Tod hat wieder einen hochragenden
Stamm im deutschen Künstlerwalde gefallt! Wien
trauert um das Hinscheiden seines Dombaumeisters
und Rathauserbauers, des genialen Wiedererweckers
mittelalterlicher Kunst, Friedrich Freiherrn r. Schmidt,
der am 23. Januar früh 3 Uhr einem langwierigen
Magenübel erlag. Eine der stolzesten Persönlich-
keiten der Kaiserstadt an der Donau, ein Mann,
ebenso bedeutend als Mensch und Lehrer, wie als
werkthätiger und schöpferischer Arbeiter in dem
Weiten Gebiete seines Fachs, ist damit aus unserer
Mitte geschieden, und eine Lücke gerissen worden,
Welche weit über die Grenzen Österreichs und
Deutschlands hinaus mit aufrichtigem Schmerz
empfunden werden wird. Denn nicht nur im Kunst-
leben Wiens, sondern überall, wo es sich um eine
große Frage der Architektur, einen Neubau oder ein
Problem der Restaurationskunst handelte, hatte
Schmidt eine autoritative Stellung sich errungen.
Es gab kaum einen wichtigen Beschluss, vor dessen
Fassung man ihn nicht um seinen bewährten Rat
gefragt hätte. Und wie durch sein Können, so griff
er durch sein Wissen und Lehren tief in das Bau-
leben der Gegenwart ein. Die Wahrheit im Kon-
struiren, dieses Grundgesetz der Architektur, prägte
er ganzen Generationen ein, teilte ihnen seine be-
geisterte Liebe zu den Werken der alten heimischen
Meister mit, die er in ihrem Kreise aufnahm und
studirte, und lehrte sie dann auf dieser Basis flott
u»d selbständig planen und entwerfen. Seit nahezu
dreißig Jahren verfolgten wir seine Schule in ihren

Ausstellungen und sonstigen Lebensäußerungen.
Wer dies ebenfalls gethan, wird mit uns Zeugnis
ablegen von ihrer bis heute bewahrten Jugendfrische.

Schmidt war ein geborener Schwabe. Seine
Wiege stand in Frickenhofen -in Württemberg, wo
er am 22. Oktober 1825 als Sohn eines protestan-
tischen Pfarrers zur Welt kam. Den ersten archi-
tektonischen Unterricht empfing er in Stuttgart
durch Mauch, kam dann zu Zwirner nach Köln und
von dort als Professor nach Mailand, von wo er
1859 nach dem Verluste der Lombardei durch die
österreichische Regierung nach Wien berufen wurde.
Hier wirkte er als Professor an der Akademie und
seit Ernsts Tode (1862) auch als Dombaumeister
von St. Stephan bis zu seinem Ende, und war außer-
dem als Urheber einer ganzen Reihe von gotischen
Kirchen und sonstigen Monumentalbauten, an der
Seite van der Nulls, Hansens, Sempers, Ferstels
und Hasenauers in vorderster Linie bei der glänzen-
den Neugestaltung Wiens thätig. Der Architekten-
verein, die Künstlergenossenschaft wählten ihn wie-
derholt zu ihrem Vorstande. Zahlreiche Auszeich-
nungen und Ehren wurden ihm zu teil, in letzter
Zeit das Baronat und die Berufung in das österrei-
chische Herrenhaus.

Unter Schmidts jüngsten Arbeitern nahm, be-
sonders seit das Stiftungshaus am Schottenring und
das Rathaus vollendet waren, die Restauration und
innere Ausstattung des mächtigen romanischen Domes
von Fünfkirchen in Ungarn die erste Stelle ein.
Das glänzende Werk soll demnächst feierlich ein-
geweiht werden. Der Meister hat diese Freude nicht
mehr erlebt. Im letzten Herbst schon, da er den
Tag der Einweihung nahen sah, verabredete er mit
 
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