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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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Vereine und Gesellschaften. — Sammlungen und Ausstellungen.

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VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

x. Süddeutscher Kunstvereinsverband. Mit dem neuen
Jahre 1891 hat sieh in der Vertretung des Süddeutschen
Kunstvereinsbandes, bestehend aus den Vereinen Regensburg,
Augsburg, Ulm, Stuttgart, Heilbronn a. N., Würzburg, Fürth,
Nürnberg, Bamberg und Bayreuth, ein Änderung ergeben,
indem der seit 24 Jahren als Vorort fungirende Verein
Regensburg — der Gründer des Verbandes — zurückge-
treten und statt seiner der 'württembergische Kunstverein
Stuttgart als Vorort gewählt worden ist. — Gleichzeitig hat
auch der seit 41 Jahren fungirende Vorstand des Kunst-
vereins Regensburg, der fürstlich Thurn und Taxissche Bau-
rat a. D. Friedrich Sauer aus Alters- und Gesundheitsrück-
sichten seinen Rücktritt genommen. Nachdem ihm schon
im Jahre 1886 von der Mehrzahl der verbundenen Kunst-
vereine eine ehrende Anerkennung zu teil geworden und eine
gleiche Anerkennung bei Gelegenheit des 50jährigen Jubi-
läums des Kunstvereins im Jahre 1888 durch die Ernennung
zum Ehrenbürger der Stadt Regensburg ihm geworden war,
ist Baurat Sauer nun auch zum Ehrenpräsidenten des Kunst-
vereins selbst ernannt worden.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

t*t Zur internationalen Kunstausstellung in Berlin.
Wie das Bureau des Vereins Berliner Künstler mitteilt, hat
der Aufruf zur Beschickung der unter dem Protektorate der
Kaiserin Friedrich am 1. Mai im Landesausstellungspalast
beginnenden internationalen Kunstausstellung aus Anlass
der fünfzigjährigen Jubelfeier des Vereins Berliner Künstler
in den beteiligten Kreisen des In- und Auslandes großes
Interesse erweckt. Die Hauptstätten deutscher Kunst werden
durch ihre ersten Meister vertreten sein. In Belgien hat
Herr Prof. Bracht eine lebhafte Beteiligung erwirkt. Der
Maler Edm. de Schampheleer und der Bildhauer Paul de
Vigne in Brüssel treffen die Auswahl in den Ateliers über
die disponiblen Kunstwerke, der sich die Regierung und die
General Verwaltung der Museen mit den Neuerwerbungen der
Staatssammlungen anschließen wird. Auf die Beteiligung der
in Paris lebenden Belgier Alfred Stevens, Jean van Beers
und Emile Wauters ist zu rechnen. Auch aus Antwerpen,
wo der Sekretär der dortigen Akademie, P. Koch, für die
Ausstellung wirkt, liegen bereits die festen Zusagen der ersten
Künstler vor. In Italien war Herr Prof. A. Hertel mit be-
sonderer Hingabe für die Interessen der Ausstellung thätig.
Seine Bemühungen waren durch die einflussreiche Verwen-
dung der Kaiserin Friedrich und das Entgegenkommen des
Marchese de Villamarina von außerordentlichem Erfolg ge-
krönt, so dass er u. a. die Erlaubnis erhielt, aus der Galerie
des Königs von Italien in Monza das Beste auszusuchen, ebenso
aus der Nationalgalerie in Rom. Fast alle bedeutenden rö-
mischen Künstler, sowie die in Rom lebenden Spanier werden
sich beteiligen. Ferner liegen Zusagen aus Mailand, Turin,
Neapel und Venedig vor; in Florenz wirkt Prof. de Sanctis
für die Ausstellung, welch letzterer mit dem Bildhauer Prof.
Kopf, dem Direktor Palmaroli und dem Marchese de Villa-
marina ein Komitee bilden, das durch den Botschafter Graf
Solms mit Berlin in Kommunikation bleibt. Auch England wird
sich auf das lebhafteste beteiligen. Frederick Leighton und
Prof. Ascan Lutteroth, letzterer als Delegirter, werden dort
die Auswahl besorgen. Während so ein Zusammenfluss der
hervorragendsten Schöpfungen der bildenden Künste fast der
ganzen Welt für Berlin zu erwarten ist, wird auch der
Landesausstellungspalast eine dem entsprechende Ausstattung

erhalten. Die weiten Räume werden einen wohnlichen Cha-
rakter bekommen. Der herrliche Eintrittsaal der Architekten
Kayser und von Großheim mit den Fresken Woldemar
Friedrichs wird neu erstehen. In den rechts und links sich
daran anschließenden Nebensälen werden die plastischen
Kunstwerke hauptsächlich aufgestellt sein, welche sich sonst
im letzten großen Saal befanden, der diesmal den Malern
reservirt bleibt. Alle Kunstwerke werden nach den Ländern
verteilt. Prachtwerke des Buchhandels kommen ebenfalls
zur Ausstellung. Ein reich illustrirter Katalog, eine Lotterie
von Kunstwerken sind in Aussicht genommen.

A. R. In Fritx. Gurlitts Kunsthandlung in Berlin ist
eine Reihe von 56 Gemälden und Ölstudien aus den Lofoten
zur Ausstellung gelangt, die uns die erste Bekanntschaft mit
dem norwegischen Maler Ghtnnar Berg vermitteln, der aus
Svolvaer, einem der beliebtesten Lofotenhäfen, gebürtig ist
und dort auch seiner Kunst lebt. Aus Svolvaer und seiner
näheren und weiteren Umgebung hat er auch die Stoffe zu
seinen Studien und Bildern geschöpft, die er mit großer Un-
befangenheit und Frische, ohne sich um eine abgerundete
Komposition und um Harmonie der Färbung, um Ton und
Stimmung viel zu kümmern, der Natur nachschreibt. Ab-
gesehen von einem großen, den reich mit Fischerbooten,
Dampfern und Fahrzeugen jeglicher Art erfüllten Hafen von
Svolvaer darstellenden Gemälde kommt die Mehrzahl der
Bilder über eine skizzenhafte, etwas nüchterne, wenn auch
kräftige malerische Behandlung nicht hinaus. Aber die
Lebendigkeit der Darstellung entschädigt für die Trocken-
heit der Auflassung und die Einförmigkeit der Motive. Meist
füllen hohe schneebedeckte Berge den Hintergrund, und nur
das Treiben der Fischer im Vordergrunde bringt buntes
Leben in die Monotonie der Schneelandschaft. Im Einklang
mit der Beschäftigung der Lofotenbevölkerung dreht sich
alles um den Fang der Fische und ihren Verkauf, und unter
diesem Gesichtspunkte gewinnen die Studien des norwegi-
schen Künstlers auch ein ethnographisches Interesse, das
größer sein dürfte als das rein künstlerische. — Koloristisch
ungleich feiner durchgebildet und weit reizvoller in der
Stimmung sind fünf neue, zu gleicher Zeit ausgestellte Öl-
bilder von Hans Herrmann in Berlin, der auch gern das
Leben und Schaffen der holländischen Fischer in ihren
Stranddörfern schildert. Darunter ist eine einsame Fischer-
dorfstraße bei Novemberwetter durch Feinheit der Tönung
innerhalb einer vorwiegend graulichen Skala besonders aus-
gezeichnet. Auch zwei Städtebilder, eine Straße in Leyden
und die Prinzengracht in Amsterdam, zeigen, dass es dem
Künstler glückt, immer tiefer in das eigentümliche, Wechsel -
volle Leben der über Grachten, Kanälen und Küstenstrichen
lagernden Atmosphäre Hollands einzudringen. — Auch Hugo
Vogel, der sich zuerst durch figurenreiche Geschichtsbilder
einen Namen gemacht, malt in neuerer Zeit fast ausschließ-
lich Genrebilder aus dem belgischen und holländischen
Volksleben, die bald mehr bald weniger naturalistisch an-
gehaucht sind. Zu den gemäßigsten Darstellungen dieser Art
gehören drei bei Gurlitt ausgestellte Bilder: „Sonntagsruhe",
„Wieder daheim!" und Holländisches Interieur mit einem die
Zeitung lesenden Bauern, welches letztere etwas an ähnliche
Bilder von Israels und Neuhuys erinnert.

P. R. Kunstausstellung in Nürnberg. Die Künstlerklause
in Nürnberg hat für diesen Sommer eine Ausstellung von
Werken Nürnberger Künstler unserer Zeit ins Werk gesetzt,
welche bei dem Interesse, das die betreffenden Künstler
dem unternehmen entgegenbringen, mögen sie nun in Nürn-
berg selbst thätig sein oder als alte Mitglieder der Künstler-
klause oder überhaupt als geborene Nürnberger in anderen
 
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